Erdbeben sind hinsichtlich ihres Zerstörungspotentials eine der gefährlichsten Naturkatastrophen auf dieser Erde. Auch in Österreich kommt es regelmäßig zu Erdbeben – diese sind zum Glück aber relativ schwach. Dennoch kommt es auch bei uns immer wieder zu Personen- und Sachschäden.
Gefährdete Regionen in Österreich
Von Erdbeben in Österreich hauptsächlich betroffen sind das Wiener Becken, das Mur- und Mürztal, das Inntal, das Rheintal sowie das Semmeringgebiet. Aber auch Beben in Norditalien und auf dem Balkan sind bei uns spürbar und haben mitunter hohes Schadenspotential. Hiervon ist besonders der Süden Österreichs betroffen.
In dem noch sehr jungem Jahr 2021 gab es in Österreich bereits zwei stärkere Beben, bei denen es zu Gebäude- und Sachschäden kam. Eines davon ereignete sich am 20.01.2021 in Ardning, das zweite am 30.03.2021 in Breitenau am Steinfelde. Beide Beben hatten eine Intensität von 6 und eine Magnitude von 4,5 bzw. 4,6 und waren begleitet von mehreren leichten Nachbeben.
Was passiert, wenn die Erde bebt.
Um die Auswirkungen eines Erdbebens zu veranschaulichen, hat das KFV die wichtigsten Fakten zu Erdbeben in Österreich in einem Kurzvideo zusammengefasst. Der Fokus des Videos liegt auf der Erdbebensicherheit von (Wohn-)Gebäuden. Eine umfangreiche Literatur- und Datenanalyse sowie mehrere Interviews mit Experten des österreichischen und schweizerischen Erdbebendienstes bildeten hierfür die Grundlage.
Magnitude und Intensität
Die Magnitude (=Richter-Skala) ist ein Maß für die im Erdinneren freigesetzte Energie. Sie wird aus instrumentellen Aufzeichnungen (Seismogrammen) ermittelt.
Die Intensität beschreibt die Fühlbarkeit und das Schadensausmaß eines Bebens an der Erdoberfläche und wird in den meisten Länder Europas, einschließlich Österreich, mit der 12-stufige Europäische Makroseismische Skala 1998 (EMS-98) gemessen.
Häufigkeit von Erdbeben in Österreich
Jedes Jahr werden etwa 50 Erdbeben in Österreich wahrgenommen. Die meisten dieser Beben sind nur sehr schwach und machen sich durch leichtes Rütteln bemerkbar. Alle zwei bis drei Jahre muss auch in Österreich damit gerechnet werden, dass es durch ein Erdbeben zu (leichten) Gebäude- und Sachschäden kommt.
Die letzten Beben mit schweren Gebäudeschäden ereigneten sich 1972 (Epizentrum Seebenstein/Pitten; EMS 7/8) bzw. 1976 (Epizentrum Friaul; EMS 10).
Sicherheit von Wohngebäuden in Österreich
Gebäude, die vor 1945 errichtet wurden, sind durch Erdbeben besonders gefährdet. Das entspricht 22,5% aller Gebäude in Österreich. Ein Totalkollaps von Gebäuden ist in Österreich aber eher unwahrscheinlich.
Erdbebensicheres Bauen beginnt in Österreich nach 1945 mit der ÖNORM B 400 0-3. Seit 1998 regelt der Eurocode 8 (EN 1998) „die Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben“.
Zum zentralen Element der ÖNORM B 1998-1 zählt die Erdbebengefährdungskarte, die Österreich in Gefährdungszonen von 0 bis 4 einteilt. Diese wurde 2020 von der ZAMG überarbeitet und aktualisiert.
Gefahr auch im Urlaub!
In Europa sind die Haupturlaubsländer der Österreicherinnen und Österreicher teilweise deutlich stärker von Erdbeben betroffen. Eine besonders hohe Gefährdung gibt es in Mittel- und Süditalien, entlang des Apennin sowie im Friaul, am Westbalkan sowie in der gesamten Ägäis, großen Teilen der Türkei, entlang des Karpatenbogens, im Norden der iberischen Halbinsel entlang der der Pyrenäen und in Portugal im Großraum Lissabon. Detailliertere Informationen zu den jeweiligen Urlaubsregionen und deren individueller Gefährdung sowie Tipps wie man sich, z.B. bei einer Tsunamiwarnung, richtig verhält, erhalten Sie unter anderem auf der Webseite der ZAMG.
Verhaltenstipps im Falle eines Erdbebens
VORSORGE:
- Schwere und kopflastige Möbel gut verankern
- Keine schweren Gegenstände wie Bilder oder Regale über dem Bett montieren
- Regale und deren Inhalt (Fernseher, Musikanlagen, etc.) sichern
- Guten Bauzustand des Gebäudes erhalten, gegebenenfalls Bauwerksverstärkung bei Altbauten
- Wissen, wo Hauptschalter und Absperrventil für Strom, Gas und Wasser sind und wie man diese bedient
- Erste-Hilfe-Kasten ausreichend bestückt halten
- Wichtige Dokumente (Pass, Führerschein etc.) kopieren oder digitalisieren und sicher aufbewahren
- Notvorräte und kleines Überlebenspaket parat haben (Taschenlampe, Batterien und Radio, etwas Bargeld, Wasser und haltbare Lebensmittel)
- Prüfen Sie in erdbebengefährdeten Gebieten den Abschluss einer Erdbebenversicherung, um das persönliche finanzielle Risiko im Schadensfall zu minimieren
WÄHREND EINES BEBENS:
Im Gebäude:
- Fenster meiden, das Gesicht schützen
- unter Türstöcken oder stabilen Tischen Schutz suchen
- Achtung vor herunterfallende oder umstürzende Gegenstände!
- NICHT INS FREIE LAUFEN um nicht durch herabfallende Bauteile, wie Dachziegel, Schornsteine, Balustraden oder Leitungen gefährdet zu werden
Im Freien:
- Im städtischen Gebiet den nächsten Hauseingang oder Hauseinfahrt suchen – wenn das nicht möglich ist, Sicherheitsabstand zu Gebäuden einhalten, um sich vor herabfallenden Teilen zu schützen
- Bleiben Sie generell von Gebäuden, Brücken, Strommasten, großen Bäumen und allen Dingen, die einstürzen, um- oder herabfallen können, fern!
- An Gewässern den Uferbereich verlassen!
Im Fahrzeug:
- Halten Sie an und verlassen Sie das Fahrzeug nicht!
- Bleiben Sie nicht auf Brücken, in Tunnels oder Unterführungen stehen!
- Vermeiden Sie, wenn möglich, die Nähe zu Gebäuden am Straßenrand!
NACH EINEM BEBEN:
- Seien Sie auf Nachbeben gefasst!
- Radio einschalten und Instruktionen des Zivilschutzes befolgen
- Gebäude auf Schäden überprüfen!
- Gas-, Wasser- und Stromleitungen auf Schäden prüfen und bei Verdacht abschalten!
- Vorsicht bei Schäden am Kamin! Erst nach Überprüfung Heizung oder Gastherme verwenden
- Beim Verlassen des Gebäudes Vorsicht walten lassen!
- Weiterhin Sicherheitsabstand zu anderen Gebäuden einhalten!
- Unnötige Telefonate vermeiden, um Netzüberlastung zu verhindern
- Private Autofahrten vermeiden, Straßen für Einsatzkräfte freihalten!
- Seien Sie auf Strom, Gas und Wasserausfälle bzw. -Abschaltungen gefasst!