Daniel Srienz heißt der erste Gewinner des mit € 10.000.- dotierten KFV-Forschungspreises 2013. Er hat ein Screeningmodell entwickelt, das die Rückfallwahrscheinlichkeit von Gewalttätern ermittelt. Anerkennungspreise gingen an den Physiker Markus Krause und die Versuchsingenieurin Carola Karner.
Und diesen frischen Wind gibt es: Es wurden viele hervorragende Master-Arbeiten, Dissertationen und Forschungsarbeiten aus ganz Österreich und quer durch alle Forschungsdisziplinen eingereicht“, resümiert Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV (Kuratoriums für Verkehrssicherheit). „Das durchgehend hohe Niveau hat uns beeindruckt und gezeigt, wie viele innovative Ansätze es unter jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gibt, mit denen wir sichere Lebenswelten schaffen können. Wir werden unser Versprechen einlösen und die Gewinner beim Umsetzen ihrer Ideen unterstützen.“ Einen Preis hätten alle Einreichenden verdient, doch die Fachjury musste sich auf drei Gewinner beschränken.
Vollends überzeugt haben schließlich drei Jungforscher:
- Mag. Daniel Srienz gewann den Hauptpreis in Höhe von € 10.000.- für seine empirisch basierte Diplomarbeit „Häusliche Gewalt/Domestic Violence – Eine Untersuchung von bedeutsamen risikorelevanten Merkmalen zur Ermittlung der Rückfallwahrscheinlichkeit inhaftierter Gewaltstraftäter unter Verwendung des Ontario Domestic Assault Risk Assessment (ODARA)“.
- Dr. Markus Krause erhielt in der Kategorie Technik einen Anerkennungspreis für seine Doktorarbeit „Kapazitive, pyro- und piezoelektrische Sensoren in der Automatisierung und in Sicherheitssystemen“.
- An DI (FH) Carola Karner wurde ein weiterer Anerkennungspreis in der Kategorie „Innovative Nachwuchsforschung“ verliehen, gleichzeitig war sie die jüngste Forscherin im Teilnehmerfeld. In den Forschungen zu ihrer Diplomarbeit untersuchte sie „Einflussfaktoren auf die Dynamik einer aktiven Motorhaube mit Zuhilfenahme von DoE-Methoden“.
Daniel Srienz: Mit welcher Wahrscheinlichkeit werden gewalttätige Straftäter rückfällig?
Berichte über Gewalttaten in Familien schockieren immer wieder die Öffentlichkeit. Die Rechtsprechung hat die schwierige Aufgabe zu beurteilen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein einmal straffällig gewordener Täter wieder zuschlagen wird. Prognosemodelle helfen, das Risiko einzuschätzen und die entsprechenden Maßnahmen zu setzen, um weitere Gewalttaten zu verhindern und die möglichen Opfer schützen. Der Psychologe Daniel Srienz, Absolvent der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, überprüfte die Aussagekraft des gängigsten Prognosemodells ODARA anhand von 97 dokumentierten Fällen verurteilter und klinisch-forensisch begutachteter Straftäter. Gleichzeitig hat er ausgehend mit 36 zusätzlichen forensisch-kriminologischen Risikofaktoren ein eigenes Screeninginstrument entwickelt: Die Domestic Violence Recidivism Scale (DVRS-10) liefert signifikant bessere Vorhersagen über die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls des Täters. Das Modell von Daniel Srienz hilft, gefährliche von weniger gefährlichen Tätern zu unterscheiden. Gerichtliche Entscheidungen über Lockerungen, vorzeitige Entlassung oder die Form des Strafvollzugs (z.B. elektronisch überwachter Hausarrest) können damit leichter getroffen werden.
Markus Krause: Fußgängersicherheit ist kein Luxus mehr
In einem Auto eingebaute druck- und temperaturempfindliche Sensoren machen die Kommunikation zwischen Mensch und Technik möglich. Kollisionswarnsysteme gibt es heute bereits in einigen Fahrzeugmodellen der höheren Preisklassen, die Massenproduktion war bisher nicht möglich. Physiker Markus Krause, Doktorand an der Johannes Kepler Universität Linz, hat im Zuge der Forschungen zu seiner Dissertation einen Weg gefunden, solche „piezo- und pyroelektrischen“ Sensoren preisgünstig auf großen Flächen druckbar zu machen. Mit seiner Entwicklung hat Markus Krause bereits einiges Aufsehen in der Fachwelt erregt. Die gedruckten, großflächigen Sensoren können überall eingesetzt werden, wo Mensch und Maschine aufeinander treffen. In die Stoßstange eines Autos integriert, lösen die Sensoren lebensrettende Sofortmaßnahmen ein: zum Beispiel die Zündung des Airbags oder das Anheben der Motorhaube zum Schutz des Fußgängers.
Carola Karner: Eine aktive Motorhaube schützt vor schweren Verletzungen
Wie schwer ein Fußgänger, Rad- oder Motorradfahrer bei der Kollision mit einem Pkw verletzt wird, hängt unter anderem von der Konstruktion der Motorhaube ab. Je mehr Aufprallenergie sie absorbieren kann, desto geringer ist das Risiko schwerer Kopfverletzungen. Dazu ist genügend Platz im Motorraum nötig, der in modernen Pkw durch zusätzliche Aggregate allerdings immer kleiner wird. Eine „aktive Motorhaube“ erkennt über Sensoren den Kontakt zwischen Mensch und Fahrzeug und löst einen Mechanismus aus, der die Motorhaube nach oben drückt. Die Versuchsingenieurin Carola Karner hat für ihre Diplomarbeit an der FH Joanneum Graz die genauen Bewegungsverläufe aktiver Motorhauben beim Aufprall analysiert. Darauf basierend hat sie ein starres und ein flexibles Modell einer aktiven Motorhaube entworfen. Damit leistet sie einen entscheidenden Beitrag, den aktiven Fußgängerschutz zur Standard-Ausrüstung von Pkw zu machen.
Die Mitglieder der Fach-Jury:
- Ao. Univ.-Prof. Dr. DI Georg Hauger (TU-Wien)
- Univ.-Prof. Dr. Susanne Reindl-Krauskopf (Universität Wien)
- Prof. Dr. iur. Christian Schwarzenegger (Universität Zürich)
- Mag. Dr. Walter Seböck (Donau-Uni-Krems)
- Beate Tomassovits (ORF)
- Dr. Armin Kaltenegger (KFV) – Nicht stimmberechtigter Vorsitzender