Der Rückgang an Verkehrstoten ist auf gesunkene Mobilität im Coronajahr zurückzuführen. Das Ziel aus dem österreichischen Verkehrssicherheitsprogramm VSP – die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2020 auf 311 Tote zu senken – wird jedoch nicht erreicht werden.
Wien, 19. November 2020. Im heurigen Jahr wird in Österreich die geringste Anzahl an getöteten Verkehrsteilnehmern seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1960 zu verzeichnen sein. Dass die Zahl der Verkehrstoten dennoch nach wie vor zu hoch ist, zeigt ein Blick auf das aktuelle österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2011-2020: Bis 2020 hätte die Anzahl der Verkehrstoten ausgehend von den Unfallzahlen im Jahr 2010 um die Hälfte reduziert werden sollen. „Das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten um die Hälfte – und damit auf 311 Tote – zu reduzieren, wird nicht erreicht werden. Bisher sind im heurigen Jahr 307 Personen (Stand: 15.11.) auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt. Gemäß unserer Prognosen wird sich die Zahl der Verkehrstoten bis Jahresende noch auf ca. 339 Getötete im Straßenverkehr erhöhen“, betont Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. „Dass das Ziel zumindest annähernd in Reichweite gelangt ist, ist zu einem großen Teil auf die gesunkene Mobilität in Zeiten der heurigen Lockdowns zurückzuführen. Betrachtet man die Zahl der Verkehrstoten aus den Vorjahren, so wird deutlich, dass wir andernfalls 100 Menschenleben von dem Ziel aus dem österreichischen Verkehrssicherheitsprogramm entfernt wären. Zur nachhaltigen Senkung der Verkehrstoten und damit der Erhöhung der Sicherheit auf unseren Straßen sind nach wie vor viele Anstrengungen notwendig.“
Nichtangepasste Geschwindigkeit ist neue Unfallursache Nr. 1
Ein Blick auf die häufigsten Unfallursachen bei Straßenverkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang zeigt, dass der Anteil der tödlichen Verkehrsunfälle, deren Hauptunfallursache nichtangepasste Geschwindigkeit ist, im Vergleich zum Vorjahr von 24 Prozent auf 30 Prozent im heurigen Jahr angestiegen ist. Damit hat nichtangepasste Geschwindigkeit bei Unfällen mit Todesfolge die Ablenkung als Unfallursache Nummer 1 abgelöst. Gestiegen ist auch der Anteil der Radfahrer unter den Verkehrstoten: Während im Vergleichszeitraum 2019 9 Prozent (33 Personen) der tödlich Verunglückten als Radfahrer unterwegs waren, waren es in diesem Jahr nach derzeitigem Stand 12 Prozent (36 Personen). „Um die Zahl der Verkehrstoten gezielt zu senken, gibt es eine Palette an sinnvollen, dem Unfallgeschehen entsprechenden Maßnahmen, wie höhere Strafen für Raser, längere Führerscheinentzugszeiten bei großen Geschwindigkeitsdelikten oder den verstärkten Einsatz und die Förderung von Assistenzsystemen“, so Thann.
Mehr tödlich Verunglückte in Kärnten
Das einzige Bundesland, in dem im heurigen Jahr mehr Verkehrstote verzeichnet werden mussten als im Vorjahr, ist Kärnten: Hier verstarben heuer bereits 32 Personen – im Vergleichszeitraum 2019 verunglückten im südlichsten Bundesland 25 Verkehrsteilnehmer tödlich.