Wien, 6. Dezember 2017. Mit der Vorweihnachtszeit hat leider auch die Zeit der Verbrennungs- und Verbrühungsunfälle von Kindern begonnen. Die ersten schweren Unfälle in den letzten Wochen zeigen deutlich, wie schwer die Auswirkungen von Verbrennungs- und Verbrühungsunfällen vor allem bei Kindern sind. Jährlich müssen rund 2.700 Kinder wegen Verbrennungen oder Verbrühungen im Krankenhaus behandelt werden, besonders gefährdet sind Kleinkinder unter vier Jahren. Die kalten Wintermonate sind dabei eine Hochrisikozeit: Bis Ende Jänner sind täglich bis zu 10 Verbrennungs- und Verbrühungsunfälle bei Kindern zu erwarten.
Kinderhände weg von heißen Flächen
Herdplatten, Backofentüren, Bügeleisen – in den eigenen vier Wänden lauern zahlreiche heiße Flächen, die für Kinder rasch brandgefährlich werden können. Aus diesem Grund steht der diesjährige „Tag des brandverletzten Kindes“ unter dem Motto „Kinderhände weg von heißen Flächen“. „Die meisten Unfälle mit heißen Flächen könnten ganz einfach vermieden werden, etwa durch den Einsatz moderner Küchengeräte mit Inbetriebnahme-Sperren und Verriegelungsfunktionen“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. Im Umgang mit dem Herd empfiehlt das KFV, diesen durch ein Herdschutzgitter abzuschirmen und vorzugsweise die hinteren Kochfelder zu benützen. Während dem Kochen sollten die Griffe von Töpfen und Pfannen zur Wand gedreht werden, so dass sie für Kinder nicht erreichbar sind.
Achtung, Tee!
Kinderhaut ist deutlich dünner als die Haut von Erwachsenen, weshalb Verbrühungen und Verbrennungen oft schwerwiegende Folgen haben. Trifft eine heiße Flüssigkeit mit 65 Grad Celsius nur eine halbe Sekunde auf die Haut eines Kindes, kann sie sogar Verbrennungen dritten Grades verursachen. „Besonders die Gefahr von heißen Flüssigkeiten wird häufig unterschätzt – obwohl etwa 50 Prozent der thermischen Verletzungen Verbrühungen sind“, erklärt Brandverletzungsexperte Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am LKH-Univ. Klinikum Graz.„Besonders gefährdet sind Kleinkinder: Der Inhalt einer einzelnen Tasse Tee reicht aus, um eine Verbrühung von rund 30 Prozent der Körperoberfläche eines Kleinkindes zu verursachen. Dazu muss bedacht werden, dass für Kleinkinder bereits Verbrennungen im Ausmaß von 10 Prozent tödlich enden können.“ Insgesamt werden rund 32 Prozent aller thermischen Verletzungen von Kleinkindern durch heiße Flüssigkeiten verursacht.
Schnelle Hilfe ist entscheidend
Falls es trotz aller getroffenen Sicherheitsvorkehrungen dennoch einmal zu einem Unfall kommt, ist rasche Hilfe erforderlich. Denn: Über die zerstörte Haut geht viel Flüssigkeit verloren, wodurch bei Kleinkindern rasch die Gefahr eines Schocks besteht. Daher muss umgehend die Rettung alarmiert oder ein Krankenhaus aufgesucht werden. Eine ärztliche Versorgung ist immer dann erforderlich, wenn die thermische Verletzung größer als die Handfläche des Kindes ist.
Initiative gegen Kinderunfälle
VISION ZERO 2020: Kinderunfälle sind vermeidbar!
Kein durch einen Unfall getötetes Kind bis zum Jahr 2020! So lautet das ehrgeizige Ziel der KFV-Initiative Vision Zero 2020. Gemäß dem Motto „Volle Aufmerksamkeit – Null Unfälle!“ wird Österreich zur kindersicheren Zone erklärt. Gezielte Informationen und spannende Aktionen sollen das Bewusstsein für den Schutz der Kleinsten in Österreich steigern und Kinderunfälle durch praktische Präventionsmaßnahmen verhindert werden.
Sicherheitstipps gegen Verbrennungen/Verbrühungen:
- Den Herd durch ein Herdschutzgitter abschirmen, vorzugsweise die hinteren Kochfelder verwenden und die Griffe von Töpfen und Pfannen zur Wand drehen.
- Gefäße mit heißen Flüssigkeiten (Tassen, Becher, Suppenteller, Suppentöpfe, Inhalier-Geräte) so auf Anrichte oder Tisch stellen, dass kleine Kinder sie nicht erreichen oder herunterziehen können.
- Herabhängende Tischdecken vermeiden.
- Besondere Vorsicht beim Tragen von Gefäßen mit heißen Flüssigkeiten, wenn kleine Kinder in der Wohnung herumtollen.
- Die Kabel von Elektrowasserkochern, Fritteusen, Kaffeemaschinen und Bügeleisen nicht herunterhängen lassen, sondern in den hinteren Bereich der Arbeitsfläche verlegen oder aufrollen.
- Kinder nicht alleine in der Küche lassen – Missgeschicke passieren schneller als man denkt. Temperatur des Badewassers mit Thermometer kontrollieren (maximal 37 Grad Celsius).
- Temperatur-Begrenzer (Thermostat) einbauen, damit Kinder den Heißwasserhahn nicht allein betätigen können. Kinder beim Baden immer beaufsichtigen.
- In Wärmeflaschen keine Flüssigkeiten über 45 Grad Celsius füllen, und die heiße Wärmeflasche nie in direkten Kontakt mit der Haut bringen.
- LED-Lichter statt Kerzen verwenden. Auch diese gibt es bereits in Form von Teelichtern.