Senioren – Opfer der Zukunft

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Eine Studie des KFV beleuchtet die verschiedenen Kriminalitätsentwicklungen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten großen Einfluss auf unsere Gesellschaft und unser Eigentum haben werden. In monatlichen Homepage-Veröffentlichungen werden Schlaglichter auf spezifische Kriminalitätsfelder der Zukunft geworfen.

Österreichs Gesellschaft wird immer älter
Die durch medizinischen Fortschritt und generell sinkende Lebensrisiken stetig steigende Lebenserwartung, kombiniert mit einer relativ geringen Geburtenrate wird in Österreich laut Prognosen dazu führen, dass der Anteil der Menschen über 65 auf knapp 30 Prozent im Jahr 2080 steigen wird. Durch diese Überalterung der Gesellschaft entsteht eine immer größer werdende vulnerable Gruppe.

 Senioren öfter Opfer von Betrug und Trickdiebstahl
„Menschen in der nachberuflichen Lebensphase“ (Senioren) leben zwar insgesamt sicherer als andere Altersgruppen. Allerdings ist diese Gruppe auch besonders anfällig für einige Eigentumsdelikte wie zum Beispiel den Enkel- und Neffentrick. Einer der Gründe dafür ist die allgemein nachlassende mentale Verfassung die dazu führt, dass ältere Menschen bei Druck schneller nachgeben, sich überfordern lassen, oder bei hartnäckigen Versuchen eigentlich nicht gewollte Handlung doch zulassen.

Die immer mehr werdende Digitalisierung trägt dazu bei. Senioren sind immer öfter im Internet unterwegs. Das Navigieren durch den digitalen Raum gestaltet sich gerade für die so genannten „Silver Surfer“ oftmals schwieriger als für jüngere Menschen.

Generation „Silver Surfer“
Im Rahmen der 60-Jahr-Feier des KFV 2019 wurde in Fokusgruppen mit Menschen in der nachberuflichen Lebensphase über ihre Erfahrungen und Sorgen im Umgang mit digitalen Medien und dem Verhalten im Cyberspace gesprochen. Im Rahmen dieses Projekts wurde auch versucht, das Profil eines so genannten „Silver Surfer“ (Personen über 65 Jahre) in Österreich zu erstellen:

  • Je älter, desto weniger im Internet aktiv
  • Verbringt wenig Zeit im Internet
  • Nutzt vor allem klassische Endgeräte
  • Nutzt vor allem das „Internet 1.0“: E-Mail, Informationen, Nachrichten
  • Internet 2.0 und soziale Medien werden meist nur widerstrebend genutzt
  • Online-Geldgeschäfte werden sehr negativ gesehen
  • Angst vor Falschinformationen ist hoch

Neue Risiken der Zukunft
In Zukunft werden ältere Menschen mit spezifisch auf sie zugeschnittenen Formen von neuen Betrugsmodellen konfrontiert werden:

Der Enkeltrick „neu“
In Zukunft könnte z.B. das Smartphone einer alten Frau klingeln. Per Videocall ist der Enkelsohn am Telefon zu sehen. Er behauptet in einer Notlage zu sein und bittet um Geld, das ein Bekannter abholt. Die Großmutter vertraut dem Enkel, schließlich sieht sie ihn am Telefon, die etwas metallisch klingende Stimme wird auf Verbindungsprobleme zurückgeführt. Stunden später ist sie eine größere Summe Geld los und wurde Opfer eines Enkeltricks. Alles, was die Verbrecher hierfür benötigten, sind Fotos des Enkels aus sozialen Medien und eventuell ein Stimmensample aus der Twitter-Sprachnachrichtenfunktion.

Love Scamming wird zunehmen
Mit ähnlicher Technologie wird auch die Einsamkeit älterer Menschen ausgenutzt. Love Scamming wird in der Zukunft wahrscheinlich mit höheren Erfolgschancen gegen Senioren eingesetzt werden. Es wird ihnen eine Beziehung oder Freundschaft vorgegaukelt, um anschließend Geldbeträge zu erschleichen.

Schutzmaßnahmen müssen getroffen werden
Um diese stetig wachsende Opfergruppe zu schützen, wird es in Zukunft ein hohes Engagement der Zivilgesellschaft, aber auch relevanter Verbände und der Strafverfolgungsbehörden benötigen. Ein auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnittenes Programm, das sie befähigt, sich vorsichtig aber bestimmt im digitalen Raum zu bewegen und diesen Menschen die Fallstricke aufzeigt, die auf sie lauern, wird notwendig sein, um es den Täter nicht zu einfach zu machen. Anstrengungen in diese Richtung sind bereits vielfach vorhanden. Speziell Seniorenverbände und auch die Polizei bemühen sich, möglichst viele ältere Menschen zu erreichen. Doch in der Zukunft ist zu erwarten, dass der Betrug an Senioren an Quantität und Qualität enorm zunimmt.

Studie Kriminalität der Zukunft

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