E-Bike: Steigende Unfallzahlen, Helmtragequote immer noch zu gering – KFV fordert Helmpflicht

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Radfahren boomt – besonders E-Fahrräder erfreuen sich sowohl im Alltags- als auch im Freizeitverkehr immer größerer Beliebtheit. Damit verbunden ist jedoch auch eine Steigerung der Unfallzahlen. Im Jahr 2021 verunfallten österreichweit 9.600 Personen bei einem E-Bike-Unfall so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten, 22 Personen starben. Nur 57 Prozent aller E-Bike-Fahrenden tragen einen Helm. Das KFV fordert eine Helmpflicht für E-Bike-Fahrende.

Wien, 04. Mai 2022. Seit Jahren steigt der Anteil der elektrisch betriebenen Fahrräder an den Verkäufen konstant. Im Jahr 2021 war bereits in fast jedem zweiten neu in Österreich erworbenen Fahrrad ein Elektromotor verarbeitet – insgesamt wurden mehr als 220.000 E-Bikes innerhalb eines Jahres verkauft. Damit einher geht jedoch auch eine Steigerung der Unfallzahlen. Mehr als 9.600 E-Bike-Fahrende verletzen sich gemäß den Radunfalldaten der KFV Injury Database (IDB) im Jahr 2021 so schwer, dass eine Behandlung im Krankenhaus notwendig war. 22 der insgesamt 48 polizeilich erfassten, tödlichen Radunfälle im vergangenen Jahr ereigneten sich mit Elektro-Fahrrädern. „Der Anstieg der Verletzten ist bei E-Bikes deutlich höher als bei mit Muskelkraft betriebenen Fahrrädern. Zwischen 2018 und 2021 ist die Anzahl an verletzten E-Bikern um 153 Prozent gestiegen – die von herkömmlichen Fahrrädern im selben Zeitraum lediglich um 14 Prozent“, so Dipl. Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV.

Hohe Fahrdynamik braucht besondere Achtsamkeit
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Neben der höhen Verletzungsschwere – fast ein Drittel aller verunglückten E-Bike-Fahrenden verletzte sich schwer – spielt auch das im Durchschnitt höhere Alter der E-Bike-Fahrenden eine Rolle: „Ein Drittel aller verunglückten E-Bike-Fahrenden ist älter als 65 Jahre. Zum Vergleich: Bei herkömmlichen Fahrrädern beträgt der Anteil der Verunglückten in dieser Altersgruppe lediglich 18 Prozent. Auffallend ist auch, dass viele E-Bike-Unfälle Alleinunfälle sind. Das höhere Tempo und Gewicht elektrischer Fahrräder sorgt zwar für ein neues Fahrgefühl, setzt jedoch auch ein größeres technisches Können voraus“, so Robatsch. Vor allem ungeübte Radfahrende unterschätzen die Geschwindigkeit sowie die dadurch freiwerdenden Kräfte, besonders bei Kurvenfahrten sowie während des Beschleunigens und Abbremsens. Vor allem (Wieder-)Einsteigern und älteren E-Bike-Fahrenden wird daher das Absolvieren eines E-Bike-Kurses zum Verbessern der Fahrsicherheit nahegelegt.

Helmtragequote bei E-Bikes noch zu gering
Solange die maximale Leistung des Motors 600 Watt und die Bauartgeschwindigkeit 25 km/h nicht übersteigt, besteht bei E-Bikes eine Helmpflicht nur für Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr. „Unsere Beobachtungen zeigen: 57 Prozent aller E-Bike-Fahrenden tragen einen Helm. Das ist zwar ein höherer Wert als bei herkömmlichen Fahrrädern – aus Präventionssicht jedoch noch zu gering“, so Robatsch. Denn die höheren Geschwindigkeiten erhöhen im Fall eines Unfalls auch die Verletzungsschwere. Denn schon ein Aufprall mit der für Elektrofahrräder erlaubten maximalen Bauartgeschwindigkeit von 25 km/h ungebremst und ungeschützt gegen ein Hindernis kommt einem Sturz aus 2,5 Metern Höhe gleich. „Wir fordern deshalb eine allgemeine Helmpflicht für E-Bike-Fahrende – eine einfache, aber effiziente Maßnahme, um schweren Kopfverletzungen im Falle eines Unfalls oder Sturzes vorzubeugen“, so Robatsch. In Kombination mit Verbesserungen in der Radinfrastruktur hätte das eine nachhaltige, positive Beeinflussung des Radunfallgeschehens zur Folge.

Tipps und Tricks fürs sichere E-Bike-Fahren

  • Vor der Inbetriebnahme des neuen E-Bikes stets die Betriebsanleitung sichten, um sich mit den Funktionen des E-Bikes vertraut zu machen.
  • Üben Sie den Umgang mit dem E-Bike im verkehrsfreien Raum. Vorsicht beim Anfahren: die Schubkraft des Elektromotors kann überraschend einsetzen.
  • Fahrroutine entwickeln: Nicht nur Fahranfänger, auch Fortgeschrittene profitieren von E-Bike-Kursen.
  • Funktionsprüfung von Reifen, Schaltung, Bremsen, Licht & Co ist ein Muss vor jeder Ausfahrt.
  • Schützen Sie Ihren Kopf mit einem Helm.
  • Seien Sie besonders aufmerksam im Kreuzungsbereich: Nähern Sie sich langsam der Kreuzung und seien Sie sich möglicher Gefahren durch abbiegende Fahrzeuge bewusst.
  • Ein ABS (Antiblockiersystem) für E-Bikes bringt mehr Sicherheit (besseres Bremsverhalten auf rutschiger Fahrbahn, Verhinderung von Überschlägen bei Bremsblockaden, optimierte Fahrstabilität und Lenkbarkeit auch auf rutschigem Untergrund), aber Achtung: Trainieren Sie das E-Bike-Bremsen mit ABS im Schonraum!
  • Helle Kleidung und Reflektoren auf der Kleidung und am
    E-Bike helfen Ihnen, besser gesehen zu werden. Schalten Sie bei Dunkelheit und schlechter Sicht das Licht Ihres E-Bikes rechtzeitig ein.
  • Vermeiden Sie Ablenkungen: Verzichten Sie auf Musikhören und die Nutzung des Mobiltelefons während der Fahrt.
  • Fahren Sie besonders vorsichtig bei Bodenunebenheiten, Schienen und nassem Untergrund.