Im Restmüll falsch entsorgte Lithium-Batterien und -Akkus belasten nicht nur die Umwelt, sondern sind auch im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Dennoch wird nur die Hälfte der in Umlauf gebrachten Lithiumbatterien getrennt entsorgt. Jedes Jahr landen 1,4 Millionen davon im Restmüll, Tendenz steigend. Ein Kooperationsprojekt des KFV und des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) kommt nun zum Schluss, dass nur ein österreichweites Anreizsystem für Batterierecycling einerseits Brände in Haushalten und Betrieben verhindern und zugleich auch Ressourcen schonen würde. Das Ziel: Die aktuelle Sammelquote von Batterien bis 2030 von aktuell 45 auf 75 Prozent zu erhöhen. Weite Teile der Bevölkerung stehen einem Pfandsystem positiv gegenüber.
Lithium-basierte Akkus und Batterien sind aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken, sie finden sich in einer Vielzahl technischer Geräte wie Handys und Stabmixern, aber auch in E-Zigaretten oder blinkenden Kinderschuhen. Das große, ungelöste Problem: Viele alte Batterien und Akkus gelangen am Ende ihres Zyklus nicht in die entsprechenden Sammelstellen bzw. retour an die Händler. Der Großteil dieser Problemstoffe landet stattdessen im Restmüll, wo sich Lithiumbatterien bereits bei kleinster Reibung entzünden und gefährliche Brände verursachen können. Feueralarm in Abfallwirtschaftsbetrieben sowie bei der unbedachten, langfristigen Lagerung im Privatbereich sind – zusätzlich zu Belastungen der Umwelt – die Folge. Auch geht mit jeder nicht-recycelten Batterie der Verlust von wertvollen Rohstoffen wie Aluminium, Kobalt oder Lithium einher. Die Einführung eines Anreizsystems, damit die Bevölkerung alte Akkus korrekt entsorgt, ist daher ein Gebot der Stunde, sind sich KFV und VOEB einig.
„In jedem österreichischen Haushalt befinden sich durchschnittlich etwa 10 Akkus. Nur ein kleiner Teil davon wird richtig – nämlich über Sammelstellen bzw. in den Geschäften, die entsprechende Produkte auch verkaufen – entsorgt. Rechnet man dies hoch, zeigt sich, dass wir hier von falsch entsorgten Batterien und Akkus im Millionenbereich sprechen“, erläutert Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. Dass mit der falschen bzw. mangelhaften Entsorgung auch eine erhöhte Brandgefahr einhergeht, scheint vielen nicht bewusst zu sein: Der Großteil der Bevölkerung (57%) macht sich keine bzw. nur gelegentlich (40%) Sorgen über die von Lithium-Akkus und -Batterien ausgehende Brandgefahr. „Das mangelnde Bewusstsein in der Bevölkerung zeigt, dass hier noch dringender Aufklärungsbedarf über die Risiken von falsch entsorgten Lithium Akkus und -Batterien besteht. Denn Fakt ist: Lithium-Akkus und -Batterien sorgen immer wieder für folgenschwere Brände – sowohl in Abfallwirtschaftsbetrieben als auch in Privathaushalten“, so Kaltenegger.
41 Prozent der Befragten sprechen sich für Einführung eines Pfandsystems für Lithium-Batterien und -Akkus aus
In einem groß angelegten Kooperationsprojekt haben sich das KFV und der VOEB gemeinsam im Zuge mehrerer repräsentativer Befragungen* angesehen, wie es um die Entsorgungsmotivation sowie die Akzeptanz eines etwaigen Pfandsystems für Akkus und Batterien steht. Das zentrale Ergebnis: 41 Prozent der Befragten sprechen sich für die Einführung eines Pfandsystems für Lithium-Batterien und -Akkus aus, weitere 27 Prozent stehen einem solchen neutral gegenüber. Für 22 Prozent der Befragten ist es eine Frage der Höhe des Pfandes bzw. haben keine Antwort auf diese Frage. Für den Erfolg eines Akku-Pfandsystems spräche, dass zumindest 83 Prozent der Interviewten verstärkt auf die sachgemäße Trennung und Entsorgung achten würden, sollten sie das Pfand bei der Rückgabe zurückerhalten.
Großer Aufklärungsbedarf gegeben
„Geld für alte Akkus – das kann doch nur Zustimmung hervorrufen“, ist sich Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB, sicher. „Oft landen Akkus schlicht aus mangelndem Wissen im Restmüll. Nicht jedem ist bewusst, dass der Handel alte Batterien wieder zurücknehmen muss oder dass Lithiumbatterien hochexplosiv sind.“ Zusätzlich zu einer Einführung eines Akku-Pfandsystems muss daher die Bevölkerung über den richtigen Umgang mit alten Lithium-Batterien und -Akkus umfassend informiert werden. „Wenn sie falsch entsorgt werden stellen sie eine untragbare Gefahr für all unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar. Auch der Sachschaden ist enorm und stellt die Branche vor eine enorme Herausforderung“, so Jüly.
Knappe Ressourcen erfordern besseres Recycling
Abgesehen vom Brandrisiko ist die Einführung eines Anreizsystems schon aus Gründen des Umweltschutzes mehr denn je aktuell. Denn nur wenn Batterien getrennt entsorgt, können sie auch recycelt und darin enthaltene Wertstoffe wie Aluminium, Kobalt oder Lithium wiederverwertet werden. Das trägt auch zur Reduktion von Rohstoffimporten bei und schont so unsere Ressourcen und schützt die Umwelt. Das Ziel: Die Sammelquote für Gerätebatterien bis 2030 von aktuell 45 auf 75 Prozent zu erhöhen.
EU will Recyclingquoten festlegen
Die Europäische Union plant, fixe Recyclingquote ab 2030 bei Lithium auf 70 Prozent und bei Nickel, Blei, Kupfer und Kobalt sogar auf 95 Prozent festzulegen. Die Expert*innen von KFV und VOEB sind sich einig: „Wir brauchen verpflichtende Pfand- und Rückgabesysteme. Dabei ist es nicht nur entscheidend, eine hohe Rückgabequote zu erreichen, sondern auch sichere Sammel- und Behandlungsbedingungen für alle batteriebetriebenen Geräte zu gewährleisten.“ Ein konkretes Incentive-Projekt, das ebenfalls ein gemeinsames Projekt von KFV und VOEB ist, befindet sich derzeit in Planung.
Tipps zur richtigen Handhabung von Lithium-Akkus
- Getrennt sammeln: Lithiumbatterien und -Akkus niemals im Restmüll/Hausmüll entsorgen (Explosions- und Brandgefahr!) sondern getrennt. Akkus und Batterien können bei den dafür ausgestatteten Sammelstellen und in den Geschäften, die diese verkaufen, abgegeben werden.
- Pole abkleben: Die Pole vor der Entsorgung mit Klebestreifen (besser: Isolierband) abkleben, um sie so gegen Kurzschluss zu sichern. Wenn möglich, Akku getrennt vom Gerät abgeben.
- Für „Wohlfühltemperatur“ sorgen: Akkus bevorzugen Zimmertemperatur und sollten nicht zu starken Belastungen ausgesetzt sein. Extreme Temperaturen – das gilt für Wärme (+40 Grad) ebenso wie Kälte (-10 Grad) – beeinflussen die chemischen Abläufe im Inneren des Akkus und ziehen die Leistung in Mitleidenschaft. Ebenso können Hitze und Kälte den Akku beschädigen, was zu einem erhöhten Brandrisiko führt.
- Wenn ein elektronisches Gerät längere Zeit nicht benutzt wird, sollte der Akku (wenn möglich) aus dem Gerät genommen und kühl bei einer Ladung von 50-70 % gelagert werden.
- Auf Warnzeichen achten; Beschädigungen ernst nehmen
- Wenn am Gerät Verformungen, Sengspuren, Geruch, Erhitzung oder Verfärbungen wahrgenommen werden, soll das Gerät nicht in Betrieb genommen Bei Verdacht einer mechanischen Beschädigung, starker Wärme oder sonstiger Fehler, soll der Akku und das dazu passende Ladegerät überprüft werden.
- Nur vom Hersteller freigegebene Ladegeräte und Kabel verwenden: So kann sichergestellt werden, dass Akku und Ladegerät gut aufeinander abgestimmt sind.
- Auf den Ladestand achten: Ein Smartphone sollte immer rechtzeitig – bei etwa 20 oder 30 Prozent – angeschlossen werden. Sowohl eine Tiefentladung (unter 20%), als auch das Aufladen auf 100 Prozent schadet dem Akku. Durch die hohe Zellenspannung altert der Akku schneller.
- Auf nicht brennbarem Untergrund laden: Beim Aufladen eines Akkus entsteht immer Wärme. Das Überhitzen des Akkus kann zu einem technischen Defekt und im schlimmsten Fall sogar zu einem Brand führen.
Checkliste: Worin sind Lithiumbatterien enthalten?
Notebook, Smartphone, Tablet, Powerbank, E-Scooter, E-Bike, Gartengeräte (z.B. Rasenmäher, Heckenschere), blinkende Kinderschuhe, Digitalkamera, Staubsauger, Spielzeug (z.B. ferngesteuerte Autos, sprechende Bücherstifte, Musikboxen), Werkzeuge (z.B. Stichsäge, Akku-Bohrer, Schleifmaschine), Taschenlampe, elektronische Grußkarten, Stabmixer, Schreibtischlampe u.v.m.
*Informationen zur aus 2 Teilen bestehenden „Akzeptanz- und Machbarkeitsstudie für die Einführung eines Pfandsystems für Lithium-Batterien in Österreich“:
Erste Umfrage: 1.000 Österreicher*innen ab 18 Jahre sowie Expert*innen-Interviews (n=5) durchgeführt im November 2021
Zweite Umfrage: 1.008 Österreicher*innen ab 18 Jahre, durchgeführt im April 2022
Bildmaterial Pressekonferenz: https://www.apa-fotoservice.at/galerie/30646
Bildrechte: KFV/APA-Fotoservice/Schedl
Über das KFV:
Das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) wurde 1959 als unabhängiger Verein gegründet und setzt sich seit 60 Jahren für Unfallverhütung und die Erhöhung der Sicherheit in Österreich ein. Dabei stehen heute die körperliche und die sachliche Unversehrtheit des Menschen im Mittelpunkt der Tätigkeiten. Das KFV beschäftigt sich mit Prävention in allen Lebensbereichen. Neben Unfallrisiken stellen Brände oft unterschätzte Risiken für den Menschen dar und verursachen Schäden in Milliardenhöhe. Mehr als 4.000 Brände ereignen sich jährlich. Das KFV setzt sich daher besonders für eine Umwelt, in der der Mensch sowie sein Eigentum sicher sind, ein.