Vorsicht beim Frühjahrsputz: Hektik gehört zu den häufigsten Unfallursachen

428

Wenn die Frühlingssonne in die Wohnräume strahlt, kommen die Spuren des Winters oft erst so richtig zur Geltung. Schmutzige Fenster, staubige Möbel und ergraute Gardinen verleiten demnächst wieder zahlreiche Menschen zum Frühjahrsputz. Allerdings ist die Gefahr nicht zu unterschätzen: Pro Jahr müssen nach Reinigungsarbeiten im Haushalt allein im März und April insgesamt rund 3.800 Personen mit Verletzungen in einem Spital stationär oder ambulant behandelt werden. Das sind im Schnitt 62 Verletzte pro Tag.

Wien, 14. März 2024. Reinigungsarbeiten im Frühling sind nicht nur mühsam, sondern auch gefährlich. Pro Jahr verletzen sich rund 3.800 Personen in den ersten beiden Frühlingsmonaten März und April bei Reinigungsarbeiten im Haushalt so schwer, dass sie im ambulant oder stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen – das entspricht durchschnittlich 62 Personen pro Tag.

Im Laufe des Gesamtjahres verletzen sich sogar im Schnitt mehr als 25.000 Personen (s. Tabelle unten), wie die Daten von KFV IDB Austria (Durchschnitt von 2021 bis 2023) zeigen. „Häufigste Unfallursachen sind Ablenkung, Hektik und Unachtsamkeit. 47 Prozent der Verletzungen bei Reinigungsarbeiten im Haushalt resultieren aus diesen drei Faktoren. Daher sollte man für den Frühjahrsputz ausreichend Zeit einplanen und zwischendurch auch immer wieder Pausen einlegen“, so Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. Fehleinschätzung bzw. Selbstüberschätzung werden von Unfallopfern am zweithäufigsten genannt (11%).

65 Prozent der Verletzungen bei Reinigungsarbeiten im Haushalt werden durch Stürze hervorgerufen, davon die meisten durch Stolpern über Teppiche, Kabel oder andere Gegenstände. Besonders folgenschwer können Treppenstürze oder Stürze aus der Höhe, wie beispielsweise von Leitern oder Sesseln, ausfallen.

Vorsicht vor Drehstühlen als Aufstiegshilfe und vor feuchten Böden

Rückschlüsse auf Präventionsmaßnahmen lassen sich auch von den häufigsten Verletzungen ableiten. Angeführt wird die Liste von Knochenbrüchen (52%), offenen Wunden (17%) und Prellungen (10%). „Gerade bei scheinbar banalen oder gewohnten Tätigkeiten sollte man besonders vorsichtig sein. Bitte steigen Sie daher nicht mit Socken oder Schlapfen auf wackelige Leitern zum Fensterputzen oder zum Vorhänge abnehmen. Verwenden Sie aus Bequemlichkeit oder weil es schnell gehen soll keinen Drehstuhl oder Sessel als Aufstiegshilfe und lassen Sie nach der Benutzung des Staubsaugers diesen nicht mit ausgerolltem Kabel als Stolperfalle mitten im Raum stehen“, appelliert die Freizeitsicherheitsexpertin. Auch das Balancieren über soeben gewischte, feuchte Fußböden oder Treppen kann zu Verletzungen führen.

Falls kleine Kinder im Haus sind, sollten Putzmittel für diese unerreichbar aufbewahrt werden.  Auch Leitern können für Kinder sehr verlockend sein und eine Gefahrenquelle darstellen. „Sollten Sie die Fenster putzen und eine Pause machen oder den Raum verlassen, schließen Sie bitte die Fenster und nehmen Sie Ihre Kinder immer mit“, appelliert Dr. Trauner-Karner.

Mehr verletzte Frauen als Männer

Sehr aufschlussreich ist auch die Verletzungsstatistik getrennt nach Geschlechtern. Dreimal so viele Verletzte sind weiblich (75%). Dies heißt allerdings nicht, dass Männer geschickter sind, sondern dass der Haushaltsputz vermutlich nach wie vor sehr viel häufiger von Frauen verrichtet wird als von Männern. Wie eine repräsentative Umfrage des KFV zeigt, putzen 86 Prozent der österreichischen Bevölkerung regelmäßig den Wohnbereich. Während allerdings nur vier Prozent der Frauen angegeben haben, nur selten oder nie zu putzen, sind es bei Männern gleich 24 Prozent – also sechsmal so viele. Entsprechend höher ist auch die Wahrscheinlichkeit für Frauen, bei Reinigungstätigkeiten im Haushalt zu verunfallen.

Tipps für mehr Sicherheit bei Reinigungstätigkeiten

  • Überanstrengung und Hektik erhöhen das Unfallrisiko. Planen Sie daher ausreichend Zeit für den Frühjahrsputz ein und legen Sie regelmäßige Pausen ein.
  • Stühle, Tische oder andere Einrichtungsgegenstände sollten nicht als Steighilfen verwendet werden. Benutzen Sie stattdessen eine standsichere Leiter mit rutschsicheren Standfüßen und Trittflächen.
  • Bewahren Sie Haushalts-Chemikalien stets im Originalbehältnis auf. Die Produkthinweise enthalten wichtige Informationen für den Notfall.
  • Reinigungsmittel nicht mischen oder unmittelbar hintereinander anwenden! Dadurch können gefährliche chemische Reaktionen in Gang gesetzt werden.
  • Beseitigen Sie im Rahmen des Frühjahresputzes auch gleich Stolperfallen wie beispielsweise lose Kabel und rutschende Teppiche.
  • Herumliegende Gegenstände sind potenzielle Stolperfallen. Alle Hilfsmittel zum Putzen so platzieren, dass man nicht darüber stolpert.
  • Überprüfen Sie die Einsatzbereitschaft von Feuerlöscher und Rauchwarnmeldern.
  • Fürs Fensterputzen Reinigungsgeräte mit Teleskop-Stiel verwenden, niemals auf die äußere Fensterbank steigen.
  • Falls Kinder im Haushalt sind: Öffnen Sie immer nur jenes Fenster, das Sie gerade putzen und halten Sie Ihre Kinder vom Fenster fern. Versperrte Kindersicherheitsgriffe bei Fenster und Balkontüren bieten generell zusätzlichen Schutz.
  • Tragen Sie bei Reinigungsarbeiten zweckmäßige Kleidung, in der Sie sich gut bewegen können. Diese sollte aber weder zu eng noch zu weit sein, damit sie nicht an Gegenständen hängenbleiben. Auch ein gutes Schuhwerk mit rutschfester Sohle ist wichtig.

Durchschnittliche Anzahl der spitalsbehandelten Verletzten bei Reinigungsarbeiten im Haushalt pro Jahr

Grafik: Zahl der Verletzten

 

 

 

 

 

*Anzahl der Personen mit Hauptwohnsitz in Österreich, die nach Unfällen bei Reinigungsarbeiten im Haushalt so schwer verletzt wurden, dass sie im Spital stationär oder ambulant behandelt werden mussten. Quelle: KFV IDB Austria 2021-2023 (durchschnittliche Anzahl der Verletzten pro Jahr). Die Daten basieren auf Patientenbefragungen und auf Hochrechnungen. und sind gerundet. Die Addition der Bundesländerdaten ergibt daher eine Rundungsdifferenz.

Presseaussendung .pdf