Mehr Farbe für mehr Achtsamkeit: Innovatives Fahrbahndesign im Test

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Ein Pilotversuch in Perchtoldsdorf zeigt: Farbiges Fahrbahndesign schafft geringeres Tempo und höhere Aufmerksamkeit.

Im Rahmen der niederösterreichischen Verkehrssicherheitskampagne „Schenk mir einen Augenblick“ testete das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) im Auftrag der Radland GmbH den Einsatz neuartiger Bodenmarkierungen. Bunte Dreiecke für Wow-Effekte in Sachen Sicherheit: Die Wirkung der neuen Fahrbahndesigns wurde im Perchtoldsdorfer Straßenraum unter die Lupe genommen.

Es ist kein Geheimnis – wird aber oft trotzdem nicht gelebt: Gegenseitige Rücksichtnahme ist essenziell für ein gelingendes Miteinander im Straßenverkehr. Kindern und anderen ungeschützten Verkehrsteilnehmenden wird allzu oft viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Oftmals äußert sich dies auch durch nicht angemessene Kfz-Geschwindigkeiten im Ortsgebiet. Zur Temporeduktion kommen oft baulich-technische Maßnahmen wie etwa Bodenschwellen und öffentliche Tempoanzeigen zum Einsatz.

Farbige Fahrbahnmarkierungen können eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative zu baulich-technischen Maßnahmen sein. Die punktgenaue Umsetzung der maßgeschneiderten Designs muss stets den örtlichen Gegebenheiten gerecht werden und eine wichtige Prämisse erfüllen: Straßenraumdesign muss für Kfz-Lenkende gut wahrnehmbar sein – darf aber Kindern keinen Spielcharakter vermitteln.

Neue Dreiecke im Test
Unter Berücksichtigung aller sicherheitsrelevanten Must-haves wurde in dieser Studie abstraktem Dreiecksdesign der Vorzug gegeben. Im Rahmen eines Perchtoldsdorfer Pilotversuchs wurde der Einsatz dieser neuen farbigen Fahrbahnmarkierungen an zwei Standorten mit unterschiedlicher Charakteristik – einer Ortsdurchfahrt und einem Kreuzungsplateau im Schulumfeld getestet.

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung erfolgten in Kooperation mit con.sens mobilitätsdesign und umfasste Geschwindigkeitsmessungen, Verkehrsbeobachtungen und Online-Befragungen jeweils knapp vor und nach der Farbaufbringung sowie ein Jahr nach der Umgestaltung, um auch Langzeiteffekte feststellen zu können.

Höhere Achtsamkeit, geringeres Tempo
Die Ergebnisse des Vorher-Nachher-Vergleichs lassen wissen:

  • Farbe im Blick – Fuß vom Gas: Die neue Bodenmarkierung bewirkte eine langfristig wirksame Reduktion des Geschwindigkeitsniveaus (v85) um 2 bis 3 km/h.
  • Weniger Lenkende über dem Limit: Auch der Anteil jener Kfz-Lenkenden, die das vor Ort geltende Tempolimit von 40 km/h überschreiten, konnte durch die farbigen Markierungen an beiden Standorten um 12 % verringert werden.
  • Nachhaltige Sicherheit: Der Effekt der Temporeduktion hält an – und ist mittlerweile sogar größer als unmittelbar nach dem Teststart.

Auch die Befragung der Perchtoldsdorfer Verkehrsteilnehmenden dokumentiert erfreuliche Veränderungen im Lebensraum Straße:

  • Weniger Tempo, mehr Rücksicht: Die Befragten berichteten von subjektiv wahrgenommener Geschwindigkeitsreduktion und vermehrt erlebter Rücksichtnahme auf Ungeschützte.
  • Mehr Schutz auf dem Schutzweg: Ein weiterer positiver Effekt ist die wahrgenommene erhöhte Anhaltebereitschaft von Kfz-Lenkenden vor Schutzwegen.
Foto: Michael Skoric

Fazit des Forschungsteams: Ja zu neuen Farben und Formen!
Farbige Bodenmarkierung kann im Straßenraum also einen wesentlichen Beitrag zur Temporeduktion und Bewusstseinsbildung im Sinne erhöhter Sicherheit der Schwächsten leisten. Voraussetzung für den Erfolg der Farben und Formen ist eine gute Planung, je nachdem welche Zielsetzung mit der farbigen Markierung erreicht werden soll.

Die Perchtoldsdorfer Erfolgsgeschichte soll jedenfalls bald Schule machen: Mit dem neuen Leitfaden „Mehr Farbe für mehr Achtsamkeit“ sollen Gemeinden in Niederösterreich Support in Sachen Sicherheit bekommen. Alle wesentlichen Punkte der Planung und Umsetzung innovativer farbiger Bodenmarkierung werden in diesem Leitfaden näher beleuchtet.

Hier der Link zum neuen Leitfaden:
Leitfaden – Mehr Farbe für mehr Achtsamkeit