Radfahrsicherheit auf dem Prüfstand: Wie sicher ist Radeln auf täglichen Wegen?

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Eine neue KFV-Studie zieht einen Vergleich zwischen fachlichen Expertisen und persönlichen Einschätzungen Radfahrender. Die Testreihe zeigt: Radfahren ist nicht immer und überall eine wirklich runde Sache. Rezepte für mehr Sicherheit: weniger Tempo, mehr Abstand, mehr Achtsamkeit.

Radfahren ist gelebter Umweltschutz und gesunde Bewegung. Und liegt voll im Trend: Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad auf täglichen Wegen. Ist Radfahren in Österreich aber sicher genug? Eine neue KFV-Studie beleuchtet das Thema Radfahrsicherheit aus zwei Blickwinkeln und vergleicht Theorie und Praxis – die fachliche Bewertung von Radfahranlagen mit dem erlebten Sicherheitsgefühl von Radfahrenden. Die Versuchsfahrten zeigen: Es gibt in Sachen Radfahrsicherheit noch immer einiges zu tun.

Fachliche Einschätzung versus erlebte Sicherheit
Ziel der KFV-Studie durchgeführt vom Wiener Verkehrsplanungsbüro con.sens war es, einen Einblick in das persönliche Sicherheitsempfinden Radfahrender zu gewinnen und einen Vergleich der sachlich-objektiven Sicherheitsbewertung von Radrouten durch Fachleute mit der subjektiven Wahrnehmung der Radfahrenden zu ziehen.

Die explorative qualitative Studie wurde im Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 beispielhaft in der Stadtgemeinde Klosterneuburg durchgeführt. Eine vom KFV-Forschungsteam ausgewählte Route mit fünf definierten Gefahrenstellen wurde von 38 Personen unterschiedlichen Alters – Kinder ab 10 Jahren, Erwachsene sowie Personen ab 60 Jahren jeweils zehnmal per Fahrrad befahren. Nach jeder Fahrt dokumentierten die Testpersonen ihr eigenes Sicherheitsempfinden in einem Mobilitätstagebuch anhand einer Bewertungsskala von 1 (sehr sicher) bis 6 (sehr unsicher).

Klosterneuburg radelt im Dienste der Sicherheit
Die KFV-Studie brachte folgende Erkenntnisse:

  • Die subjektive Wahrnehmung vonseiten der Studienteilnehmenden deckte sich weitgehend mit der objektiven Einschätzung der Gefahrenstellen durch die KFV-Fachleute. Nur eine einzige Betriebsausfahrt nahmen die Testpersonen als weniger gefährlich wahr. Aufgrund der fehlenden Sichtbeziehungen zwischen Radfahrenden und Kfz-Lenkenden können derartige Situationen jedoch häufig unterschätzt werden.
  • Tendenziell stellten die Radfahrenden einige Defizite der Radinfrastruktur entlang der Route fest. Allerdings wurde keine der ausgewiesenen Gefahrenstellen von einer Mehrzahl der Testpersonen als wirklich unsicher eingeschätzt. Der Mittelwert der Gesamtbewertungen der fünf Gefahrenstellen bewegt sich zwischen 1,5 und 2,9 (sehr sicher bis eher sicher).
  • Zusätzlich zu den vorab definierten Gefahrenstellen konnten die Testpersonen weitere aus ihrer Sicht gefährliche Stellen aufzeigen. Das Feedback zeigt: Es sind nicht einzelne Spots, sondern ganze Streckenabschnitte, auf denen sich Radfahrende im Mischverkehr bei Tempo 50 unwohl fühlen.
  • Radfahren auf Anlageformen mit niedrigerem Geschwindigkeitslimit wurde hingegen grundsätzlich als sicherer erlebt.
  • Mangelhafte Sichtverhältnisse, Lücken im Radverkehrsnetz, gefährliche Überholmanöver und stark von Kfz-Verkehr befahrene Straßen erschwerten das Radfahren entlang der ausgewiesenen Radroute.
  • Als weitere subjektiv empfundene Hindernisse und Unsicherheiten wurden von den Radfahrenden nicht abgesenkte Bordsteinkanten und auf Mehrzweckstreifen haltende Pkw aufgezeigt.
  • Signifikante Wahrnehmungsunterschiede zwischen den drei Altersgruppen der radelnden Testpersonen konnten nicht festgestellt werden. Keine Generation fühlte sich über alle Gefahrenstellen hinweg sicherer oder unsicherer als die anderen.

Empfehlung des KFV-Forschungsteams: Weniger Tempo, mehr Abstand
Die Ergebnisse der KFV-Studie bestätigen einmal mehr: Radfahren wird in Tempo-50-Abschnitten meist als unangenehm und unsicher wahrgenommen, auch zu enges Überholt-werden bewirkt bei Radfahrenden ein Unsicherheitsgefühl.

Die probaten Gegenrezepte propagiert Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des KFV-Fachbereichs Verkehrssicherheit: „Radfahren muss in Österreich sicherer werden. Verkehrsberuhigte Bereiche und niedrige Geschwindigkeiten erhöhen die objektive Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Radfahrenden. Die Resultate unserer Studie untermauern unsere KFV-Forderungen nach Tempo 30 im Ortsgebiet und nach einem gesetzlich geregelten Mindestüberholabstand von 1,5 m im Ortsgebiet – unabhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit und der jeweiligen Verkehrsanlage. Und ob Gefahrenstelle oder nicht: Auch Radfahrende müssen – vor allem aus Selbstschutz – vorausschauend und mit angepasster Geschwindigkeit fahren.“

In diesem Sinne: Gute und sichere Fahrt in den Herbst!