KFV-Studie zeigt: Mehr als 760 km der österreichischen Wanderwege liegen in Risikozonen für Steinschlag

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Aktuell kommt es in Österreich vielerorts vermehrt zu Steinschlag – eine Gefahr, die sich durch den Klimawandel immer weiter verschärft. In einer aktuellen Studie identifiziert das KFV bereits 760 Kilometer der kartierten Wanderwege als Risikozonen für Steinschlag. Tatsächlich könnte das Risiko aber noch weit größer sein. Das KFV ruft zu erhöhter Achtsamkeit auf, denn gerade im alpinen Raum ist es entscheidend, Gefahren frühzeitig zu erkennen und im Notfall richtig zu reagieren. Auch rechtlich gesehen ist Eigenverantwortung gefragt.

Wien, 21. März 2025. Steinschlag tritt in Österreich immer häufiger auf. Laut den Aufzeichnungen der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) haben sich bereits 2023 die dokumentierten Fälle fast verdoppelt. Viele dieser Ereignisse treten in Höhenlagen zwischen 400 und 700 Metern auf. Im Durchschnitt (2019-2023) werden pro Jahr in Österreich 61 Personen durch Steinschläge verletzt und 3 Personen getötet. Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz sowie Recht und Normen im KFV, warnt: „Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich zunehmend in den Bergen bemerkbar: Schneeschmelze, starke Temperaturschwankungen und extreme Wetterereignisse destabilisieren das Gestein, wodurch Steinschlag immer häufiger auftritt.“

„Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich zunehmend in den Bergen bemerkbar: Schneeschmelze, starke Temperaturschwankungen und extreme Wetterereignisse destabilisieren das Gestein, wodurch Steinschlag immer häufiger auftritt.“

Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Fachbereichs Eigentumsschutz im KFV ©KFV/APA-Fotoservice/Schedl

Gefahr auf 760 Kilometer Wanderwegen – Dunkelziffer weitaus höher
Auch auf markierten Wanderwegen ist Achtsamkeit geboten: Laut einer aktuellen KFV-Studie, im Zuge derer das österreichische Wanderwegenetz mit Gefahrenzonenplänen abgeglichen wurde, konnten Bereiche identifiziert werden, in denen ein sehr hohes Steinschlagrisiko besteht (siehe Abbildung). Das Ergebnis: Von den insgesamt 72.000 Kilometern des kartierten österreichischen Wanderwegenetzes wurden 2.200 Kilometer als besonders risikoreich eingestuft – davon 760 Kilometer mit besonders hoher Steinschlaggefahr. Das entspricht in etwa einer Luftlinie von Wien nach Rom. Tatsächlich könnte die Gefahr jedoch noch weit höher sein: Viele Wanderwege im alpinen Gelände liegen außerhalb kartierter Bereiche, wodurch eine hohe Dunkelziffer zu vermuten ist.

Haftung bei Schäden – Eigenverantwortung gefragt
Kommt es zu einem Schadensfall – sei es ein Personen- oder Sachschaden – haftet in der Regel die Person, die ihre Sorgfaltspflicht verletzt hat. Bei geführten Bergtouren kann dies der Tourenführer sein, wenn er nicht ausreichend über bestehende Gefahren informiert. Bei Einzelwandernden kann entweder der Vorausgehende haften, wenn er unachtsam auf loses Geröll tritt, oder der Nachfolgende, wenn er eine offensichtliche Gefahr nicht erkennt. Ausschließlich bei grober Fahrlässigkeit, also wenn zum Beispiel eine bekannte Gefahrstelle nicht ausreichend gesichert wurde, kann eine Haftung für den Wegehalter bestehen. Dr. Kaltenegger betont: „Durch die höhere Wahrscheinlichkeit eines Steinschlags steigt der Druck auf die Wegehalter ihre Kontroll- und Instandhaltungsmaßnahmen zu verstärken. Das kann jedoch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler überfordern, wodurch eventuell sogar Wegsperren drohen.“ Eine Lösung sieht Kaltenegger in der rechtlichen Interpretation, die die Eigenverantwortung der Wandernden stärker miteinbezieht.

So reagiert man im Notfall richtig   
Um das Unfallrisiko zu minimieren, sollte man in den Bergen immer achtsam unterwegs sein, denn Steinschlag tritt das ganze Jahr über auf. Wer versehentlich einen Stein in Bewegung setzt, sollte nachfolgende Wandernde sofort mit einem lauten Warnruf auf die Gefahr aufmerksam machen. Betroffene sollten im Notfall schnell Schutz suchen – am besten hinter einem Felsen oder einer stabilen Geländekante.

 

Datenquelle: Open Street Map (Wanderwegenetz); Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV / BML) (Ereignisse, Gefahrenzonenplan); geoland.at (digitales Höhenmodell).

Erklärung zur Grafik: Die Karte zeigt den braunen Hinweisbereich (in der Grafik grün dargestellt) des Gefahrenzonenplans der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV), der in dieser Auswertung ausschließlich auf Steinschlagrisiken bezogen ist. Zusätzlich ist das österreichische Wanderwegenetz eingezeichnet.

Die Verschneidung beider Datensätze zeigt, dass etwa 760 Kilometer der kartierten Wanderwege innerhalb dieses Hinweisbereichs verlaufen und somit ein hohes Steinschlagrisiko aufweisen.

KFV- Empfehlungen

  • Bleiben Sie stets auf markierten Wegen!
  • Rechnen Sie im alpinen Gelände immer mit einem möglichen Steinschlag!
  • Nach extremen Wetterereignissen wie etwa Starkregen ist auch noch Tage danach erhöhte Vorsicht angebracht.
  • Beachten Sie Hinweise und Sperren von Behörden und alpinen Vereinen (Alpenverein, Naturfreunde, Österreichischer Touristenklub)!
  • Bedenken Sie, dass auch bei Freigabe von Wanderwegen durch Behörden oder Vereine immer noch ein Restrisiko besteht!
  • Sollten Sie selbst einen Stein oder Geröll lostreten, warnen Sie nachfolgende Wanderer mit dem lauten Ausruf „Achtung Stein“!
  • Achten Sie bei Querung gefährlicher Stellen immer auf die Umgebung, zum Beispiel auf akustische Warnsignale durch andere Wandernde oder auf Geräusche von rollenden Steinen.
  • Erhöhte Vorsicht gilt bei Mulden und Rinnen im steileren Gelände. Stellen, an denen offensichtlich loses Gestein liegt, sollten besonders achtsam und zügig durchwandert werden!
  • Werfen Sie niemals Steine in die Tiefe und weisen Sie auch Kinder eindringlich darauf hin, dies niemals zu tun!


„Gefährlichster Stein Österreichs“: Humorvolles Sujet für mehr Wandersicherheit
Mit dem Sujet des „gefährlichsten Steins“ macht das KFV auf humorvolle Weise auf die Gefahren beim Wandern aufmerksam. Das Motiv, das im Rahmen einer Instagram-Kampagne veröffentlicht wurde, soll mit einem Augenzwinkern für mehr Sicherheit im alpinen Gelände sensibilisieren. Der Abdruck vom Sujet ist honorarfrei. © KFV