Verbrühungen oder Verbrennungen: Rund 1.600 Kinder jährlich in Österreichs Spitälern behandelt

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In Österreich werden jährlich rund 1.600 Kinder mit Verbrühungen oder Verbrennungen im Krankenhaus behandelt. Acht von zehn Unfallopfern sind Kleinkinder unter fünf Jahren. Gerade in der Weihnachts- und Winterzeit sind viele Gefahrenquellen für Brandverletzungen im Familienalltag präsent. Der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und das KFV klären auf und geben Tipps zum Schutz von Kindern.


Winter ist Hochsaison für Brandverletzungen
Die heiße Tasse Tee zum Aufwärmen nach einer lustigen Schneeballschlacht, der gemütliche Backnachmittag, das Zusammensitzen rund um Adventkranz und Weihnachtsbaum oder das warme Bad vor dem Schlafengehen: In den kalten Wintermonaten und vor allem rund um die besinnliche Weihnachtszeit sind Gefahren für kindliche Verbrühungen und Verbrennungen allgegenwärtig. Rund 1.600 Kinder (0-14 J.) werden jährlich nach Brandverletzungen in Österreichs Spitälern behandelt. Stark betroffen sind Babys und Kleinkinder: Bei rund acht von zehn kindlichen Unfallopfern handelt es sich um 0-4-Jährige. Ihre dünne Haut macht sie besonders anfällig: „Bereits thermische Verletzungen ab Grad 2 (Rötung, Blasenbildung, starke Schmerzen) und im Ausmaß von etwa zehn Prozent der Körperoberfläche können für Kinder unter vier Jahren lebensbedrohlich sein. Umso wichtiger ist ein achtsamer Umgang mit Wasserkochern, offenem Feuer sowie heißen Flüssigkeiten, um das Unfallrisiko zu minimieren“, erklärt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport und Freizeitsicherheit im KFV.

Bereits weniger als eine halbe Tasse heiße Flüssigkeit kann ein Kind lebensgefährlich verbrühen“, warnt Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE.

60% der Brandverletzungen sind Verbrühungen
Über 90 % dieser spitalsbehandelten Verbrühungen und Verbrennungen bei Kindern ereignen sich im Haushalt bzw. im Wohnumfeld. Bei etwa 60 % der Brandverletzungen handelt es sich um Verbrühungen mit heißen Flüssigkeiten, circa 40 % entfallen auf Verbrennungen, vor allem durch Herd/Kochplatte und Ofen. „Kleinkinder können aufgrund ihrer geringen Körpergröße nicht genau sehen, was auf Herdhöhe steht, sind aber natürlich neugierig. So entdecken sie sehr bald, dass sie nur am Pfannenstiel, am Kochtopfgriff oder am Kabel des Wasserkochers ziehen müssen, um zu erfahren was darin ist. Wenn die Pfanne mit heißem Öl gefüllt ist oder sich in Kochtopf oder Wasserkocher heißes Wasser befindet, hat das geradezu verheerende Folgen. Bereits weniger als eine halbe Tasse heiße Flüssigkeit kann ein Kind lebensgefährlich verbrühen“, warnt Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE.

Verbrennungen und Verbrühungen bei Kleinkindern oder Säuglingen sollten immer ärztlich begutachtet werden – auch wenn sie kleinflächig sind bzw. oberflächlich erscheinen“, betont Trauner-Karner.

Die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz von Kindern
Grundregel Nummer eins, um Kinder vor Brandverletzungen zu schützen: Niemals etwas Heißes tragen, trinken oder essen, wenn ein (Klein-)Kind in unmittelbarer Nähe ist. Herdschutzgitter und Backrohrsicherung zählen zu den wichtigsten Kindersicherheitsartikeln in einem Haushalt mit Kleinkindern. „Achten Sie außerdem darauf, dass Pfannenstiele und Kochtopfgriffe immer nach hinten zeigen, also niemals vorne über den Herd ragen. Idealerweise kochen Sie zudem auf den hinteren Herdplatten“, rät Till eindringlich. Wasserkocher sollten auf der Arbeitsplatte immer ganz hinten stehen, das Kabel sollte aufgerollt sein. Überschüssiges heißes Wasser schüttet man am besten immer gleich weg.

Schnelle Hilfe ist entscheidend!   
Falls es trotz aller getroffenen Sicherheitsvorkehrungen zu einer thermischen Verletzung kommt, ist rasche Hilfe entscheidend. Über die verwundete Haut geht viel Flüssigkeit verloren, was bei Kleinkindern schnell zu einem Schock führen kann. „Eine ärztliche Versorgung ist immer dann erforderlich, wenn die thermische Verletzung mehr als ein Prozent der Körperoberfläche betrifft, was etwa der Handinnenfläche des Kindes entspricht. Verbrennungen und Verbrühungen bei Kleinkindern oder Säuglingen sollten jedoch immer ärztlich begutachtet werden – auch wenn sie kleinflächig sind bzw. oberflächlich erscheinen“, betont Trauner-Karner. Bei großflächigeren Verletzungen ist umgehend die Rettung zu rufen (Notruf: 144) oder ein Krankenhaus aufzusuchen.

Sicherheitstipps zur Vermeidung von Brandverletzungen:

Küche:

  • Nie etwas Heißes tragen/trinken/essen, wenn ein (Klein-)Kind in unmittelbarer Nähe ist.
  • Tassen/Kannen mit heißen Getränken weit weg von Kindern und vom Rand des Tisches stellen. Auf Tischläufer und -decken – zumindest mit Kleinkindern im Haushalt – verzichten.
  • Herdschutzgitter montieren. Wasserkocher und Kochtöpfe immer möglichst weit zurückstellen. Pfannengriffe nach hinten drehen.
  • Nicht benötigtes heißes Wasser sofort wegschütten. Beim Wasserkocher insbesondere darauf achten, dass Kinder ihn nicht am Kabel herunterziehen können.

Offenes Feuer:

  • Kinder nie mit brennenden Kerzen alleine lassen. Feuerzeuge/Zündhölzer für Kinder unerreichbar aufbewahren. Schulkindern zeigen, wie man Kerzen, im Beisein von Erwachsenen, richtig anzündet/löscht, Regeln dafür erklären sowie Verhalten im Notfall besprechen.
  • In der Adventkranz- und Christbaumzeit Eimer mit Löschwasser oder Feuerlöscher bereitstellen. Noch sicherer: Kerzen gegen hochwertige elektrische Lichterketten austauschen. Achtung bei LED-Teelichtern: Diese sollten unbedingt ein verschraubtes Fach für die Knopfbatterie haben, denn verschluckte Knopfbatterien können für Kinder tödlich sein!
  • Kleine Kinder nie in die Nähe von Feuerwerkskörpern lassen. Mit älteren Kindern, die von sich aus großes Interesse zeigen, üben, wie man Feuerwerkskörper richtig und sicher abschießt.
  • Heiße Gegenstände (Glätteisen, Heißklebepistole etc.) nicht in Reichweite von Kindern verwenden oder zum Auskühlen ablegen.
  • Öfen mit einem Schutzgitter sichern.
  • Rauchmelder montieren (Die meisten Brandtoten sterben an einer Rauchgasvergiftung – Brandgase verbreiten sich schneller und lautloser als das Feuer selbst!).
  • Badewassertemperatur mit Unterarm oder Thermometer überprüfen. Sicherheitsthermostate verwenden. Kinder in der Badewanne nicht unbeaufsichtigt lassen.

Erste Hilfe, wenn sich ein Kind verbrannt hat: