Wien, 19. 06. 2017. Mit dem Grillgeruch stellt sich automatisch das Sommergefühl ein: da sind sich mehr als die Hälfte der befragten Österreicher einer aktuellen Umfrage des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) einig. Die beliebtesten Grillmonate sind von Mai bis September. Dabei endet leider für manche Hobbygriller der gemütliche Grillabend mit einer Fahrt ins Krankenhaus: Rund 500 Personen verunfallen jährlich, die meisten naturgemäß in den Sommermonaten. „Rund 80 Prozent der Verletzten müssen aufgrund von Verbrennungen und Verbrühungen (40%) und Schnittverletzungen (38%) ins Spital. Unachtsamkeit, ungeeignete Ausrüstung oder falsche Anwendung von Grillanzündern sind dabei die häufigsten Grillfehler“, sagt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereiches Recht und Normen im KFV.
Hände und Finger werden am häufigsten verbrannt
Die häufigsten Verletzungen betreffen laut KFV-Unfalldatenbank Verbrennungen und Verbrühungen an Fingern oder Händen. Stichflammen, heißer Grillrost und heißes Öl sowie unachtsamer Gebrauch von Messern sind die häufigsten Gründe für Verletzungen. Gefolgt von Knochenbrüchen (13 Prozent) durch etwa Stolpern über Grillutensilien oder sogar über den Grill selbst.
Grillen als unterschätzte Gefahr
Bei den Sicherheitsvorkehrungen herrscht bei den Grillfans Aufholbedarf: Als beliebtes Löschmittel geben die Befragten zwar den Wasserkübel (65 Prozent) an, dennoch bereiten nur 23 Prozent aller Befragten tatsächlich einen vor oder haben Löschmittel wie Löschdecke oder Feuerlöscher bereit. Nur jeder Dritte schätzt Verletzungsgefahren beim Grillen hoch ein. „Unsere aktuelle Umfrage zeigt, dass knapp 60 Prozent von einer eher geringen bis mittelmäßigen Verletzungsgefahr beim Grillen
ausgehen. Die Gefahr beim Grillen wird demnach unterschätzt. Zwei Drittel aller Unfälle entstehen durch Unachtsamkeit oder durch fehlendes Wissen bei der Prävention“, so Kaltenegger.
„Finger weg von flüssigen Brandbeschleunigern!“
Leichtsinn und mangelnde Vorsicht im Umgang mit dem Grill ist häufig die Ursache von Bränden und Brandverletzungen, weiß Dr. Arthur Eisenbeiss, Direktor der BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ und Sprecher der österreichischen Brandverhütungsstellen. „Glücklicherweise gehen viele Grillunfälle glimpflich aus. Trotzdem kommt es immer wieder zu weitreichenden, manchmal sogar zu lebensgefährlichen Zwischenfällen“, so Eisenbeiss. „Die Erfahrungen aus der Brandursachenermittlung zeigen, dass der Funkenflug aus Grillgeräten und die unsachgemäße Entsorgung der Grillkohle die häufigsten Brandursachen darstellen.“
Besonders hohe Lebensgefahr besteht bei Verwendung von flüssigen Brandbeschleunigern! „Wenn das Anzünden der Grillkohle besonders schnell gehen soll, folgt oftmals der Griff zur Spiritusflasche oder zum Benzinkanister. Die ‚Grillmeister’ sind dabei durchaus erfinderisch. Auch Bioethanol, Terpentin oder Petroleum kommen dabei zum Einsatz. Bei all diesen Produkten handelt es sich um flüchtige Stoffe, die innerhalb kurzer Zeit zu verdunsten beginnen und dabei hochexplosive Dämpfe bilden. Beim Anzünden kommt es dann zum explosionsartigen Abbrand, durch die Stichflamme wird nicht selten die Kleidung umstehender Personen entzündet“, erzählt Dr. Arthur Eisenbeiss.
Stichflammen und Rückzündungen
Die gefährlichsten Situationen beim Grillen entstehen fast immer durch die Verwendung von Brandbeschleunigern. Mindestens genauso gefährlich sind sogenannte Rückzündungen, die beim Nachschütten brennbarer Flüssigkeiten auf die Grillkohle auftreten können. Letzteres kann zu Stichflammen führen, die sich blitzschnell ausbreiten und dabei auch die Dämpfe des in der Flasche verbleibenden Brandbeschleunigers entzünden können. Besonders dramatisch werden diese Szenarien, wenn statt Brennspiritus Benzin zur Anwendung kommt. Die Benzindämpfe sind schwerer als die Luft und breiten sich schnell rund um den Grill am Boden aus. Durch einen Zündfunken kann es dann zu einer Explosion kommen und das Feuer entfacht rasend schnell: „Solche Situationen bedeuten höchste Lebensgefahr“, warnt der Brandschutzexperte. Viele Grillunfälle enden jedoch mit leichten Brandverletzungen oder mit kleineren Bränden, die – sofern sie rechtzeitig erkannt werden – wieder gelöscht werden können. Die Gefahren erklären sich anhand der im und am Grill entstehenden Temperaturen: unmittelbar über der Grillkohlenglut herrschen rund 700 oC. Selbst die „Außenhaut“ des Grills kann über 300 oC heiß werden und sowohl für Brandverletzungen als auch für Brände sorgen.
Anzündriegel, Trockenspiritus oder Sicherheitsbrennpaste
Wer also sorglos grillen möchte, sollte zum Anzünden der Grillkohle ausschließlich Sicherheitsbrennpasten oder feste Anzündhilfen wie z.B. Anzündriegel und Trockenspiritus verwenden, so ein Rat des Brandschutzexperten. Sicheres Grillen beginnt beim Aufstellen des Grillgeräts und endet beim Ablöschen der Grillkohle: „Der Grill selbst muss stabil bzw. standsicher sein und mit ausreichendem Abstand zu brennbaren Materialien aufgestellt werden. Nach dem Grillen sollte die Kohle gänzlich mit Wasser geflutet werden, weil sich andernfalls selbst in einem scheinbar ausgekühlten Grill ohne weiteres bis zu 72 Stunden lang noch Glutreste darin halten können“, rät Eisenbeiss.
Sicherheitstipps beim Grillen
Worauf sollte man beim Aufstellen des Grills achten?
- Bereits beim „Auswintern“ den Grill auf Stabilität und festen Zusammenbau prüfen.
- Der Grill sollte stabil auf einer ebenen Standfläche stehen.
- Bewegen Sie den Grill nicht mehr, wenn er bereits mit glühender Kohle gefüllt ist.
- Den Grill nicht in der Nähe von leicht brennbaren Materialien wie Schilfmatten, Gartenmöbel mit Sitzpolster, Zelten, Holzbauten, Holzzäunen usw. in Betrieb nehmen.
- Wählen Sie einen möglichst windgeschützten Grillplatz, um Funkenflug und herumfliegende Asche zu vermeiden.
- Ein Holzkohlegrill darf ausschließlich im Freien betrieben werden.
- Nicht im Wald oder in Waldnähe grillen.
- Lassen Sie Kinder niemals unbeaufsichtigt in der Nähe eines Grills!
Wie zündet man Grillkohle richtig an?
- Am besten mit Grillanzündern aus festen Stoffen. Das sind vor allem Trockenspiritus, Anzündriegel oder Zündwürfel. Weiters eignen sich Anzünd-Öle in Spezialflaschen und Grillpasten oder elektrische Grillanzünder.
- Brennbare Flüssigkeiten wie Spiritus und Benzin sind zu gefährlich (Stichflamme beim Anzünden sowie explosionsartige Rückzündung beim „Nachfeuern“) und dürfen keinesfalls verwendet werden!
Vorsichtsmaßnahmen beim Grillen
- Immer einen Kübel Wasser oder sonstige Löschmittel (Feuerlöscher) bereithalten.
- Flammenbildung durch das vom Grillgut abtropfende Fett unterbinden.
- Grillvorgang ständig beaufsichtigen.
- Restglut immer vollständig ablöschen bzw. fluten.
Was geschieht mit der Restglut?
- Das Löschen mit Wasser ist am sichersten. Die Restglut sollte dabei unbedingt gänzlich unter Wasser gesetzt bzw. geflutet werden!
- Auch die gelöschte Glut darf nur in nicht brennbare und verschließbare Behälter entsorgt werden.
- Eine Entsorgung der Grillkohle auf dem Kompost sollte vermieden oder zumindest nur nach einer vollständigen Flutung durchgeführt werden.
Gefahrloses Grillen mit Gas
- Der Gasschlauch sollte nach jeder Saison auf Risse und Sprödigkeit kontrolliert werden.
- Überprüfen Sie die Anschlüsse mit Lecksuchspray auf ihre Dichtheit.
- Verbinden Sie die Gasflasche stabil mit dem Grillwagen und verwenden Sie diese niemals liegend.
- Zünden Sie den Gasgrill grundsätzlich mit geöffnetem Deckel an.
- Stellen Sie bei Gasgeruch das Grillgerät sofort ab und führen Sie eine Dichtheitsprobe durch!
- Flüssiggas ist schwerer als Luft – lagern Sie daher Gasflaschen in gut belüfteten Räumen und niemals unter Erdniveau (z.B. im Keller).
Bilder der Pressekonferenz finden Sie unter dem folgenden Link: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/9548
Bildnachweis: KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)/APA-Fotoservice/ Martin Hörmandinger – Abdruck honorarfrei