KFV Studie „Zukunft der Kriminalität“ untersucht Herausforderungen von morgen

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Neue Risiken durch 5G-Mobilfunknetze, Cloud Security als Präventionsaufgabe, künstliche Intelligenz als Game Changer in der Cybersicherheit, stark wachsende Opfergruppen in höherem Alter oder zunehmende Umweltverbrechen sind einige der Hauptrisikobereiche, die das KFV in einer aktuellen Studie als Zukunftskriminalitätsformen identifiziert. Die Ergebnisse sollen nun in die Präventionsarbeit einfließen und Diskussionen zu notwendigen Weichenstellungen anstoßen. 2019 ist die Zahl der Anzeigen in Österreich laut der österreichischen Kriminalstatistik im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent von 472.981 Anzeigen (2018) auf 488.912 (2019) gestiegen. 

Technische Entwicklungen begünstigen neue Kriminalitätsformen. Foto: J.Trauner/Unit11

Wien, 27. 11. 2020. Neue Zeiten bringen neue Kriminalitätsformen. Aber welche wird es in Zukunft geben? Mit welchen Techniken wird gearbeitet werden? Kann man sich überhaupt schützen bzw. wo muss bereits jetzt angesetzt werden, um in Zukunft präventiv gegensteuern zu können? Besonders im Hinblick auf die sich aktuell verändernden Lebensumstände durch die Corona-Pandemie, gibt eine neue Studie des KFV nun Einblicke in die Kriminalität der Zukunft. Eines bleibt sicher: Langweilig wird der Polizei nicht: „Speziell Kriminalitätsfelder, die innovativ oder neuartig sind, stellen für Strafverfolgungsbehörden eine wirkliche Herausforderung dar. Galt Cybercrime noch vor wenigen Jahren als „neue“ Kriminalitätsform, so beschreibt die Polizei die Bekämpfung dieser Kriminalitätsformen heutzutage als besonders herausfordernd. Die Zahlen steigen stetig. Die Dunkelziffer ist enorm“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV(Kuratorium für Verkehrssicherheit). Erst vor kurzem veröffentlichte dasKFV gemeinsam mit dem BMI in einer Dunkelfeldstudie zu Online Betrug die massive Zahl von mehr als 300.000 Geschädigten im letzten Jahr. „Zukünftige technische Entwicklungen werden neue Kriminalitätsformen begünstigen: Jede Innovation auf der einen Seite kann natürlich auch für die Gegenseite zum Vorteil krimineller Machenschaften genutzt werden und führt zu einem ständigen Wettrennen um das nächste Schlupfloch.“

5G, Cloud, KI und der Mensch als Schwachstelle – Beispiele der Kriminalität der Zukunft:

Von der Leine gelassen: Ausweitung der 5G-Technologie – 5G wird eine drahtlose Konnektivität in Echtzeit für jedes Gerät des «Internet der Dinge» (Internet of Things/IoT) ermöglichen, wie beispielsweise autonome Autos oder sensorgesteuerte Fabriken. Auch Hacker können die Geschwindigkeit und das Volumen von 5G nutzen, um schneller mehr Daten zu erfassen (oder zu stehlen). Auch die klassischen Cyberattacken der Eigentumskriminalität – Phishing und DDoS-Attacken, um anschließend Geldzahlungen zu erpressen – werden durch 5G erleichtert werden. Das Bewusstsein, welche Geräte im Netzwerk operieren und damit angreifbar sind, muss sowohl im privaten als auch im betrieblichen Kontext enorm verbessert werden.

Vernetzung: Fluch und Segen für Unternehmen – Die Digitalisierung bzw. die Vernetzung in das Internet of Things fast aller Wirtschaftsunternehmen wird sich nicht aufhalten lassen, sondern wird in Zukunft weiter an Fahrt aufnehmen. Gleichzeitig gibt es das große Risiko, Opfer von Cyberangriffen zu werden. Diese wird mit steigender Digitalisierung signifikant ansteigen. Vor allem im Bereich der Operational Technology (OT) in der Industrie wird ein großer neuer Angriffsvektor entstehen, sobald diese Bereiche in ein Netzwerk eingebettet werden.

Die Zukunft in der Wolke – Cloud Security als zentrale Präventionsaufgabe – Die Nutzung von Cloud-Diensten hat in Österreich in den letzten Jahren zugenommen, im privaten wie im gewerblichen Bereich. Je mehr Unternehmen ihre internen Abläufe in die Cloud verlagern, desto wichtiger wird ein inklusives, durchdachtes Sicherheitskonzept, das auf all diese Risiken vorbereitet ist. Hier wird in Zukunft der große Nachholbedarf vor allem auch für Unternehmen sein, denn die momentane Absicherung der Cloudsysteme ähnelt derzeit eher einem kleinen Vorhängeschloss als einem massiven Safe.

Radikale Innovation: Künstliche Intelligenz und Quantencomputer als Game Changer in der Cybersicherheit – Künstliche Intelligenz ist in ihrer ersten Stufe bereits in Form von Alexas oder Siris seit einiger Zeit festes Element unserer digitalen Unterhaltung. In der zweiten Stufe, der starken oder General KI, gibt es für die künstliche Intelligenz keine Beschränkungen mehr. Das System ist dann im Stande, sein Wissen und seine Fähigkeiten in ganz unterschiedlichen Kontexten anzuwenden. Diese Stufe der AI ist noch Zukunftsmusik, sie wird wohl zwischen 2030 und 2060 Realität. Super KI würde die menschliche Intelligenz dementsprechend schließlich um ein Vielfaches übersteigen. Was bereits klar scheint ist, dass Quantencomputer sämtliche gängigen Kryptosysteme, Sicherheitsprotokolle und andere Schutzmechanismen obsolet machen wird. Die schiere Kraft des Quantencomputers und die Gleichzeitigkeit seiner Aktionen wird die jetzt bekannten Sicherungsprotokolle mit Leichtigkeit ausspielen. Die wohl herausforderndste Frage der Zukunft wird sein, ob und wie der legale Zugang zu Quantencomputern eingeschränkt wird.

Grafik: KFV

„Unsere Studie stellt einen Auszug an technologischen Entwicklungen dar, mit komplexen Konsequenzen auf vielen Ebenen“, erläutert Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des KFV-Forschungsbereiches Eigentumsschutz.„Die Zukunft der Kriminalität bedeutet eine enorme Herausforderung für den Rechtsstaat. Die hohe Innovationskraft und die Geschwindigkeit der Digitalisierung werden dazu führen, dass auch nationales, europäisches und internationales Recht auf vielfältige neue Art und Weise reformiert bzw. interpretiert werden müssen, um den neuen Bedrohungen zu begegnen. Diese Weichenstellungen müssen schon heute für die Zukunft gestellt werden“. So werden Fragen nach Verantwortlichkeiten bei transnationaler Vernetzung ebenso wichtig werden, wie offene Fragen zu Zugangsbeschränkungen bestimmter Technologien, schließt Thann.