Diabetes im Straßenverkehr: Führerscheinentzug oder Erhaltung der Mobilität?

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Bei chronischen Erkrankungen können entweder durch die Erkrankung selbst oder durch die notwendigen Medikamente Beeinträchtigungen auftreten, die beim Autofahren mit einem höheren Unfallrisiko verbunden sind. In diesem Fall gilt es abzuwägen, ob es zur Prävention von Unfällen notwendig ist, den Betroffenen Auflagen zu erteilen oder sogar den Führerschein zu entziehen. Ist das Risiko beherrschbar, muss das Ziel jedoch die Erhaltung der Mobilität sein. Um im Rahmen dieser Abwägung eine faire, österreichweit einheitliche Behandlung von betroffenen Autofahrern sicherzustellen, wurden 2006 Leitlinien für die gesundheitliche Eignung von Kraftfahrzeuglenkern erstellt, die allen Amts- und Fachärzten als Hilfestellung bei der Beurteilung der Fahrtauglichkeit dienen können. Die Leitlinien werden unter Federführung des KFV regelmäßig aktualisiert und vom BMK als Erlass veröffentlicht.

Häufig zum Amtsarzt müssen beispielsweise Menschen mit Diabetes. Bei ihnen kann es insbesondere zu einer sogenannten schweren Hypoglykämie (Unterzuckerung) kommen, die zu Bewusstseinstrübung oder -verlust führen kann – beim Autofahren kann dies im Ernstfall lebensgefährlich sein. Die Hypoglykämie wird in der Regel ausgelöst durch Insulin oder bestimmte andere Medikamente, die zur Behandlung des Diabetes notwendig, aber mit dem Risiko einer Hypoglykämie verbunden sind. Treten wiederholt schwere Hypoglykämien auf oder liegt eine sogenannte Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung vor – kann der Betroffene also das Absinken des Blutzuckerspiegels nicht erkennen –, muss der Führerschein jedenfalls entzogen werden. Aufgrund der mit einer Diabeteserkrankung verbundenen Risiken und weil die Krankheit zu Folgeschäden und Begleiterkrankungen führen kann, schreibt die Führerscheingesetz-Gesundheitsverordnung außerdem vor, dass regelmäßige Untersuchungen beim Amtsarzt erfolgen müssen, der Führerschein wird daher in jedem Fall nur auf maximal fünf Jahre befristet ausgestellt.

Zu Diabetes mellitus hat die Österreichische Diabetesgesellschaft (ÖDG) kürzlich unter Beteiligung des KFV ein Positionspapier veröffentlicht, in dem wesentliche Eckpunkte zum Umgang mit Diabetes im Straßenverkehr aus fachärztlicher und verkehrsrelevanter Sicht aufgearbeitet wurden. Das Positionspapier soll der Unterstützung von Personen dienen, die mit dieser Materie befasst sind und kann auf der Website der ÖDG abgerufen werden.

Link zu den Leitlinien für die gesundheitliche Eignung von Kraftfahrzeuglenkern: https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:a89edf17-d076-4855-aa0a-6b22b3542a26/gesundheit_leitlinien.pdf

Link zum Positionspapier der Österreichischen Diabetesgesellschaft (Beitrag auf S 319): https://www.oedg.at/pdf/OEDG-Leitlinien-2023.pdf