Österreichs Straßen im Blickpunkt: Zahlen und Fakten

Die Zahl der Verkehrstoten war 2019 relativ niedrig, doch immer noch stirbt alle 21 Stunden ein Mensch auf Österreichs Straßen. Traurig erhöht ist die Anzahl der tödlich verunglückten Kinder, hoch wie nie jene der schwer verletzten Radfahrer. Dramatische Tempo-Unfälle dominieren im Freiland. In Sachen Sicherheit ist also noch sehr viel zu tun.

Unfallgeschehen
Die Zahl der im Jahr 2019 auf Österreichs Straßen tödlich verunglückten Menschen ist mit 416 eine der niedrigsten seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen. Dennoch waren es um sieben mehr als im Jahr 2018 – und um 416 zu viel.

Österreich im EU-Mittelfeld
Österreich findet sich mit 47 im Straßenverkehr Getöteten pro 1 Mio. Einwohner unter dem EU-Durchschnitt von 51 und somit auf Platz 12 im EU-27-Ranking (Quelle: ETSC, 14th Annual PIN Report 2020). Allerdings weist die in vielerlei Hinsicht vergleichbare Schweiz mit 23 Getöteten pro 1 Mio. Einwohner einen nicht einmal halb so hohen Wert auf wie Österreich. Brutale Realität: Jede Stunde wird mindestens eine Person schwer verletzt, alle 21 Stunden stirbt ein Mensch auf Österreichs Straßen.

Sorgenkinder: Kinder im Straßenverkehr
Alarmierend ist die Zahl der im Straßenverkehr zu Tode gekommenen Kinder: Im Jahr 2019 verunglückten 16 Kinder im Alter von 0-14 Jahren tödlich (2018: 3). Auch die Anzahl der getöteten Jugendlichen und Senioren nahm im Vergleich zu 2018 zu, in der Kategorie der Erwachsenen wurde ein Rückgang der Getöteten verzeichnet.

Trauriger Rekord bei Radfahrern
Die Zahl der schwer verletzten Radfahrer war noch nie höher als im Jahr 2019. Ein Viertel davon sind Senioren im Alter 65+. Bei E-Bikes zeigt sich in allen Altersklassen eine hohe Zunahme an Schwerverletzten. Neun von 31 getöteten Radfahrern waren E-Bike-Lenker.

Rückläufige Zahlen bei Fußgängern
Die Zahlen der zu Fuß im Straßenverkehr verunglückten Personen zeigen sich insgesamt rückläufig, dennoch bleiben Kinder und Senioren nach wie vor Risikogruppen.

Tendenziell sicherer: Pkw-Fahrer und -Mitfahrer
In puncto Pkw verringern sich tendenziell die Zahlen der Schwerverletzten und Getöteten. Thema Gurt: Obwohl „nur“ 3 % nicht angegurtet unterwegs sind, beträgt der Anteil der nicht angeschnallten Todesopfer an allen getöteten Pkw-Insassen rund 28 %, jener der ungesichert verunfallten Schwerverletzten an allen schwer verletzten Pkw-Insassen rund 10 %.

Freie Wildbahn Freiland?
Die Zahlen Schwerverletzter und Getöteter auf Autobahnen und Schnellstraßen sinken tendenziell, jene auf Freilandstraßen rangieren, auch im internationalen Vergleich, auf erschreckend hohem Niveau. Rund 60 % aller schweren Unfälle ereignen sich im Freiland.

Unfallursache Nr. 1: Ablenkung
„Unachtsamkeit/Ablenkung“ führt noch immer das Ranking der Hauptunfallursachen an. Schwere Unfälle aufgrund von Vorrangverletzungen/Rotlichtmissachtungen weisen einen gleichbleibenden Anteil auf, „nichtangepasste Geschwindigkeit“ nimmt wieder zu.

Alkoholunfälle
Verkehrsunfälle, bei denen Alkohol am Steuer mit im Spiel war, weisen bei kurzfristiger Betrachtung in Österreich seit 2017 wieder steigende Zahlen auf.

Persönliche Einstellungen
Die persönlichen Meinungen und Einstellungen der im Rahmen der ESRA-Studie befragten ÖsterreicherInnen zeigen im internationalen Vergleich so einige Besonderheiten.

Akzeptanz gesetzlicher Maßnahmen
Höhere Verkehrsmoral als der ESRA-Durchschnitt zeigt Österreich beim Thema 0,0 Promille für Fahranfänger (82 % Akzeptanz) und bei der Befürwortung Kopfhörer-Verbots für Fußgänger (49 % Akzeptanz). In allen anderen Meinungskundgebungen schneidet Österreich in Sachen Sicherheitsbewusstsein aber schlechter ab, insbesondere beim Thema Alkoholwegfahrsperren für Wiederholungstäter (72 % Akzeptanz in Österreich versus 79 % Akzeptanz ESRA20) und beim Thema Helmpflicht für alle Radfahrer (58 % Akzeptanz in Österreich versus 68 % Akzeptanz ESRA20).

Gretchenfrage Verkehrsmoral
Temposünden, Fahren nach dem Konsum von Alkohol und persönliche Handynutzung am Steuer werden in Österreich in höherem Ausmaß berichtet als im ESRA20-Durchschnitt. In Sachen Kindersitz-Verwendung und Fahren über dem Alkohollimit von 0,5 ‰ liegt Österreich wiederum im europäischen Durchschnitt. Musikhören mit Kopfhörern, Texting während der Fahrt und Radfahren auf der Straße neben dem Radweg – diese riskanten Praktiken vermeiden österreichische RadfahrerInnen eher als der ESRA20-Durchschnitt.

Land der Raser?
Österreich liegt in puncto Akzeptanz von Schnellfahren im Bereich der Spitzenreiter: Überschreitungen der Höchstgeschwindigkeit treffen bei Österreichs Autofahrern auf eine markant höhere Akzeptanz als im ESRA20-Durchschnitt, ebenso das Telefonieren ohne Freisprechanlage während der Fahrt. Für Verhaltensweisen wie Fahren ohne Gurt, bei Müdigkeit oder über dem zulässigen Alkohollimit findet sich in Österreich, wie auch in den europäischen Vergleichsländern, allerdings nur geringe Akzeptanz.

Der gesamte Verkehrssicherheitsreport 2020 zum Download:
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