Jeder fünfte Brand in Österreich betrifft den landwirtschaftlichen Sektor

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Brände stellen für landwirtschaftliche Betriebe
weiterhin eines der größten Existenzrisiken dar!

Der Strukturwandel und die Modernisierung des landwirtschaftlichen Sektors in Österreich schreiten voran und beeinflussen auch das Brandgeschehen: Tendenziell nimmt die Anzahl von Bränden in der Landwirtschaft zu. Im Vergleich der dabei verursachten Schadenssummen sind landwirtschaftliche Betriebe mittlerweile mit Gewerbebetrieben gleichzusetzen. 2019 betrug der durchschnittliche Schaden eines Brandes in der Landwirtschaft rund 55.000 Euro.

Die mehrjährige Auswertung (2013 bis 2019) der oberösterreichischen Brandschadenstatistik zeigt, dass

  •  nur 3,6 Prozent aller Brände in der Landwirtschaft rund 55 Prozent der Brandschäden in diesem Sektor verursachen.
  • Fast gleich viele Brände in der Landwirtschaft – nämlich 3,5 Prozent bzw. 48 von 1.382 Bränden – weisen im mehrjährigen Durchschnitt eine Schadensumme über 500.000 Euro auf. Diese Zahl ist nahezu ident mit jenen der Tarifgruppen Industrie und Gewerbe.
  • Bezieht man lediglich die Großbrände in der Landwirtschaft in die mehrjährige Auswertung (2013 bis 2019) ein, so erweist sich die Zündquelle „Elektrische Energie“ klar als die dominante Brandursache in diesem Sektor: fast ein Drittel (31,3 Prozent) der landwirtschaftlichen Großbrände entstehen durch Defekte in der elektrischen Anlage oder durch Elektrogeräte. 25 Prozent der Großbrände werden durch Wärmegeräte verursacht, 10,4 Prozent sind auf Brandstiftung zurückzuführen.„Zusammengefasst lassen sich aus diesen Langfrist-Betrachtungen zwei wesentliche Trends ableiten“, erklärt dazu Dr. Günther Schwabegger, Mitglied der Geschäftsführung der BVS- Brandverhütungsstelle für OÖ: „Die Anzahl der Brände in der Landwirtschaft nimmt in der Tendenz zu, obwohl die Zahl der aktiv bewirtschafteten Landwirtschaftsbetriebe rückläufig ist und einzelne Zündquellen an Bedeutung verlieren. Im Gegenzug nehmen Elektrobrände aufgrund der Modernisierung und Automatisierung der Landwirtschaftsbetriebe zu. Der zweite große Trend betrifft die Entwicklung der Schäden: Großbrände in der Landwirtschaft erreichen heute – wiederum aufgrund der zunehmenden Technologisierung – Schadensausmaße, die mit den Brandgeschehen in Industrie und Gewerbe vergleichbar sind. Aus der Sicht des Vorbeugenden Brandschutzes sind moderne Landwirtschaften mit Gewerbebetrieben gleichzusetzen!“Verlust der Lebens- und Arbeitsstätte
    Insgesamt wird damit deutlich, dass Brandschutz ein essenzielles Thema in der Landwirtschaft darstellt. Eine Besonderheit dieser Brände ist, dass damit im schlimmsten Fall der Verlust sowohl der Lebens- als auch der Arbeitsstätte verbunden ist. Die Landwirte verlieren im Falle eines Großbrandes ihre Lebensgrundlage, es geht um ihre Existenz. Nicht zuletzt deswegen hat der Vorbeugende Brandschutz traditionell einen hohen Stellenwert bei den österreichischen Landwirten, doch gilt es weiterhin, hier am neuesten Stand zu bleiben und Bränden im eigenen Betrieb aktiv vorzubeugen.

    Auch hier kommt der zunehmenden Automatisierung bzw. Ausstattung mit elektronischen Anlagen eine besondere Rolle zu: Bei einer Neuerrichtung von Stallgebäuden und sonstigen landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden wird der steigenden Zahl von elektrischen Verbrauchern, die an der elektrischen Anlage eines Bauernhofes hängen, durchwegs Rechnung getragen. „Bei einem Neubau wird auf die entsprechende Verkabelung, Einbauqualität und auch Absicherung geachtet“, erläutert Schwabegger, ebenso werde meist die Errichtung einer Blitzschutzanlage in die Planung mit einbezogen. Beim schrittweisen Aus- und Umbau von Wirtschaftstrakten und bei nachträglichen Einbauten bestehe aber die Gefahr, dass auf die Anpassung der elektrischen Anlage nicht ausreichend Augenmerk gelegt wird. „Darüber hinaus kann es durch den ‚rauen Betrieb‘ zur Verschmutzung und vermehrt zu Schäden an Leitungen, Klemmstellen, Lampen oder anderen Teilen der elektrischen Anlage kommen, die – sofern sie nicht bemerkt und behoben werden – schließlich zur Brandentstehung führen“, so Schwabegger.

    Jeder Großbrand beginnt im Kleinen
    Die Auswirkungen davon können enorme Ausmaße annehmen, weil selbst bei kleineren Brandgeschehen die gesamte Stalltechnik zum Erliegen kommen und in weiterer Folge enorme Schäden verursachen kann. Das Besondere in der Landwirtschaft sind vielfach die leicht brennbaren Lagerungen (z.B. Heu, Stroh usw.), sodass sich ein Brand, der im Kleinen beginnt, rasch zu einem Großbrand ausbreitet. „Schon ein anfänglich noch scheinbar harmloser Zwischenfall kann die Existenz eines Landwirtes bedrohen“, betont Schwabegger. Umso wichtiger ist es, sich über das Gefahrenpotenzial im landwirtschaftlichen Betrieb bewusst zu werden. Beispielhaft sind die Auslöser von Bränden durch elektrische Energie vielfältig. Von der unsachgemäßen Verwendung von elektrischen Geräten oder dem Hantieren mit schadhaften Geräten über eine mangelhafte Ausführung der Installation bis hin zu von Nagetieren angeknabberten Kabeln. „Elektroinstallationen dürfen nur von Fachpersonal vorgenommen werden“, so Dr. Günther Schwabegger: „Fachleute sorgen auch für den Einbau eines Fehlerstromschutzschalters, der zur Basisausstattung jeder Elektroinstallation gehört, und für den Einbau eines Überspannungsschutzes, der bei indirektem Blitzschlag unter anderem die sensible Technik vor einem Ausfall oder zumindest vor der Zerstörung schützt.“ Ein weiterer Umstand, dem bei der Neuerrichtung von Wirtschaftsgebäuden durchwegs Rechnung getragen wird, der beim stufenweisen Aus- und Umbau aber oftmals vernachlässigt wird, ist die Bildung und manchmal auch die Erhaltung von Brandabschnitten. Diese verhindern oder verzögern das Übergreifen eines Brandes von einem Gebäudeteil auf den anderen. Die brandschutztechnische Trennung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ist ein absolutes Muss. Zusätzlich empfiehlt es sich, mit der örtlichen Feuerwehr nicht nur Begehungen, sondern auch Übungen auf den Höfen abzuhalten, um für den Ernstfall optimal gerüstet zu sein.

    Dr. Armin Kaltenegger, KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit):

    Brandgefährliche Landwirtschaft: Jeder achte Landwirt war bereits von einem Brandereignis betroffen
    Besonders häufig wurden in der Befragung des KFV Elektrobrände, Heuselbstentzündungen oder Naturereignisse wie Blitzschläge als Brandursachen genannt. Trotzdem beurteilen Landwirte das Risiko der Heuselbstentzündung und der Brandgefahr bei Stallungen als niedrig. Generell ist das Risikobewusstsein unter Landwirten für Brände an ihrem Standort wenig ausgeprägt: „Nur 3 Prozent der Landwirte sehen hier ein hohes Risiko“, so Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. „51 Prozent erkennen allerdings ein gewisses Risiko für Brandereignisse an.“

    Vorkehrungen im Brandfall
    Nur knapp die Hälfte der Landwirte (48 Prozent) sieht sich für einen Betriebsausfall durch einen Brand vorbereitet. Diese Skepsis ist gerade im Osten des Landes am weitesten verbreitet, gerade dem Raum, in welchem die größte Anzahl an Betrieben ihren Standort hat. Nicht nur die Versicherungsquote unter den Landwirten (99 %) ist sehr hoch, auch fühlen sich alle Versicherten durch ihre abgeschlossenen Versicherungen geschützt.

    Stärkere Bewusstseinsbildung wichtig
    Diese Absicherung durch die Versicherungswirtschaft stellt für Landwirte häufig die intensivste Präventionsform für Brandschäden dar. „Laut der Erhebung des KFV haben 80- 90 Prozent der Landwirte bauliche Maßnahmen zu Brand- und Blitzschutz getroffen, aber nur knapp über 50 Prozent der Betriebe verfügen über durchdacht geplante Fluchtwege. Nur ein Drittel verfügt über ausreichende Präventionsmaßnahmen. Gar nur jeder Siebte hat einen konkreten Ablaufplan im Brandfall“, so Kaltenegger. „Fehlendes Problembewusstsein gepaart mit der Vermeidung der Kosten für präventive Anlagen ist eine brandgefährliche Mischung. Prävention ist gerade in diesem Bereich besonders wichtig. Jedoch setzen bereits von einem Brandfall betroffene Landwirte nicht mehr Maßnahmen als Nichtbetroffene.“, schließt Kaltenegger.

Pressestelle KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit): Tel.: 05-77077-1919, E-Mail: pr@kfv.at, www.kfv.at