Was wie ein Aprilscherz klingt, ist eine neue Verkehrssicherheitsaktion des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit), die sich gegen Ablenkungsunfälle richtet. Unter dem Motto „Schau auf dich und nicht auf’s Handy!“ werden Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren von Ablenkung im Straßenverkehr aufmerksam gemacht. Ablenkung und Unaufmerksamkeit gilt als Unfallursache Nr. 1 im Straßenverkehr mit steigender Tendenz – vor allem auch bei Fußgängern und Radfahrern.
Wien, 24. August 2017. Ein dringendes Telefonat, eine kurze WhatsApp-Nachricht oder einfach nur ein kurzer Smartphone-Check – das Mobiltelefon ist allseits präsent. Selbst am Gehweg oder beim Überqueren einer Kreuzung wird immer wieder ein Blick auf das Mobiltelefon geworfen. Gerade im täglichen Leben eiliger Großstädter stellt Ablenkung somit eine große Gefahrenquelle dar. Den Blick starr auf das Mobiltelefon gerichtet, werden leicht andere Verkehrsteilnehmer oder sogar Schilderstangen oder Straßenlaternenmasten übersehen. Im Rahmen einer neuen Verkehrssicherheitsaktion verwandelt das KFV Österreichs Straßen deshalb in „Safer Streets“. Österreichweit werden an von Fußgängern stark frequentierten Straßenabschnitten Laternenmasten mit weichen Airbags gepolstert. Der provokante Slogan „Ob das nächste Auto auch so gut gepolstert ist? Schau auf dich und nicht aufs Handy!“, der auf allen „Laternenairbags“ abgedruckt ist, soll vor allem Fußgänger – aber auch alle anderen Verkehrsteilnehmer – daran erinnern, wie wichtig volle Aufmerksamkeit im Straßenverkehr ist. Ein zusätzliches Highlight der Aktion sind Gstanzlsänger, die abgelenkte Fußgänger mit spontanen, an die Situation angepassten Gstanzln zu mehr Achtsamkeit aufrufen.
43 Prozent der Fußgängerunfälle aufgrund von Ablenkung/Unachtsamkeit
Unachtsamkeit und Ablenkung sind auf Österreichs Straßen seit Jahren Unfallursache Nummer 1. Der Anteil jener Fußgänger, die sich mit Musik hören, telefonieren, Textnachrichten versenden und E-Mails lesen „sinnlos“ abgelenkt auf den Straßen bewegen, steigt kontinuierlich – der ständige Begleiter Smartphone macht es möglich. Eine vom KFV durchgeführte Beobachtung von mehr als 7.000 Fußgängern in Österreich zeigt, dass z.B. in Wien bereits 36 Prozent beim Queren von Straßen erkennbar abgelenkt sind. Die Folge: Im Jahr 2016 ereigneten sich auf Österreichs Straßen alleine 1.560 Unfälle mit Fußgängern aufgrund von Ablenkung, für 16 Personen mit tödlichem Verlauf. (Gesamt 2016: 4.226 Fußgängerunfälle). „Unsere Daten zeigen, dass der Anteil der abgelenkten Fußgänger z.B. in Wien in den letzten beiden Jahren um 7 Prozentpunkte gestiegen ist“, so KFV-Direktor Dr. Othmar Thann. Am häufigsten waren bei der im Juli 2017 durchgeführten Erhebung Fußgänger in Niederösterreich (42 Prozent), Vorarlberg (37 Prozent) und Wien (36 Prozent) abgelenkt. Kärnten (28 Prozent), die Steiermark (21 Prozent) und Salzburg (19 Prozent) rangieren im Mittelfeld. Am wenigstens abgelenkte Fußgänger finden sich in Oberösterreich (16 Prozent), Tirol (15 Prozent) und im Burgenland (15 Prozent). „Mit unserer neuen Verkehrssicherheitsaktion erinnern wir die Bevölkerung ganz gezielt daran, dass für alle Verkehrsteilnehmer volle Aufmerksamkeit im Straßenverkehr lebenswichtig ist.“
Tourstopps in ganz Österreich
Der Auftakt der neuen KFV-Verkehrssicherheitsaktion „Schau auf dich und nicht aufs Handy!“ erfolgt am 24. August in Wien. Danach macht die Aktion am 19. und 20. September abermals in Wien Station, weitere Aktionen in allen anderen Landeshauptstädten folgen getaktet im Herbst.
KFV Tipps & Tricks für SMS- und Social-Media-Checker, Vieltelefonierer, Beim-Gehen Esser, Musikhörer und Tagträumer:
- Höchste Konzentration, vor allem beim Queren von Straßen bzw. Kreuzungen, auch auf Wegen, die man in und auswendig kennt.
- Stopp- und Aufmerksamkeitspunkte schaffen: Die Gehsteigkante bewusst wahrnehmen und davor stehen bleiben.
- Beim Überqueren der Straße gibt es keine Kompromisse: Hier gilt Stoppen – vom Handy aufsehen/Hörer weg vom Ohr/Kopfhörer runter nehmen – Schauen – Gehen.
- Wenn möglich einen Zebrastreifen nutzen (Pflichtnutzung innerhalb von 25 Meter Entfernung!) und nicht zwischen den Autos durchschlängeln. Ist dies unvermeidbar, dann langsam und vorsichtig so weit vortreten, dass Sie gesehen werden.
- Blickfeld vor dem Stehen bleiben und vor dem Losgehen bewusst auf das Umfeld nach vorne und unten erweitern; nach vorne auf die Richtung und Hindernisse; nach unten auf Kanten und taktile Bodenindikatoren, wie bspw. den Rillenlinien entlang von Bahnsteigkanten oder den taktil markierten Einstiegsstellen an Haltestellen.
- Bewusst auf Geräusche achten. Das akustische Auffindesignal von Ampel-Leitsystemen (hörbares Klacken) kann ein Warnhinweis dafür sein, nun erhöht aufmerksam zu sein.
- Queren sie Straßen und Kreuzungen nicht diagonal, da es so schwieriger ist den Verkehr aus allen Richtungen im Blick zu haben.
- Bleiben sie beim SMS-Tippen oder E-Mail-lesen stehen oder gehen sie an der Hausseite des Gehsteiges. Stopp- und Aufmerksamkeitspunkte immer beachten.
- Auch am Gehsteig gilt es visuell und akustisch möglichst aufmerksam zu sein, insbesondere da Kinder und Jugendliche oft mit Rollern, Skateboards und dergleichen unterwegs sind.
- Blickkontakt zum Fahrer eines nahenden Verkehrsmittels aufbauen und nicht auf das Vorrecht auf dem Schutzweg verlassen. Auch die Fahrer könnten abgelenkt sein. Geben Sie auch einmal freundliche Handzeichen.
- Auf Blitzaktionen verzichten: Geduld ist nicht nur eine Tugend, sondern gelebter Selbstschutz im Straßenverkehr, vor allem wenn man gleichzeitig telefoniert, isst oder E-Mails checkt.
Link-Tipp: Unter www.ab-gelenkt.at haben Interessierte die Möglichkeit, die Folgen und Risiken von Ablenkung im Straßenverkehr virtuell anhand von Filmen zu erleben.
Bilder zur Aktion finden Sie unter dem folgenden Link: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/9800
Bildnachweis:
KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)/APA-Fotoservice/Juhasz – Abdruck honorarfrei