Das Fahren unter Einfluss von Drogen stellt ein ernstzunehmendes Problem für die Sicherheit auf Österreichs Straßen dar. Wie aktuelle Dunkelfeldstudien des KFV zeigen, ist der Konsum von Drogen besonders unter jungen Männern verbreitet. Sie setzen sich auch unter Drogeneinfluss ans Steuer. Knapp ein Jahr lang lief nun eine Kampagne des BMK, um auf die Gefahren von Drogen im Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Das KFV untersuchte dabei die Effekte dieser bewusstseinsbildenden Maßnahme.
Studien belegen, dass Drogenlenker*innen die Risiken ihres Verhaltens unterschätzen, ihre eigene Beeinträchtigung in diesem Zustand falsch beurteilen und sich nicht ausreichend bewusst sind, wie sehr sie andere durch ihre Fahrt im Rauschzustand gefährden. Mit der Kampagne „Lass Drogen nicht ans Steuer“ zielte das BMK (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie)[1] – von November 2018 bis August 2019 daher auf mehr Bewusstsein in puncto Gefährlichkeit von drogenbeeinträchtigtem Fahren sowie auf verstärkte Einhaltung des Drogenverbots am Steuer ab.
Kernbotschaft: Verantwortungsgefühl rettet Leben
Hauptzielgruppe der Kampagne waren Männer im Alter von 17 bis 40 Jahren, die erweiterte Zielgruppe war die Bevölkerung ab 17 Jahren. Die Botschaften der Kampagne appellierten einerseits an die Eigenverantwortung der Lenker*innen – „Lass Drogen nicht ans Steuer!“ – und machten andererseits auf die bestehende Lebensgefahr auch für andere potenziell involvierte Unfallopfer aus deren Perspektive aufmerksam: „Ich bin drogengefährdet.“ Die von prominenten Testimonials formulierten Messages sollten sozialen Druck aufbauen und die hohe Verantwortung der Fahrer*innen für das Leben Mitfahrender und anderer Verkehrsteilnehmer*innen bewusst machen.
Vorher-Nachher-Befragung der Zielgruppen
Das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) untersuchte im Auftrag des BMK begleitend die Wirksamkeit der Kampagne. Die Evaluierung sollte klären, ob die Kampagne die Zielgruppen erreicht hatte und Effekte auf themenrelevante Einstellungen und Meinungen eruieren. In einer österreichweiten Online-Befragung vor dem Start und am Ende der Kampagne sowie drei Monate nach Kampagnenende wurden jeweils zwei Gruppen befragt: die Hauptzielgruppe männlicher Kfz-Lenker im Alter von 17 bis 40 Jahren, die zuvor bekannt hatten, in den vorangegangenen drei Monaten Drogen konsumiert zu haben, sowie Autofahrende und Mitfahrende ab 17 Jahren.
Ergebnisse der Evaluierung
In der Hauptzielgruppe erreichte die Kampagne mit 79% einen hohen Bekanntheitsgrad, in der Bevölkerung allgemein lag dieser Wert bei 66%. Erreicht wurde dieser Impact u. a. durch Plakate, Inserate, Kinospot-Schaltungen und Aktivitäten in sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Eine nachhaltige signifikante Veränderung der persönlichen Einstellungen und Meinungen durch die Botschaften der Kampagne konnte nicht erreicht werden, wobei das Antwortverhalten der Hauptzielgruppe bei Kampagnenende jedoch Tendenzen in die gewünschte Richtung aufwies. So zeigte die Nachher-Befragung bei den potenziellen Drogenlenkern mehr Einsicht darin, dass man sich selbst, Mitfahrende und andere Personen im Straßenverkehr gefährdet, wenn man unter Drogeneinfluss ein Kraftfahrzeug lenkt. Zudem meinte ein größerer Anteil der Hauptzielgruppe im Nachhinein, dass man nach Drogenkonsum die eigene Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit sehr schlecht einschätzen könne. Dementsprechend wurden strengere Verkehrsregeln und höhere Strafen für Drogenlenker*innen eher befürwortet als im Vorfeld der Kampagne.
Drogen am Steuer auch weiterhin im Fokus
Im Rahmen der Kampagne konnten wertvolle Informationen über Einstellungen und Meinungen der Zielgruppe und der Bevölkerung zum Thema Drogen am Steuer gewonnen werden. Das Thema Drogen im Straßenverkehr ist auch in der zukünftigen Verkehrssicherheitsarbeit ein wichtiges Handlungsfeld und wird in der neuen Österreichischen Verkehrssicherheitsstrategie 2021 – 2030 unter dem Handlungsfeld 5 „Verkehrstüchtig und mit ganzer Aufmerksamkeit auf der Straße“ entsprechend behandelt.
Die vollständige Studie ist auf der Website des BMK unter folgendem Link verfügbar:
PDF Download
[1] Ehemals BMVIT (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie)