Hitzewellen: Aggressivität und Atemprobleme nehmen zu

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Hohe Außentemperaturen haben negative Effekte auf einen überraschend großen Teil der Bevölkerung, wie eine aktuelle Studie des Bereichs Eigentumsschutz im KFV zeigt. Und die Gefahr dürfte in Zukunft weiter steigen. 33 Prozent der Befragten bekommen bei Hitzewellen beispielsweise Probleme mit der Atmung und ein noch höherer Anteil reagiert gereizt oder gar aggressiv. Das KFV erklärt gemeinsam mit dem Umweltmediziner Prof. Hans-Peter Hutter, wie die Bevölkerung Gefahrensituationen erkennen und sich davor schützen kann. 

Wien, 26. Juli 2023. Hohe Außentemperaturen werden in Wetterberichten oft als freudiges Ereignis angekündigt und viele Urlauber sehnen sich im Sommer nach Sonne und Strand. Allerdings gibt es auch eine auffallend hohe Anzahl an Menschen, die extreme Hitze eher als Qual empfindet, wie eine aktuelle Studie des KFV zu „Hitze- und Sommergefahren“ zeigt. „Fast jeder zweite der österreichweit mehr als 1.200 Befragten hat an Hitzetagen bereits einen Schwächeanfall erlitten oder in seinem Umfeld registriert. Wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer und Jüngere häufiger als Personen über 50“, erklärt der für Naturgefahren zuständige Leiter des Fachbereichs Eigentumsschutz im KFV, Dr. Armin Kaltenegger.

33 Prozent hatten bereits hitzebedingte Atembeschwerden
Hochsommerliche Temperaturen schlagen aber auch aufs Gemüt. 35 Prozent der Befragten räumen ein, dass Hitze bei ihnen selbst schon einmal zu Gereiztheit bzw. erhöhter Aggression geführt hat, 40 Prozent haben das zumindest in ihrem Umfeld schon registriert (Mehrfachantworten waren bei dieser Frage möglich). Nur 42 Prozent bemerkten aufgrund von extremer Hitze bislang weder bei sich selbst noch bei anderen einen Anstieg des Stresspegels. „33 Prozent der Befragten hatten an Hitzetagen auch schon Atembeschwerden, wobei jüngere Personen und Frauen stärker betroffen waren“, resümiert Dr. Kaltenegger.

„Fast jeder zweite der österreichweit mehr als 1.200 Befragten hat an Hitzetagen bereits einen Schwächeanfall erlitten oder in seinem Umfeld registriert. Wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer und Jüngere häufiger als Personen über 50.“

 

Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV
Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV, bei der Studienpräsentation © KFV/APA Fotoservice/Juhasz

Die eigenen vier Wände bieten laut dem KFV-Experten an Hitzetagen einen Rückzugsort, um Hitzetage bzw. Hitzewellen erträglicher zu machen. Von einer Hitzewelle spricht man, wenn die Lufttemperatur an mindestens drei Tagen über 30C° liegt. Die durchschnittliche Dauer einer Hitzewelle hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits um rund zwei Tage zugenommen. Bedingt durch den Klimawandel könnten die Werte in Zukunft weiter steigen. Laut aktueller Umfrage führen Klimaanlagen derzeit die Hitliste der beliebtesten baulichen Anpassungen in den eigenen vier Wänden gegen Hitze an. 23 Prozent der Befragten haben bereits eine, 29 Prozent planen die Anschaffung. Auf den weiteren Rängen der bereits getätigten Anschaffungen liegen unter anderem Außen- und Innenjalousien (18%), Rollos (16%) und Isolierung, Dämmung (14%). Dr. Kaltenegger empfiehlt: „Am besten in den Räumen für nächtlichen Durchzug sorgen und tagsüber in der Früh und abends gut lüften. Halten Sie Ihre Fenster tagsüber geschlossen und verdunkeln Sie diese mit Außenjalousien. Werden Klimaanlagen genutzt, sollte die Temperatur rund 5 bis 6 C° unter der Außentemperatur eingestellt werden.“

Hitzeinseleffekt heizt Städte um bis zu 10°C zusätzlich auf
Die Studie zeigt ein auffallendes Stadt-Land-Gefälle. Wohnt jemand in der Stadt, ist die Sorge vor zunehmenden Hitzetagen größer als am Land, wobei die Gründe dafür durchaus auf der Hand liegen. „Der Hitzeinseleffekt in Städten kann im Vergleich zu ländlichen Gebieten für bis zu 10°C höhere Temperaturen sorgen, in Großstädten wie Wien und Graz können noch einmal 2°C dazukommen“, analysiert der KFV-Experte. Gleichzeitig liegt eine große Anzahl an besonders vulnerablen Einrichtungen in urbanen Gebieten. Im europäischen Schnitt sind dies 50 Prozent der Krankenhäuser und 40 Prozent der Schulen. In den Großstädten Wien und Graz werden diese Werte maßgeblich überschritten.

Knapp 60 Prozent würden an Hitzetagen freiwillig auf das Kfz verzichten
Im Rahmen der Studie wurde auch die grundsätzliche Bereitschaft abgefragt, an Hitzetagen freiwillig auf Fahrten mit dem Kfz zu verzichten, wobei sich 58 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen haben und 29 Prozent dagegen. Der Rest besitzt gar kein Auto. Allerdings gibt es auch hier deutliche Unterschiede zwischen der Stadt- und Landbevölkerung. Allein schon deshalb, weil in der Stadt 21 Prozent angegeben haben, dass sie gar kein Kfz besitzen. Am Land lag der Anteil nur bei sechs Prozent. Unter jenen, die ein Kfz haben, liegt der Anteil jener Personen, die nicht auf das KFZ verzichten wollen oder können, im ländlichen Raum allerdings deutlich höher als in städtischen Gebieten.

Warnsignale erkennen
Während manche Menschen auf Hitze primär mit Abgeschlagenheit und Müdigkeit reagieren, kann es bei anderen zu einem Hitzestau und bei nicht ausreichender Behandlung sogar zu einem lebensbedrohlichen Hitzschlag kommen. „Jeder Mensch reagiert anders auf Hitze und auch die Symptome sind bei einem Hitzschlag nicht immer gleich. Heftige Kopfschmerzen, anhaltendes Erbrechen oder hohe Körpertemperatur sind Zeichen eines akuten Notfalls. Daher sofort die Rettung unter 144 verständigen, bei milderen Symptomen die Gesundheitshotline 1450“, erklärt der Umweltmediziner und Ökologe Prof. Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Alarmzeichen sind aber auch plötzliche Verwirrtheit, Krampfanfälle und Bewusstlosigkeit.

„Ersthelfer vor Ort sollten die betroffene Person rasch aus der Sonne bringen, zu enge Bekleidung lockern und die Person abkühlen – beispielsweise mit feuchten Tüchern, besonders im Kopf- und Nackenbereich.“

Der Umweltmediziner Prof. Hans-Peter Hutter gibt Tipps, wie man sich vor Hochsommergefahren schützen kann © KFV/APA Fotoservice/Juhasz

Richtig reagieren als Ersthelfer vor Ort
„Ersthelfer vor Ort sollten die betroffene Person rasch aus der Sonne bringen, zu enge Bekleidung lockern und die Person abkühlen – beispielsweise mit feuchten Tüchern, besonders im Kopf- und Nackenbereich“, erklärt Prof. Hutter. Auch eine klimatisierte Umgebung trägt dazu bei, den Organismus wieder zu stabilisieren. Zur inneren Anwendung sollten elektrolythaltige kühle Getränke oder auch salzhaltige Flüssigkeiten angeboten werden. Jedenfalls niemals einer bewusstlosen Person etwas einflößen.

Empfehlungen:

Individuelles Verhalten

  • Babys und Kleinkinder nicht der direkten Sonne aussetzen.
  • Mittagshitze und körperliche Anstrengung vermeiden.
  • Leichte, luftdurchlässige Kleidung tragen, Kopf und Augen mit Kopfbedeckung und Sonnenbrille schützen.
  • Warnsignale des Körpers ernst nehmen.
  • Insbesondere bei älteren Menschen auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und wenn nötig Unterstützung bei Erledigungen etc. anbieten.
  • Bei Bedarf mit dem Hausarzt die hitzeangepasste Einstellung von Medikamenten besprechen.

Maßnahmen im Haushalt

  • In der Früh durchlüften, Ventilatoren anschaffen und/oder für Durchzug sorgen.
  • Räume tagsüber abdunkeln und Fenster geschlossen halten.
  • Außenjalousien anbringen.

Gesetzgebung und Maßnahmen in den Gemeinden

  • Klimasensible Planung: Versiegelung von Grünflächen vermeiden und Cool-Spots schaffen.
  • Geschwindigkeitsbegrenzung und/oder Fahrverbote an besonders heißen Tagen.

Verhalten im Straßenverkehr

  • Klimaanlage korrekt nutzen (5-6 C° unter der Außentemperatur sind ideal).
  • Angepasste Fahrweise mit größeren Abständen einhalten.

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