Eine Befragung des KFV zeigt: Ein Großteil der Wanderer erkennt zwar die Markierungen, mit denen die Schwierigkeit eines Wanderwegs angezeigt wird. Die damit verbundenen Anforderungen an Technik und körperliche Fitness sind vielen jedoch nicht bekannt. Rund jeder siebente Wanderer weiß nicht, welchen Schwierigkeitsgrad der Weg aufweist, auf dem er gerade unterwegs ist. Unfälle durch Fehleinschätzung und Überforderung zählen zu den möglichen Folgen.
Wien, 12. August 2021. Naturerlebnis, Ruhe und Bewegung an frischer Höhenluft: der Berg-Boom hält an und die Wandersaison in diesen Sommerferien nähert sich bei Traumwetter dem Höhepunkt. Wandermarkierungssysteme sorgen dabei für Orientierung – doch nicht alle Wanderer sind mit ihrer Bedeutung und den damit verbundenen Anforderungen vertraut. Im Rahmen einer Erhebung an Start- und Endpunkten von Wanderrouten hat das KFV Details zu Wissensstand, Erfahrungen und Verhalten von Wanderern und Bergsteigern in Bezug auf das Wandermarkierungssystem in Österreich erhoben.
Gefährliches Halbwissen
Nach eigener Einschätzung kennen sich knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten sehr bzw. gut aus, wenn es um das österreichische Markierungssystem geht. Und tatsächlich: Konfrontiert mit dem Bild eines Wegweisers mit roter Markierung konnten 72 Prozent der Befragten korrekt darüber Auskunft geben, dass es sich dabei um einen mittelschwierigen Wanderweg handelt. Doch dabei scheint es sich in vielem Fällen um gefährliches Halbwissen zu handeln, denn: Über die technischen Schwierigkeiten der Gehstrecke und die damit verbundenen Anforderungen an den Wanderer wussten nur die wenigsten Befragten Bescheid: So waren sich 74 Prozent der befragten Wanderer nicht bewusst, dass auf rot markierten Routen versicherte Passagen vorkommen können. 80 Prozent wussten nicht, dass auf mittelschweren Strecken auch ausgesetzte Stellen vorkommen können – also Wegstrecken, bei denen aufgrund der Steilheit des Geländes im Fall eines Absturzes große Verletzungsgefahr besteht. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) der befragten Wanderer war weder die Bedeutung der roten Markierung noch die damit verbundenen Anforderungen bekannt.
Wanderungen oft ungenügend geplant – Jeder siebente Wanderer weiß nicht wo er unterwegs ist
Vor jeder Bergtour sollten die körperliche Verfassung und Bergerfahrung aller Teilnehmer realistisch eingeschätzt und darauf basierend der Schwierigkeitsgrad der Route und Länge der Tour bestimmt werden. In der Realität ist das jedoch nicht immer der Fall. So wusste etwa jeder 7. Befragte (15 Prozent) nicht, welchen Schwierigkeitsgrad der Weg aufweist, auf dem er gerade unterwegs ist. „Durchschnittlich verletzen sich in Österreich jährlich rund 10.000 Personen beim Wandern und Bergsteigen so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Die zweithäufigste Unfallursache nach Stürzen ist Überstrapazierung. Eine sorgfältige Routenplanung ist das Um und Auf, um solche Unfälle zu vermeiden“, so Dr. Johannna Traunner-Karner, Leiterin der Sportprävention im KFV.
Welcher Weg ist für mich geeignet – Hilfe zur Selbsteinschätzung
Das alpine Wegenetz ist für Bergbegeisterte eine überaus wichtige Infrastruktur. Da die Berg- und Wanderwege allerdings teils sehr unterschiedliche Anforderungen an Wanderer stellen, sind die Wandermarkierungen von zentraler Bedeutung. Die Kategorisierung der Wege in verschiedene Schwierigkeitsgrade ist eine wichtige Orientierungshilfe zur Selbsteinschätzung und dient somit auch der Sicherheit und der Unfallprävention. Nicht allen Wanderern ist jedoch bekannt, dass es in Österreich kein einheitliches Wandermarkierungssystem gibt. Aus diesem Grund sollten schon bei der Tourenplanung genaue Informationen über die lokal geltende Bergwegekategorisierung und die damit verbundenen Anforderungen eingeholt werden.
Tipps für ein sicheres Wandervergnügen:
- Ausdauer, Kraft und Gleichgewicht sind die Basis für ein gelungenes Wandervergnügen. Diese Fähigkeiten sollten bereits vor und nicht erst während der Bergtour trainiert werden.
- Vor jeder Bergtour sollten die Verfassung und Bergerfahrung aller Teilnehmer – insbesondere teilnehmender Kinder – realistisch eingeschätzt werden. Danach richten sich die Länge und der Schwierigkeitsgrad der Tour.
- Im Vorfeld möglichst detaillierte Informationen über die geplante Tour sammeln – sei es aus Karten, Tourenführer oder Tourenberichten im Internet. Vor der Tour die aktuelle Wetterprognose einholen und die tagesaktuelle Entwicklung laufend beobachten.
- Wer in der Gruppe wandert sollte alle Teilnehmer vorab über die geplante Strecke, voraussichtliche Dauer und Einkehrmöglichkeiten informieren. Auf diese Weise können Kleidung, Ausrüstung und Proviant an die Tour angepasst werden.
- Möglichst nicht alleine auf Tour gehen. Wer sich dennoch alleine auf Wanderung begibt, sollte einen Angehörigen oder eine Vertrauensperson über den voraussichtlichen Verlauf und die Dauer der Tour informieren.
- Im Notfall den Alpin-Notruf 140 oder die Euro-Notrufnummer 112 wählen. Unfallgeschehen und -ort möglichst genau schildern. Ruhe bewahren, den Anweisungen folgen und am Unfallort warten, bis Hilfe eintrifft.
- Wenn Sie keinen Empfang haben und der Notruf nicht verbunden wurde: Handy aus- und wieder einschalten. Statt dem PIN-Code die Nummer 112 eingeben. Das Mobiltelefon sucht automatisch das Mobilfunknetz mit dem besten Empfang und stellt die Verbindung zur nächsten Sicherheitszentrale her