Nimm dir Zeit für meine Sicherheit: Schülerinnen und Schüler der Bunten Schule in Währing nehmen die Verkehrserziehung der Erwachsenen selbst in die Hand

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Wien, 11. Mai 2017. Ein Blick auf die Uhr und der Stresspegel steigt, längst sollte man schon beim nächsten Termin sein. Durch Stress und Zeitdruck erhöht sich jedoch auch die Bereitschaft, aufs Gas zu steigen. „Neben der Gefährdung schwächerer Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ist es ein Mythos, dass durch Schnellfahren, Vordrängen, riskante Überholmanöver oder sonstige Tricks Zeit gespart wird“, erläutert DI Christian Kräutler, Verkehrsexperte vom KFV. „Dass ein paar km/h mehr ein paar Minuten weniger sind, diese Gleichung geht nicht immer auf. Garantiert ist nur, dass man das eigene Leben und dies der Anderen gefährdet“, schließt Kräutler.

Wie wichtig die Einhaltung des Geschwindigkeits-Limits ist, zeigt die Unfallstatistik (Quelle: Statistik Austria) auf. Allein in Wien wurden im Jahr 2015 rund 390 Kinder im Straßenverkehr verletzt, davon 64 Kinder am Schulweg. 2015 wurden insgesamt 13 Personen im Wiener Straßenverkehr getötet, davon waren sieben Fußgänger. Hauptursache für tödliche Verkehrsunfälle ist die Überschreitung des Tempolimits. Rund 60 Prozent der Fahrzeuglenkerinnen und -lenker ignorieren Tempo-30-Limits im Ortsgebiet und etwa 40 Prozent überschreiten das Tempo-50-Limit. Dabei wird häufig der Anhalteweg unterschätzt: 70 km/h statt 50 km/h bedeutet jedoch eine Verlängerung des Anhaltewegs um 18 Meter. Und mit der Höhe der Geschwindigkeit nimmt leider auch die Bereitschaft ab, vor dem Zebrastreifen anzuhalten.

Verkehrserziehungsaktion „Nimm dir Zeit“ für mehr Sicherheit im Schulumfeld

Aus diesem Grund setzen AUVA-Landesstelle Wien und KFV gemeinsam mit Volksschulkindern und mit Unterstützung der Polizei im Jahr 2017 die Kampagne „Nimm dir Zeit für meine Sicherheit“ fort. „Unser Ziel ist es, bei allen Fahrzeuglenkerinnen und -lenkern Bewusstsein für die Schwächsten im Straßenverkehr zu schaffen. Den Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern soll vor Augen geführt werden, dass überhöhte Geschwindigkeit – vor allem im Schulumfeld – unsere Kinder gefährdet. Tempolimits einzuhalten bedeutet, das Unfall- und Verletzungsrisiko zu reduzieren und Fußgängerinnen und Fußgänger, insbesondere die Schulkinder, im Straßenverkehr zu schützen“, erläutert Ing. Bernd Toplak, Präventionsexperte der AUVA-Landesstelle Wien. „Zehn Minuten früher loszufahren und damit mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren, kann Leben retten!“, so Toplak.

Äpfel und Zitronen für Autofahrerinnen und Autofahrer

Am Aktionstag übernehmen die Schulkinder die Rolle der Verkehrserzieherinnen und -erzieher, so auch an der Bunten Schule in Währing. Mit Hilfe von Polizei und Aktionsbetreuerinnen und
-betreuern messen rund 60 Kinder in mehreren Gruppen vor der Schule in der Schulgasse die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge. Wer sich an Tempolimits hält, wird gelobt und bekommt einen „süßen“ Apfel. Wer zu schnell ist, wird nett ermahnt und erhält eine „saure“ Zitrone. „Kinder zu erziehen, dass sie sich selbst und andere im Straßenverkehr nicht gefährden, ist ein wesentliches Anliegen schulischer Verkehrserziehung. ‚Nimm dir Zeit für meine Sicherheit‘ trägt zu einer verantwortungsbewussten Einstellung der Schülerinnen und Schüler im Straßenverkehr bei“, erklärt Mag. Dr. Ursula Huber, Stadtschulrat für Wien/Verkehrserziehung.

Oberstleutnant Helmut Meller vom Stadtpolizeikommando Döbling ergänzt: „Um die Verkehrssicherheit auf Österreichs Straßen zu erhöhen, ist es für uns als Polizei wichtig, dass ein richtiges und aufmerksames Verhalten im Straßenverkehr bereits bei den jüngsten Verkehrsteilnehmern ins Bewusstsein gerufen wird. Durch die Aktion können die Kinder das richtige Verhalten auf spielerische Art und Weise erlernen“. „Auch wir unterstützen diese Aktion sehr gerne. Die Zusammenarbeit von Polizei, Schule, außerschulischen Einrichtungen und natürlich auch den Eltern ist ein wesentlicher Baustein zur Erhöhung der Schulwegsicherheit in unserem Bezirk. Mir ist es ein großes Anliegen, die bestehende gute Zusammenarbeit weiter zu verbessern – damit künftig noch mehr Schülerinnen und Schüler sicher zu Fuß zur Schule kommen“, betont Mag. Silvia Nossek, Bezirksvorsteherin des 18. Wiener Gemeindebezirks.

Richtiges Verhalten im Straßenverkehr fördern

Die Aktion ist ein wertvoller Bestandteil der schulischen Verkehrserziehung, bei der die Kinder spielerisch richtiges Verhalten erlernen und gleichzeitig die Verkehrserziehung der Erwachsenen übernehmen. Mit Hilfe einer mobilen Tempoanzeige oder der Messpistole können die Kinder die Geschwindigkeit herannahender Fahrzeuge selber messen und lernen so, die Geschwindigkeit besser einzuschätzen. Gleichzeitig werden die Fahrzeuglenkerinnen und -lenker – mit Hilfe der Kinder – zu mehr Achtsamkeit und Rücksicht im Umfeld einer Schule animiert, indem sie persönlich angesprochen und für die Gefährlichkeit mancher Verkehrssituation sensibilisiert werden. „Wenn Raserinnen und Raser von der Polizei zur Kasse gebeten werden, ist dies eine unangenehme Sache. So richtig peinlich wird es aber, wenn eine ganze Klasse von Schulkindern um mehr Rücksicht bittet. Die Fahrzeuglenkerinnen und -lenker werden dabei aus der täglichen Routine wachgerüttelt und sind dann – hoffentlich – vor allem im Bereich von Schulen wieder konzentrierter unterwegs“, ergänzt Toplak.

Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an den Aktionen arbeiten aktiv mit und haben Spaß an der Kommunikation mit den angehaltenen Fahrzeuglenkerinnen und -lenkern. „Unsere Evaluationen zeigen, dass diese Aktion einen sehr wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit leistet und von Schulen, Kindern und Eltern gerne angenommen wird“, erläutert Kräutler. Der Aktionstag vor der Schule ist nur die öffentlich sichtbare Spitze der Aktion. Zusätzlich erfolgt eine Vorbereitung und Nachbetreuung der Aktion in den Klassen auf Basis umfassender Unterrichtsbehelfe, die den teilnehmenden Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.


Über die AUVA:

Bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) sind mehr als 4,9 Millionen Personen gesetzlich gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten versichert. Dazu zählen auch 1,4 Millionen in Ausbildung Stehende – vom verpflichtenden Kindergartenjahr bis zum Studienabschluss. Vorrangige Kernaufgaben der AUVA sind neben der Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten die Heilbehandlung, Rehabilitation und finanzielle Entschädigung von Unfallopfern.

Über das KFV:  

Das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) ist seit über 50 Jahren der führende Ansprechpartner beim Thema Unfallverhütung in Österreich. Egal, ob es um Sicherheit im Straßenverkehr, in der Freizeit, beim Sport, im Haushalt oder wirksamen Schutz vor Kriminalität geht: Die über Jahrzehnte aufgebaute Kompetenz, Gefahrenquellen aufzudecken, zu bewerten und Lösungsvorschläge zu formulieren, hilft dabei, unsere Lebenswelten um den entscheidenden Schritt sicherer zu machen.

Bildnachweis:
KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)  – Abdruck honorarfrei

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