Das KFV forderte in der vergangenen Woche die Initiierung längst überfälliger Verkehrssicherheitsmaßnahmen für Österreich. Neben dem exzessiven Rasen stellen die hohen Unfallzahlen unter Mopedfahrern ein erhebliches Problem dar. Ein im Burgenland durchgeführtes Pilotprojekt verdeutlicht: die Einführung einer praktischen Mopedprüfung ist dringend notwendig. Nicht einmal jeder zweite junge Mopedlenker hat tatsächlich die für den Straßenverkehr notwendigen Fahrkompetenzen.
Wien, 19. März 2021. Etwa ein Drittel aller 15-jährigen Jugendlichen erwirbt den Mopedführerschein – damit verbunden ist allerdings nicht nur ein großer Schritt zur selbstständigen Mobilität, sondern auch ein hohes Unfallrisiko: Denn etwa jeder achte Besitzer eines Mopedführerscheins verunglückt im Alter von 15 bis 17 Jahren mindestens einmal bei einem Mopedunfall. Konkret verunfallen Jahr für Jahr mehr als 2.300 Jugendliche im Alter von 15 bzw. 16 Jahren mit dem Moped – damit entfallen rund 60 Prozent aller jährlichen Mopedunfälle auf diese Altersgruppe. Die Folgen der Unfälle sind dabei häufig dramatisch: jährlich verunglücken fünf Jugendliche im Alter von 15 bzw. 16 Jahren bei Mopedunfällen tödlich, 350 verletzen sich schwer. „Das Moped stellt für viele Jugendliche einen großen, wichtigen Schritt in Richtung Unabhängigkeit dar und bietet ganz besonders im ruralen Raum eine wertvolle Möglichkeit zur selbstständigen Mobilität junger Menschen. Nichtsdestotrotz sind wir hier aber auch mit enorm hohen Unfallzahlen konfrontiert“, erläutert Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im KFV. „Wir wissen aus unserer Forschungsarbeit, dass die für die motorisierte Teilnahme am Straßenverkehr benötigten Kompetenzen bei jugendlichen Mopedlenkern vielfach noch nicht voll entwickelt sind. Und genau bei diesem Punkt lässt sich sehr gut ansetzen. Denn verglichen mit anderen Fahrzeugklassen sind die Voraussetzungen für die Erteilung der AM-Lenkberechtigung deutlich geringer: Bis heute gibt es für die Erlangung des Mopedführerscheins keine praktische Prüfung.“ Eine praktische Fahrprüfung durch unabhängige Prüfer wäre dabei bei weitem nicht nur für die Überprüfung der Fahrkompetenz von Lenkern sinnvoll: Die Prüfung ist vor allem ein wesentliches Instrument, die Ausbildung auf ein Ziel hin auszurichten – schließlich wollen Fahrschüler am Ende der Ausbildung auch die entsprechend benötigten Kompetenzen tatsächlich beherrschen.
Pilotprojekt offenbart lebensgefährliche Fehler
Angesichts der hohen Unfallzahlen unter Mopedlenkern hat das KFV im Jahr 2019 gemeinsam mit der Burgenländischen Landesregierung und den Fahrschulen das Pilotprojekt „MoPPPed – Pilotversuch Praktische Prüfung Moped“ umgesetzt. Ziel war es festzustellen wie jugendliche Führerscheinneulinge, die vor kurzem einen AM Mopedführerschein erworben haben, bei einer praktischen Prüfung, wie sie für A1 vorgesehen ist, abschneiden würden und welche Fehler die Mopedlenker machen. Während im Burgenland im Durchschnitt nur einer von 40 Kandidaten bei der A1-Fahrprüfung durchfällt, kam von den 85 Mopedkandidaten nicht einmal jeder zweite durch: 58 Prozent der angetretenen Kandidaten scheiterten. Teils waren es lebensgefährliche Fehler, die zur Prüfungsniederlage führten. Primär waren dies Fehler – etwa Vorrangverletzungen oder mangelhafte Blicktechnik – im Bereich von Querungsstellen wie Kreuzungen, Kreisverkehren, Zebrastreifen und besonders häufig bei Eisenbahnkreuzungen. Sowohl „2S-Blicke“ als auch die Sicherungsblicke an Querungsstellen wurden gar nicht oder nur mangelhaft ausgeführt. Als zweiter großer Problemkreis wurde die Wahl der Fahrgeschwindigkeit identifiziert. „Die Erkenntnisse aus unserem Pilotprojekt waren erschreckend und zeigen ganz deutlich, dass die derzeitige Ausbildung für die Führerscheinklasse AM für junge Mopedlenker für eine sichere Verkehrsteilnahme bei weitem nicht ausreicht – es ist dringend an der Zeit, hier eine praktische Prüfung einzuführen“, so Robatsch.
Die vollständige Studie „MoPPPed“ steht auf der Website des KFV zum Download zur Verfügung.