Mehr als 10 Millionen Unfälle von Kindern und Jugendlichen ereignen sich pro Jahr im EU-Raum, rund 3.800 davon enden mit tödlichen Verletzungen. Damit sind Unfälle auf Platz 1 der höchsten Todesrisiken für Kinder und Jugendliche von 1 bis 19 Jahren in Europa und in Österreich (EuroSafe, Eurostat, 2017-2019). Eine aktuelle D-A-CH Studie durchgeführt vom KFV in Kooperation mit der Deutschen Stiftung Sicherheit im Sport zeigt, dass es in Österreich vor allem in Bezug auf nachhaltige Präventionsmaßnahmen nach wie vor dringenden Handlungsbedarf gibt. Das KFV fordert konkrete Aktionspläne und zielgerichtete Unfallprävention für Kinder und Jugendliche sowohl im Freizeit- als auch im Verkehrsbereich.
Wien, 30. Juni 2022. Alle fünf Minuten (2021: 110.100 Unfälle) verunglückt in Österreich ein Kind so schwer, dass es im Krankenhaus behandelt werden muss, alle zwei bis drei Wochen stirbt in Österreich ein Kind unter 15 Jahren an den Folgen eines Unfalles „Damit gehören Unfälle nach wie vor zu den höchsten Gesundheitsrisiken für Kinder. In Österreich gibt es bis dato kein strategisch ausgerichtetes Unfallverhütungsprogramm und keine konkreten Aktionspläne, um Kinder besser zu schützen. Deshalb findet sich Österreich in Bezug auf Kindersicherheitsmaßnahmen nur im EU-Mittelfeld“, so Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.
Deutschland-Österreich-Schweiz Studie: Österreich – Aufholbedarf bei Kinderunfallschutz im Haushalt, Sport und Straßenverkehr
„Kinderunfälle sind oftmals besonders schwere Unfälle mit teilweise lebenslangen Folgeschäden. Umso wichtiger ist es, persönliche Vorsorgemaßnahmen für seine eigenen Kinder zu treffen“, so Trauner-Karner. Gerade hier zeigt sich, laut einer aktuellen Studie des KFV, die in Kooperation mit der Deutschen Stiftung Sicherheit im Sport durchgeführt wurde, dass Familien in Österreich, Deutschland und auch der Schweiz gleichermaßen mehr Sicherheitsmaßnahmen treffen müssen: Weniger als 20 Prozent der befragten Eltern (Österreich: 17%; Deutschland 18%, Schweiz: 15%) gaben in der Erhebung an, die eigenen Wohnung sehr kindersicher gestaltet zu haben. Gerade Herdschutzgittern und Temperaturbegrenzer bei Wasserhähnen zum Schutz gegen Verbrühungen sind in Österreich im Vergleich zu Deutschland noch vergleichsweise wenig verbaut. „Verbrühungsunfälle gehören, neben Ertrinkungsunfällen und Stürzen aus der Höhe – wie z.B. Fensterstürze, zu den schwersten Unfällen bei Kindern. Gerade gegen diese Unfalltypen sollten unbedingt Maßnahmen getroffen werden“, so Trauner.
Kinderwünsche: Mehr Sicherheit im Straßenverkehr und sichere Plätze zum Spielen
Im Sportbereich liegt in Sachen Helmtragen sowohl beim Ski- wie auch beim Radfahren die Schweiz an erster Stelle vor Österreich. Fragt man die Kinder nach Ihren Wünschen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität und Sicherheit sind sich die Kinder egal ob in Deutschland, Österreich oder der Schweiz einig: „Der Wunsch nach mehr Sicherheit im Straßenverkehr und sicheren Plätzen, um freier spielen zu können, steht ganz oben auf der Wunschliste aller durch die Eltern befragten Kinder“, schließt Trauner.
Sicherheitstipps:
- Statten Sie Fenster und Balkontüren mit versperrbaren Fenstersicherungen aus! Bewahren Sie den Schlüssel außer Reichweite von Kindern auf. Lassen Sie Kleininder bei geöffnetem Fenster niemals unbeaufsichtigt und nehmen Sie sie mit in den Nebenraum, wenn Sie das Zimmer verlassen!
- Eingebaute Thermostat-Armaturen mit Temperaturbegrenzern, sogenannten „Heißwasser-Stopps“, stellen eine sichere und einfache Möglichkeit dar, um Kinder im Haushalt vor Verbrühungen zu schützen.
- Montieren Sie Herdschutzgitter! So kann verhindert werden, dass heiße Töpfe oder Pfannen heruntergezogen werden oder das Kind mit den heißen Herdplatten in Berührung kommt.
- Sichern Sie Pools/Biotope/Schwimmteiche mit einem Zaun mit einer selbstschließenden Tür. Dadurch wird der direkte Zugang zum Wasser verhindert. Kleinkinder müssen in und in der Nähe von Gewässern immer in unmittelbarer Reichweite beaufsichtigt werden – größere Kinder in Sichtweite.
- Bei der Sportausübung sollte die Verwendung sportartspezifischer Schutzausrüstung, wie z.B. ein Helm beim Rodeln oder Radfahren, eine Selbstverständlichkeit sein.
- Verkehrserziehung fängt bei den Eltern und Aufsichtspersonen als Vorbild an: Daher konsequent an Verkehrsregeln, zum Beispiel beim Überqueren der Straße oder beim Anschnallen im Auto halten. Auch wenn Sie ohne Kind unterwegs sind: Halten Sie sich an die Regeln. Andere Kinder sehen Sie. Kinder können hierdurch bereits frühzeitig wichtige Grundregeln für sein eigenes Verhalten verinnerlichen.
EU-Ranking „Unfälle 1-19 Jahre“
Österreich liegt im Mittelfeld (Platz 12 von 25 verfügbaren Ländern, Mittel 2017-19), mit der Inzidenz unter dem EU-Durchschnitt von 4,13 (Unfälle je 100.000 Kindern; Quelle: Eurostat 2017-2019):
Country | Ergebnis |
Ireland | 1,82 |
Luxembourg | 1,87 |
Malta | 2,38 |
Netherlands | 2,48 |
Spain | 2,54 |
Belgium | 2,62 |
Sweden | 2,68 |
Denmark | 2,74 |
Germany | 2,96 |
Slovenia | 3,39 |
Portugal | 3,46 |
Austria | 3,55 |
Italy | 3,56 |
Hungary | 3,71 |
Czech Republic | 4,36 |
Greece | 5,21 |
Cyprus | 5,26 |
Finland | 5,50 |
Slovakia | 5,61 |
Poland | 5,67 |
Croatia | 6,02 |
Lithuania | 7,30 |
Bulgaria | 8,00 |
Latvia | 9,48 |
Romania | 9,92 |
Gesamt | 4,13 |