Vorläufige Halbjahresbilanz: Anstieg der Verkehrstoten in Salzburg, Vorarlberg, Kärnten und Tirol

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Im 1. Halbjahr 2023 (bis KW 24 – 18.06) sind in Österreich bei Verkehrsunfällen 151 Menschen ums Leben gekommen, wie vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) ausgewertete vorläufige Zahlen des BMI zeigen. Das ist ein Minus von 13% im Vergleich zum Vergleichszeitraum 2022. In vier Bundesländern gibt es allerdings zum Teil starke Anstiege: In Salzburg ist die Zahl der Getöteten von acht auf 17 (+113%) gestiegen, in Vorarlberg von sechs auf sieben (+17%), in Kärnten von zehn auf elf (+10%), und in Tirol von 15 auf 16 Getötete (+7%). Das KFV betont, dass Österreich seine Anstrengungen erhöhen muss, um die Zahl der Verkehrstoten wie geplant bis 2030 um 50 Prozent zu senken.  

Wien, 20. Juni 2023. Österreich hat sich in seiner Verkehrssicherheitsstrategie 2021-2030 ambitionierte Ziele gesetzt. Demnach soll bis zum Jahr 2030 die Zahl der Verkehrstoten um 50 Prozent sinken. Als Startwert dient der Durchschnittswert von 2017 bis 2019. Demnach müsste bis 2030 die Zahl der Getöteten von 413 auf mindestens 206 halbiert werden. Wie Berechnungen des KFV auf Basis eines linearen Szenarios bis 2030 zeigen, könnte Österreich allerdings heuer – im Gegensatz zu den beiden Jahren davor – zum Jahresende erstmals das erstrebenswerte Zwischenziel verfehlen. Um das fiktive Plansoll zu erreichen, dürfte es in Österreich heuer bis Jahresende maximal 351 Verkehrstote geben, laut KFV-Hochrechnungen könnten es aber 366 werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden 370 Menschen im Straßenverkehr getötet.

„Wir dürfen es einfach nicht hinnehmen, dass bei prognostizierten 366 Toten in diesem Jahr täglich weiterhin durchschnittlich mehr als ein Menschenleben auf Österreichs Straßen ausgelöscht wird“

Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV©KFV

Im 1. Halbjahr 2023 (bis KW 24 – 18.06) kamen laut vorläufigen Berechnungen des KFV in Österreich 151 Menschen ums Leben. Im Vergleich zum selben Zeitraum 2022 ist das ein Rückgang um 13%. Allerdings steht das in puncto Verkehrstoten erfahrungsgemäß wesentlich fatalere 2. Halbjahr erst bevor. „Sollten unsere Hochrechnungen eintreffen, könnte das Ziel der österreichischen Verkehrssicherheitsstrategie wieder ein Stück in die Ferne rücken. Außerdem dürfen wir es einfach nicht hinnehmen, dass bei prognostizierten 366 Toten in diesem Jahr täglich weiterhin durchschnittlich mehr als ein Menschenleben auf Österreichs Straßen ausgelöscht wird“, erklärt Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV.

Auffallende Entwicklung auch bei den Toten pro 100.000 Einwohnern

Entgegen dem durchaus positiven Bundestrend im 1. Halbjahr 2023 (bis KW 24) gab es in vier Bundesländern im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 Anstiege bei den Verkehrstoten. In Salzburg ist die Zahl der Getöteten von acht auf siebzehn (+113%) in Kärnten von zehn auf elf (+10%), in Vorarlberg von sechs auf sieben (+17%) und in Tirol von 15 auf 16 (+7%) gestiegen. Dipl.-Ing. Robatsch präzisiert: „Gemessen an den Toten pro Einwohner schneiden Salzburg sowie das Burgenland im ersten Halbjahr am schlechtesten ab. Zudem haben wir auch den Durchschnitt der letzten 4 Jahre ausgewertet, wobei das Burgenland hier mit 6,5 Toten pro Jahr und 100.000 Einwohnern ebenfalls an letzter Stelle rangiert. Salzburg schneidet mit 4,5 Toten deutlich besser ab“. In größeren Bundesländern wie etwa in der Steiermark ist die Zahl der Toten im 1. Halbjahr 2023 (bis KW 24) von 35 auf 22 Toten gesunken (-37%). Auch in Oberösterreich haben sich die Zahlen mit einem Rückgang von 36 auf 30 Tote (-17%) spürbar gebessert. Die meisten Toten, nämlich 35 Tote, gibt es trotz eines Rückgangs von 24% nach wie vor im flächenmäßig größten Bundesland, in Niederösterreich. Im Burgenland sind die Getöteten im ersten Halbjahr mit 7 gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben.

Telefonieren am Steuer und SMS-Lesen sollten Vormerkdelikte werden

Mit einem Anteil von 29% zählten „Ablenkung und Unachtsamkeit“ zu den Spitzenreitern unter den Hauptunfallursachen. Laut vorläufigen Daten verloren dadurch 36 Menschen ihr Leben. Dipl.-Ing. Robatsch bekräftigt daher eine Forderung des KFV: „Wer am Steuer ohne Freisprecheinrichtung telefoniert oder Textnachrichten schreibt bzw. liest, sollte ganz klar wissen, dass er dadurch Menschenleben gefährdet. Daher fordern wir endlich die Aufnahme dieser Delikte in das Vormerksystem“. Auch bei der ex aequo an erster Stelle rangierenden Hauptunfallursache „nichtangepasste Geschwindigkeit“ (36 getötete; 29% der Fälle) sieht der Experte dringenden Handlungsbedarf: „Die Absenkung der Grenzwerte für den Führerscheinentzug sowie eine deutlich längere Entzugsdauer könnten ebenfalls dazu beitragen das Umdenken zu beschleunigen und die Zahl der Verkehrstoten zu senken. Zudem fordern wir im Ortsgebiet eine Regelumkehr: Generell sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gelten, wobei aber Ausnahmen mit Tempo 50 km/h möglich sind“.

Forderungen des KFV:

  • Beseitigung der Kontrollhindernisse bei der Überwachung von Handys am Steuer und Sanktionierung wie bei allen anderen Verstößen ohne Anhaltungen.
  • Das Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung sowie das Schreiben und Lesen von Textnachrichten sollten als Vormerkdelikte gelten.
  • Die Grenzwerte für den Führerscheinentzug sollten gesenkt und die Entzugsdauer erhöht werden.
  • Geschwindigkeitsüberschreitungen in das Vormerksystem aufnehmen.
  • Im Ortsgebiet sollte eine Regelumkehr gelten: generell Tempo 30 km/h; Ausnahmen mit Tempo 50 km/h sind aber möglich.
  • Zulässigkeit der Geschwindigkeitsüberwachung durch Gemeinden.
  • Abschaffung der Straftoleranz bei der Geschwindigkeitsüberwachung.
  • Einführung eines bundesweiten Verwaltungsstrafregisters zur Identifizierung von Wiederholungstätern in der Zukunft.

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