Kein Schwimmunterricht und zu wenig Übung – Jedes zehnte Kind in Österreich ist Nichtschwimmer*in

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  • Schwimmunterricht in den Schulen und Schwimmfrequenz aller Altersgruppen immer noch stark defizitär.
  • 4,2 Millionen entfallene Schwimmstunden in den letzten 12 Monaten
  • KFV Studie weist aktuell rund 148.000 Nichtschwimmer im Alter von 5-19 Jahren aus.
  • KFV fordert weitere verstärkte, unbürokratische Maßnahmen auf allen Ebenen um jedem Kind in Österreich das Schwimmen als Überlebenstechnik zugänglich zu machen.

 Wien, 09. Juni 2022. Schwimmen ist nicht nur ein sehr gesunder Sport, sondern auch eine wichtige Überlebenstechnik im Wasser. Durchschnittlich sterben zwischen 22 und 47 Personen jährlich in Österreich durch Ertrinken. Bei tödlichen Kinderunfällen sind Ertrinkungsunfälle sogar die zweithäufigste Todesursache in Österreich. Wie Untersuchungen des KFV ausweisen, gibt es aktuell rund 600.000 Nichtschwimmer in Österreich, davon rund 148.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 19 Jahren. „Unsere Erhebungszahlen zeigen, dass sich die Negativrekorde gegenüber den Erhebungen aus dem Jahr 2020/2021 tendenziell minimal, aber immerhin verbessert haben. Wir liegen dennoch in der Altersgruppe der Kinder beim Schwimmen lernen und bei der Schwimmfrequenz weit unter dem Vor-Corona Niveau. Hier besteht weiterhin dringender und vor allem nachhaltiger Handlungsbedarf“, so Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sportsicherheit im KFV. Infolge der Corona-Pandemie kam es in Österreich zu Komplettausfällen beim Schwimmunterricht mit Millionen an entfallenen Schwimmstunden. Im zweiten Jahr der Pandemie wurde das Angebot zwar wieder leicht erhöht, dennoch fanden in Österreich weiterhin rund 4,2 Millionen Schwimmstunden in den letzten 12 Monaten nicht statt.

 

Österreicher*Innen gehen deutlich weniger schwimmen als noch vor einigen Jahren

Ein weiteres Risikofeld sieht das KFV in der Zahl der ungeübten Schwimmer. Wie gut man schwimmen kann, hängt nicht nur davon ab, ob man es je gelernt hat, sondern auch von der Praxis: „Über alle Altersgruppen hinweg sehen wir, dass die Schwimmfrequenz nach wie vor auf niedrigem Niveau ist. Bei der Altersgruppe 50+ ist die Schwimmfrequenz nach wie vor sogar doppelt so gering wie vor Corona Niveau. Bei den Kindern bedeutet die geringe Schwimmfrequenz, dass etliche zwar mit ersten Schwimmversuchen gestartet haben, dennoch damit zu wenig Übung haben um sicher schwimmen zu können. Das ist vor allem für Eltern und Aufsichtspersonen ein wichtiger Gefahrenhinweis, das Können ihrer Kinder nicht zu überschätzen!“, betont Trauner-Karner. Wie in vielen anderen Bereichen verstärkten die letzten Jahre auch beim Thema Schwimmen bereits bestehenden Unterschiede in den Bevölkerungsgruppen. Sozial schwächer gestellte Bevölkerungsgruppen hatten in den vergangenen Jahren die wenigsten Möglichkeiten schwimmen zu gehen.

„Schwimmen ist eine unvergleichbare Überlebenstechnik, deshalb ist es gerade für Kinder ganz besonders wichtig schwimmen zu lernen. Und das braucht Zeit, Übung und auch Erfahrung mit dem Element Wasser. Wenn wir nicht hinnehmen wollen, dass auf Dauer viele Kinder – vor allem aus sozial schwächer gestellten Familien die sich Privatschwimmkurse schlichtweg nicht leisten können – nicht schwimmen können, müssen auf allen Ebenen die Anstrengungen noch einmal weiter verstärkt werden. Hier braucht es mitunter innovative Maßnahmen angefangen von weiteren Förderungsunterstützungen bis hin zu unbürokratischen Zugängen zu Wasserflächen, Bädern und Unterstützung der Schulen bei der verstärkten Schulschwimmausbildung im Rahmen des Schulsports“, so Trauner-Karner.

 

 

KFV Sicherheitstipps:

 

− Kleinkinder müssen in und in der Nähe von Gewässern immer in unmittelbarer Reichweite beaufsichtigt werden – größere Kinder in Sichtweite.

− Achten Sie besonders bei Feiern und Festen mit vielen Erwachsenen darauf, dass immer eine definierte Person für die direkte Beaufsichtigung der Kinder zuständig ist.

− Auch kleinen Kindern kann man lernen sich beim „in das Wasser schauen“ auf den Bauch zu legen. Dadurch wird das Risiko ungewollt das Gleichgewicht zu verlieren und in das Wasser zu fallen etwas reduziert.

− Kleiden Sie Kinder in gut sichtbaren Farben (Badekleidung) – im schlimmsten Fall der Fälle können Kinder unter Wasser so schneller aufgefunden werden.

− Ältere Kinder und auch Erwachsene überschätzen Ihren Schwimmkenntnissen gerne.

− Sichern Sie Pools/Biotope/Schwimmteiche mit einem Zaun mit einer selbstschließenden Tür. Dadurch wird der direkte Zugang zum Wasser verhindert.

− Alarmsysteme für Pool oder Gartenteich, die eine größere Bewegung im Wasser melden, bieten zusätzliche Sicherheit, können aber eine Aufsichtsperson nicht ersetzen.

-Auch Erwachsene Schwimmer können sich körperlich überfordern. Schwimmbojen sind gute Helfer um sich im Falle eines gesundheitlichen Notfalls über Wasser zu halten.