Nicht jede Verletzung ist sichtbar

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Psychologische Folgen von Unfällen bei Kindern

Unfallverletzungen zählen zu den größten Gesundheitsrisiken im Kindesalter. In Österreich verletzen sich jedes Jahr mehr als 120.000 Kinder unter 15 Jahren bei einem Unfall so schwer, dass sie eine Krankenhausbehandlung in Anspruch nehmen müssen. Rund 80 Prozent der mehr als 120.000 Kinderunfälle passieren zu Hause oder bei Freizeitaktivitäten.

Nach Unfällen steht als erstes die Behandlung der körperlichen Verletzungen im Vordergrund. Aber Wunden der Seele? Im Zuge von Unfällen sind sowohl Kinder als auch deren Eltern vielfältigen möglichen Belastungsfaktoren ausgesetzt. Diese können direkt an der Unfallstelle sein oder sich in der Folgezeit ergeben. Je nach Ausmaß der subjektiven Belastung kann die Verarbeitung des Erlebten für Betroffene sehr fordernd sein und sowohl bei den Kindern als auch deren Eltern zu mittel- und langfristigen psychischen und körperlichen Problemen führen.

Um darzustellen wie wichtig es ist, auch die psychischen Folgen eines Unfalls zu erkennen und zu behandeln, hat, im Auftrag des KFV, die Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Nofallpsychologin Frau Dr. Verena Wolf einen Überblick zum Thema „Psychische Folgen von Unfällen bei Kindern (bis 14) und deren Eltern“ verfasst. Folgende Aspekte stehen dabei im Fokus:

  • Die Rolle des Kindes und dessen Eltern im Unfallgeschehen
  • Potentielle psychologische Belastungsfaktoren
    • Belastungsfaktoren des Unfallgeschehens selbst
    • Schmerzen als Belastungsfaktor
    • Der Krankenhausaufenthalt als Belastungsfaktor
    • Längerfristige Nachbehandlung und Rehabilitation
    • Bleibende körperliche Folgen und Auffälligkeiten
  • Potentielle psychische Folgen bzw. Folgestörungen bei Eltern und Kind
    • Schuldgefühle (Schuldgefühle beim Kind, Schuldgefühle bei den Eltern)
    • Symptome und Störungen als Traumafolgen
    • Belastungsfolgen bei Eltern
    • Schwierigkeiten im sozialen Bereich
    • Familiendynamische Veränderungen
    • Eingeschränkte Lebensqualität
  • Coping und Resilienz
  • Die Einschätzung von Betroffenheit bei Kindern nach Unfällen

Unfallverletzungen, die Schmerzen und Leid für die verunfallten Kinder und ihre Familien verursachen, könnten aber zum größten Teil durch Kenntnis der Unfallursachen, ein entsprechendes Gefahrenbewusstsein und technische Sicherheitsmaßnahmen vermieden werden. Die Prävention von Kinderunfällen ist daher ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Kindergesundheit.

Um die konkreten Unfallrisiken wirksam zu senken, hat das KFV im Jahr 2014 die Initiative „Vision Zero 2020“ ins Leben gerufen – mit dem ehrgeizigen Ziel „Kein getötetes oder schwerverletztes Kind mehr in Österreich“. Gemäß dem Motto „Volle Aufmerksamkeit – Null Unfälle!“ sollen gezielte Informationen und spannende Aktionen das Bewusstsein für den Schutz der Kinder steigern und Kinderunfälle durch praktische Präventionsmaßnahmen verhindert werden. Nähere Infos gibt es unter: www.visionzero.at.

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