KFV testet LED-Teelichter: In 8 von 10 Geschäften nicht kindersicher

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LED-Teelichter werden als vermeintlich sicherere Alternative für herkömmliches Kerzenlicht, wie z. B. beim Laternenumzug, verwendet. Allerdings bergen sie speziell für Kleinkinder ein erhebliches Verletzungsrisiko: nämlich Knopfzellen. Um zu untersuchen, ob die in Österreich vertriebenen LED-Teelichter kindersichere, fest verschraubbare Batteriefächer besitzen, hat das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) im österreichischen Handel Testkäufe durchgeführt. Die Ergebnisse sind ernüchternd: In 85 Prozent der getesteten Geschäfte waren keine kindersicheren LED-Teelichter erhältlich. Das KFV bittet Konsument*innen hier besonders vorsichtig zu sein, da verschluckte Knopfbatterien schwerwiegende Verletzungen verursachen können, und appelliert zudem an den österreichischen Handel nur LED-Teelichter zu vertreiben, deren Batteriefächer kindersicher gestaltet, verschraubbar und nur mit einem Werkzeug zu öffnen sind.

Knopfzellen – Versteckte Gefahr für Kleinkinder
Oftmals ist man sich gar nicht bewusst, dass viele Dinge, die man im Alltag benutzt, auch sehr gefährlich sein können. Knopfbatterien sind in einer Vielzahl von Produkten des Alltags zu finden, wie beispielsweise in Haushaltswaagen, Fernbedienungen, sowie Spielwaren, Glückwunschkarten oder auch in LED-Teelichtern. Aufgrund ihrer silber glänzenden Oberfläche wirken die runden Knopfzellen äußerst anziehend auf Kleinkinder, wie auch eine Untersuchung des KFV zeigt: Zwei von drei Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren (65%) entschieden sich für Knopfbatterien und nicht für das gleichzeitig zur Auswahl vorgelegte Spielzeug.
Durch die zunehmende Verbreitung von LED-Teelichtern können Kinder vermehrt in den Kontakt mit Knopfzellen kommen. Ist das Batteriefach nicht fest verschraubt und daher leicht zu öffnen, können Kleinkinder diese herausnehmen und verschlucken. Wird eine Knopfzelle verschluckt ist dies als ein Notfall zu betrachten!  Besonders problematisch ist es, wenn die Knopfbatterie in der Speiseröhre stecken bleibt. Durch den Kontakt mit den feuchten Schleimhäuten kommt es zum Stromfluss und einer chemischen Reaktion, die zu schwersten Verletzungen führen können. Innerhalb kürzester Zeit kann es dadurch zu schweren Gewebeschäden komme – mit mitunter lebensbedrohlichen Folgen.

KFV TEST zeigt: Kindersichere, fest verschraubte LED-Teelichter sind am österreichischen Markt nur schwer erhältlich
Um zu untersuchen, ob die in Österreich vertriebenen LED-Teelichter kindersichere, fest verschraubbare Batteriefächer besitzen oder nicht, hat das KFV zwischen 29.06.2022 und 29.07.2022 Testkäufe im österreichischen Handel durchgeführt. Die Testkäufe wurden in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien sowie in zwei österreichischen, auf Kindergarten-, Bastel- und Schulbedarf spezialisierten, Onlineshops getätigt. Insgesamt wurden 127 Geschäfte von Testkäufer*innen persönlich aufgesucht, darunter Filialen von Möbelhäusern, Drogeriemärkten, Papierwarengeschäften, Discountern, Supermärkten, Baumärkten sowie Dekoartikel-Händlern. In zwei österreichischen auf Kindergarten-, Bastel- und Schulbedarf spezialisierten Onlineshops wurden Onlinebestellungen durchgeführt.
Rund die Hälfte der getesteten Geschäfte hatten zum Zeitpunkt des Testkaufs LED-Teelichter lagernd. Jedoch führten davon nur 15 Prozent kindersichere, fest verschraubbare LED-Teelichter im Sortiment. Das ist vor allem deshalb erschreckend, da Sicherheit hier keine Preisfrage zu sein scheint: Kindersichere LED-Teelichter sind im österreichischen Handel bereits ab einem Stückpreis von € 0,50 Cent erhältlich – sie liegen preislich also durchaus auf einem vergleichbaren Niveau wie die unverschraubte Variante!

Appell an den österreichischen Handel
Für Spielzeug, das in Österreich auf den Markt kommt, existieren hinsichtlich Kindersicherheit strenge gesetzliche Regelungen: Enthält Kinderspielzeug Knopfzellen, darf entsprechend der Spielzeugverordnung in Zusammenhang mit der harmonisierten Europäischen Norm EN 62115 das Batteriefach nur mit einem Werkzeug zu öffnen sein. Für LED-Teelichter ist hier keine derartige Anforderung festgelegt.
Um die Kindersicherheit in unserem Land zu erhöhen, appelliert das KFV daher an den österreichischen Handel nur LED-Teelichter in das Sortiment aufzunehmen und zu vertreiben, deren Batteriefächer kindersicher gestaltet, verschraubt und nur mit einem Werkzeug zu öffnen sind. Denn jeder einzelne Kinderunfall, der verhindert werden kann, ist ein wichtiger Schritt zur Erfüllung zur Vision des KFV: eine sichere Welt für unsere Kinder.

Risiko Knopfzellen: Videolinks

So lassen sich Verletzungen von Kleinkindern durch Knopfbatterien vermeiden:

  • Vermeiden Sie Spielzeuge für Kleinkinder, die mit Knopfbatterien betrieben
  • Achten Sie bereits beim Kauf von LED-Teelichtern und batteriebetriebenen Produkten darauf, dass das Batteriefach verschraubt und somit kindersicher gestaltet
  • Achten Sie bewusst darauf, welche Produkte in Ihrem Haushalt mit Knopfbatterien betrieben werden. Bewahren Sie diese ebenso wie originalverpackte Batterien stets außerhalb der Reichweite von Kleinkindern
  • Klären Sie Kinder altersgerecht darüber auf, warum Batterien gefährlich sein können.
  • Entfernen Sie gebrauchte Batterien rasch aus Ihrem Haushalt. Auch leere Knopfzellen weisen immer noch genügend Spannung auf, um Verletzungen herbeizuführen. Kleben Sie die Pole der Knopfbatterien ab, um einen Kurzschluss zu vermeiden, und entsorgen Sie diese umweltgerecht an Sammelstellen.
  • Achten Sie bei Spielzeug auf das CE-Zeichen und Prüfsiegel sowie auf die Sicherheitshinweise in der Gebrauchsanweisung.
  • Diese Vorsichtsmaßnahmen gelten auch allen anderen Haushalten, in denen sich Ihr Kind aufhält – z.B. bei den Großeltern.

Richtig reagieren im Fall des Falles:

Sollte Ihr Kind eine Batterie verschluckt haben oder der entsprechende Verdacht bestehen:

  • Rufen Sie umgehend die Rettung (Notruf 144).
  • Führen Sie kein Erbrechen herbei!
  • Lassen Sie Ihr Kind vor der Untersuchung nichts essen oder trinken!
  • Nehmen Sie die Verpackung der Batterie bzw. das Gerät, in dem sie verwendet wurde mit ins Krankenhaus, damit Typ und Zusammensetzung der Batterie bestimmt werden können!
  • Auch wenn Kinder sich eine Knopfzelle in Nase oder Ohr gesteckt haben, ist umgehend ärztliche Hilfe zu suchen, um den Fremdkörper schnellstmöglich entfernen zu lassen!
  • Die Vergiftungsinformationszentrale (01/ 406 43 43) berät und unterstützt bei der Abschätzung des Gefährdungspotenzials.