Hohe Schäden bei Gewerbebränden: KFV und die österreichischen Brandverhütungsstellen über Brandschutzniveau in Österreichs Betrieben

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Durchschnittlich 1.038 Brände betreffen jährlich das Gewerbe, mit enormen Schäden: Während die Schadensfälle am Brandgeschehen 13 Prozent ausmachen, verursachen Brände in Gewerbe- und Handwerksbetrieben mit 25 Prozent einen erheblichen Anteil an der Gesamtschadenssumme (Brandschadensstatistiken der österreichischen Brandverhütungsstellen und des VVO, Durchschnitt seit 2008). Das KFV hat das Brandschutzniveau in Österreichs Gewerbe- und Handwerksbetrieben unter die Lupe genommen und ortet Verbesserungsbedarf.

Wien, 27. Februar 2024. Brände verursachten in Österreich 2022 mehr als 550 Millionen Euro Schäden (Brandschadensstatistiken der österreichischen Brandverhütungsstellen und des VVO, ohne Kleinschäden unter 2.000 Euro und indirekte Blitzschäden). Rund ein Viertel davon betrifft den Sektor Gewerbe und Handwerk in Österreich, trotz des relativ geringen Anteils am Brandgeschehen. Die dadurch entstehenden Brandschäden bedeuten auch einen organisatorischen und bürokratischen Aufwand sowie Produktions- und Zeitverluste, etwa durch Sachschäden oder Betriebsunterbrechungen, und können den Fortbestand des Unternehmens gefährden. Im schlimmsten Fall kostet ein Brand auch das Leben von Mitarbeiter*innen und Kund*innen, und stellt eine Bedrohung für die Umwelt dar.

„Feuergefahren zu ignorieren ist leider brandgefährlich.“

Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz und Rechtsexperte des KFV

Risikofaktoren und „Brandbeschleuniger“ für Schadenssummen
Die Ergebnisse der KFV-Studie legen nahe: Die höchste Brandhäufigkeit haben größere Unternehmen, die ausschließlich in der Produktion tätig sind, wie Lebensmittelunternehmen, chemische Gewerbe und Tischlereien.

Dr. Armin Kaltenegger spricht bei der Pressekonferenz. Er hat einen Stift in der Hand und einen Text vor sich liegen.
Dr. Armin Kaltenegger (KFV) © KFV/APA Fotoservice/Juhasz

Die meisten Schäden mit den höchsten Schadensummen sind dabei auf die Zündquellen „Elektrische Energie“ (28 % der Brände), Wärmegeräte (20 %), Brandstiftung (14 %) und offenes Licht und Feuer (13 %) zurückzuführen (Detailauswertung der Brandschäden durch die österreichischen Brandverhütungsstellen im Bereich Gewerbe und Handwerk, Durchschnitt 2017 – 2022). Hauptrisikofaktoren stellen Arbeiten mit offener Flamme, Elektrizität, Akkus und Batterien, menschliches Fehlverhalten, mangelnde Wartung von Geräten und Maschinen sowie die Überhitzung und Lagerung dar. Vor allem die zunehmende Automatisierung und der vermehrte Einsatz neuer Technologien tragen dabei zur sich ändernden Risikosituation bei. “Hier sind nämlich auch immer potenzielle Zündquellen involviert“, erklärt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz und Rechtsexperte des KFV.

Brandschutzniveau in Österreich
Die gute Nachricht: Brandschutzrichtlinien und behördliche Auflagen tragen zu einem hohen Sicherheitsstandard in Österreich bei, zeigt auch eine aktuelle Studie des KFV. Neben baulichen Brandschutzvorschriften wie Flucht- und Rettungswegen, umfassen Regularien auch Arbeitnehmer*innenschutz und Lagerungsvorschriften. „Diese Vielfalt an Richtlinien und Auflagen deckt zwar einen großen Bereich des Brandschutzes ab, aber damit wird es auch unübersichtlich. Die Umsetzung wird dadurch komplex, vor allem kleinere Unternehmen mit begrenzten Ressourcen kann die Vielzahl an Vorschriften überfordern,“ erklärt Kaltenegger. Größere Betriebe würden tendenziell besser umsetzen. Während die meisten Betriebe regelmäßige Überprüfungen der Betriebsanlage gemäß der Gewerbeordnung durchführen, verzichten 7 Prozent darauf, vor allem kleine Unternehmen mit bis zu 5 Mitarbeiter*innen. Schutzmaßnahmen wie Feuerlöscher, Fluchtwege, Blitzschutzanlagen und Feuerschutztüren sind hingegen weit verbreitet. Auch Brandschutzbeauftragte haben einen deutlichen Beitrag für den effektiven Brandschutz: „In den letzten Jahren hat sich das Angebot an Aus- und Weiterbildungen für Brandschutzbeauftragte in Betrieben erweitert. Dies hat zu einem gesteigerten Bewusstsein und einer verstärkten Aufmerksamkeit für Brandschutzmaßnahmen geführt“, erläutert Dr. Günther Schwabegger, Pressesprecher der BVS – Brandverhütungsstelle für Oö.

„Die mit Bränden verbundenen Gefahren gelten für kleine Unternehmen ebenso wie für große.“

Dr. Günther Schwabegger, Pressesprecher der BVS – Brandverhütungsstelle für Oö.

Dr. Günther Schwabegger (BVS OÖ) spricht bei der Pressekonferenz. Er gestikuliert mit den Händen. Eine Flasche Wasser steht neben dem Mikrofon vor ihm.
Dr. Günther Schwabegger © KFV/APA Fotoservice/Juhasz

KMU unzureichend geschützt, Schäden existenzbedrohend
In der vom KFV in Auftrag gegebenen Gallup-Studie konnte zwar gezeigt werden, dass insbesondere größere Unternehmen von Bränden und Brandschäden betroffen waren. Je größer das Unternehmen dabei war, desto höher auch die Schadenssumme. Aber auch kleinere Unternehmen dürften die Risiken nicht unterschätzen: „Die mit Bränden verbundenen Gefahren gelten für kleine Unternehmen ebenso wie für große“, erklärt Schwabegger. Umso wichtiger sei es, die Risiken und Gefahren von Bränden zu verstehen, um auch als kleines Unternehmen proaktive Schritte zur Verhinderung von Bränden zu setzen, Vermögenswerte zu schützen und die Sicherheit von Mitarbeiter*innen und Kund*innen zu gewährleisten. Hier gibt es bei allen Unternehmen noch Aufholbedarf, zeigt die KFV-Studie: Nur 27 Prozent der Unternehmen verfügen über einen detaillierten Notfallplan für den Fall von Brandereignissen; insbesondere kleinere Unternehmen verzichten darauf. Die Expert*innen raten daher auch kleineren Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeiter*innen ihre Bemühungen im Bereich Brandschutz zu verstärken, um Schäden zu vermeiden, die die Sicherheit von Mitarbeiter*innen und Kund*innen gefährden und die Existenz des Betriebs bedrohen können. Sie sprechen sich zudem für einen branchenspezifischen und auf Betriebsgrößen zugeschnittenen Brandschutz aus. Die drei Säulen des vorbeugenden Brandschutzes, wie bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen sollten daher effizient und punktgenau auf den einzelnen Betrieb abgestimmt sein.

Dr. Armin Kaltenegger und Dr. Günther Schwabegger am Sprecherpodium. Ein Feuerlöscher davor platziert. Dr. Kaltenegger spricht in das Mikrofon vor ihm, Dr. Schwabegger blickt zu ihm.
Die Experten: „Vorsorge wäre besser als Nachsorge.“ v.l.n.r.: Dr. Armin Kaltenegger und Dr. Günther Schwabegger © KFV/APA Fotoservice/Juhasz

Proaktiv Brandrisiken minimieren
Des Weiteren zeigte sich eine höhere Bereitschaft zur Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen in Betrieben, die bereits Brände erlebt haben: „Tatsächliche Brandereignisse sind oft der stärkste Antrieb für die Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen. Das unterstreicht die Wichtigkeit eines proaktiven Ansatzes im Brandschutz. Es gilt: Besser einen Plan zu haben, den man im Ernstfall nicht benötigt als einen gebraucht zu haben. Feuergefahren zu ignorieren ist leider brandgefährlich“, erläutert Kaltenegger.
Für etwa ein Drittel der befragten Unternehmen in der KFV-Studie führte der Brand zu erheblichen Schäden, die bis zur Existenzbedrohung reichten. Etwa vier von zehn Betrieben hatten bürokratischen oder organisatorischen Aufwand sowie Produktions- oder Zeitverluste zu verzeichnen. Bei etwa jedem dritten Unternehmen führte der Brand zu Stresssituationen und Schäden an Maschinen und Anlagen. Infolge der Brandereignisse wurden häufig Verbesserungen in den Mitarbeiter*innenschulungen und zusätzliche Brandschutzmaßnahmen umgesetzt. Nur 3 Prozent der untersuchten Unternehmen erhielten finanzielle Unterstützung aus öffentlicher Hand zur Schadensbehebung, lediglich 7 Prozent wurden nach dem Brandereignis mit zusätzlichen behördlichen Auflagen konfrontiert.

„Besser einen Plan zu haben, den man im Ernstfall nicht benötigt als einen gebraucht zu haben.“

Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz und Rechtsexperte des KFV

Vorsorge wäre aber besser als Nachsorge, so die Experten: Die Prävention beginnt schon bei der Planung eines Betriebes und reicht von der Bewilligung durch Behörden, über die Bauausführung bis zu den regelmäßigen Kontrollen des Betriebes. Die österreichischen Brandverhütungsstellen stehen den Unternehmen hier beratend zur Seite.

Die Zahlen der Studie zu Gewerbebränden werden in einer Doppelseiten-Grafik von zwei Händen hochgehalten.
Die Zahlen der Studie zu Gewerbebränden © KFV/APA Fotoservice/Juhasz

Präventionsmaßnahmen für Gewerbe zur Reduktion von Brandrisiko und -gefahr

  • Schulen Sie Ihre Mitarbeiter*innen in den richtigen Verhaltensweisen im Brandfall.
  • Erstellen Sie einen Brandschutzplan und aktualisieren Sie diesen regelmäßig.
  • Installieren Sie Rauchwarnmelder und Feuerlöscher und warten Sie diese regelmäßig. Machen Sie sich mit der Bedienung vertraut.
  • Stellen Sie sicher, dass Fluchtwege frei zugänglich und gekennzeichnet sind.
  • Bauen Sie Feuerschutzabschlüsse wie Feuerschutztüren ein.
  • Lassen Sie elektrische Anlagen und Geräte regelmäßig inspizieren und warten.
  • Lagern Sie gefährliche Stoffe vorschriftsgemäß und sicherheitsbewusst.
  • Nutzen Sie funktionsfähige Alarmsysteme.
  • Benennen Sie mindestens eine brandschutzbeauftragte Person und stellen Sie deren Schulung sicher.
  • Entwickeln Sie einen Evakuierungsplan und führen Sie regelmäßig Evakuierungsübungen durch.
  • Überprüfen Sie Ihre Versicherungspolice auf ausreichenden Brandschutz und beachten Sie Ihre jeweiligen besonderen Risiken.
  • Richten Sie ein Notfall-Kommunikationssystem ein.
  • Überprüfen Sie Ihre Brandschutzmaßnahmen regelmäßig.
  • Integrieren Sie Brandschutz in Ihre Unternehmenskultur und -prozesse.

Fotos finden Sie unter: https://www.apa-fotoservice.at/galerie/36134
Fotos, Abdruck honorarfrei ©KFV/APA Fotoservice/Juhasz

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