Silvester: Hunderte Verletzte durch Pyrotechnikunfälle erwartet

299

Alle Jahre wieder kommt es zu Silvester durch den unsachgemäßen Gebrauch von pyrotechnischen Produkten zu zahlreichen Unfällen. 90 Prozent aller Unfälle ereignen sich innerhalb weniger Stunden rund um Silvester, wie Unfallanalysen des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) zeigen.

Wien, 20. 12. 2016. In wenigen Tagen ist es soweit: Silvester steht vor der Tür. Neben Fondue und dem einen oder anderen Gläschen Sekt darf dabei für viele vor allem eines nicht fehlen: Knallkörper und bunte Feuerwerksraketen. Doch auch wenn diese schön anzusehen sind, so ist der Umgang mit Feuerwerkskörpern dennoch nicht ungefährlich. „Jedes Jahr verletzen sich in Österreich etwa 300 Personen so schwer, dass sie nach einem Unfall nochmals zur Nachbehandlung ins Krankenhaus müssen. Etwa 90 Prozent dieser Unfälle ereignen sich in den Stunden rund um Silvester“, weiß Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV.

3 von 5 Verletzten unter 25 Jahre alt

Besonders häufig verletzen sich junge Menschen im Umgang mit pyrotechnischen Produkten: 40 Prozent aller Verletzten, d.h. 2 von 5 verunfallten Personen, sind 15 bis 24 Jahre alt. 21 Prozent der Verletzten sind sogar jünger als 15 Jahre. Deutliche Unterschiede sind zudem auch hinsichtlich der Geschlechteraufteilung zu erkennen. Die aktuellen Zahlen des KFV zeigen, dass 97 Prozent aller Verletzten männlich sind. „Junge Männer verletzen sich beim Hantieren mit Feuerwerksraketen und Knallkörpern mit Abstand am häufigsten“, erklärt Thann. „Gerade Kindern und Jugendlichen fehlt einerseits oft das Wissen über den richtigen Umgang mit pyrotechnischen Produkten und andererseits das Gefahrenbewusstsein.“
Tödlich verunglückt sind im Zeitraum 2011 bis 2015 vier Personen, bei allen vier Todesfällen handelte es sich um Männer.

Drei Viertel aller Verletzungen betreffen Hände und Finger

Der überwiegende Teil der Verletzungen mit Pyrotechnik äußert sich in Form von offenen Wunden und Verbrennungen oder Verbrühungen. Besonders häufig betroffen sind Finger und Hände: 76 Prozent aller Pyrotechnik-Unfälle betreffen diese Körperteile. Die meisten Unfälle entstehen durch vorzeitiges bzw. verzögertes „Losgehen“ von Knallkörpern und Raketen. Besonders nicht zugelassene Erzeugnisse stellen eine große Gefahr dar, zur eigenen Sicherheit sollten Feuerwerkskörper daher nur gemäß den gesetzlichen Vorschriften verwendet werden.

Das sind die 5 schlimmsten Fehler im Umgang mit pyrotechnischen Produkten:

  • Kauf und Verwendung nicht zugelassener Produkte: Die Gefahr, welche von nicht geprüften und nicht zugelassenen pyrotechnischen Produkten ausgeht, ist nicht kalkulierbar. Die Verwendung kann für Sie oder andere Personen lebensbedrohlich sein.
  • Zu geringe Sicherheitsabstände zu anderen Personen und Objekten: Für jedes pyrotechnische Produkt gibt es einen (auf der Packung eigens angegebenen) erforderlichen Mindestsicherheitsabstand, der unbedingt eingehalten werden muss.
  • Ungeeignete Abschussvorrichtungen: Raketen niemals mit dem Stab in den Erdboden oder in einzeln stehenden Flaschen stecken. Raketen müssen leichtgängig ohne Widerstand aufsteigen können.
  • Zu nahe am Körper zünden: Anzünden immer mit möglichst großem Körperabstand.
  • Noch einmal probieren: Pyrotechnische Versager („Blindgänger“) niemals ein zweites Mal anzünden, weiter verwenden oder gar nachsehen, was denn da los ist.

Sicherheitstipps für Raketenschießer

  • Kaufen Sie Feuerwerksartikeln nur im Fachhandel und achten Sie auf das Vorhandensein einer deutschsprachigen Gebrauchsanweisung sowie der vorgeschriebenen Kennzeichnung (z.B. Kategorie F1, etwa Knallerbsen, ist ab 12 Jahren erlaubt; Kategorie F2, minderstarke Raketen, z.B. Knallfrösche, ab 16 Jahren; stärkere Raketen ab 18 Jahren). „Schweizerkracher“ und „Piraten“ dürfen seit 2013 nicht mehr in Verkehr gebracht werden.
  • Lagern Sie Raketen bis zur Silvesternacht an einem kühlen und trockenen Ort. Bewahren Sie diese niemals in der Kleidung auf.
  • Befolgen Sie immer die Gebrauchsanweisung. Diese muss in deutscher Sprache verfasst sein und sich entweder auf dem Feuerwerksartikel oder auf der kleinsten Verpackungseinheit befinden. Studieren Sie die Gebrauchsanweisung bereits am Nachmittag.
  • Behalten Sie einen klaren Kopf – feuern Sie im alkoholisierten Zustand keine pyrotechnischen Artikel ab oder überlassen Sie das Zünden von Feuerwerken nur Silvestergästen, die einen klaren Kopf behalten haben.
  • Nehmen Sie keine Selbstbasteleien vor!
  • Halten Sie immer einen Eimer Wasser oder einen Feuerlöscher bereit.
  • Beachten Sie allfällige Verbotszonen! So ist die Verwendung von Feuerwerkskörpern der Kategorie F2 im Ortsgebiet grundsätzlich ganzjährig verboten.

Sicherheitstipps für Zuschauer

  • Verfolgen Sie das Geschehen sicherheitshalber nur aus größerer Entfernung.
  • Halten Sie sich keinesfalls in Schussrichtung der Raketen auf.
  • Halten Sie Handtaschen geschlossen, achten Sie auf Kapuzen – Raketen und Knallkörper können die Kleidung entzünden, Taschen und Kapuzen sind besonders gefährdet.
  • Schließen Sie Fenster, Balkon- und Haustüren, damit „Irrläufer“ nicht in die Wohnung oder in das Haus eindringen und dort Brände verursachen können.
  • Lagern Sie in unmittelbarer Nähe des Hauses keine (leicht) brennbaren Materialien, welche durch Irrläufer entzündet werden können,
  • Brennbare Materialien auf Loggien und Balkonen sind durch Irrläufer besonders gefährdet – räumen Sie diese in der Silvesternacht weg!

PDF DOWNLOAD