COVID-19 Jahr: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Sicherheit in Österreich

COVID-19 Jahr: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Sicherheit in Österreich

Wie hat sich die veränderte Mobilität während der Coronakrise im 1. Halbjahr 2020 auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt? Wie auf das restliche Unfallgeschehen? Haben sich Unfälle in den häuslichen Bereich verlagert? Welche Sicherheitsrisiken gab es darüber hinaus? Bei einer Pressekonferenz zeigt das KFV anhand aktueller Zahlen, die unsere Sicherheit betreffen, dass die veränderten Lebensumstände in der Zeit des Shutdowns für neue Risiken sorgten, zugleich aber altbekannte Gefahren hochaktuell blieben.

Wien, 27. August 2020. Ein Virus hat die Welt ins Taumeln gebracht und sie kommt nur schwer wieder heraus. Neben den primär gesundheitlichen Folgen hat Covid-19 unmittelbare Auswirkungen auf das Unfallgeschehen in den Lebensbereichen Verkehr & Mobilität sowie Sport & Haushalt als auch bei Schadensereignissen in den Bereichen Eigentum und Kriminalität. „Die anfängliche Ausnahmesituation wurde zur neuen Normalität proklamiert. Wann und ob die ‚alte‘ Realität zurückkehrt ist offen. Die Gefahr einer einseitigen Risikobetrachtung, die sich nur auf gesundheitspolitischenFragen von Covid-19 stützt, ist hoch. Damit einhergehende Kollateralrisiken werden somit gerne unterschätzt“, so Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV.

So bedeutet der durch Covid-19 bedingte Rückgang im Straßenverkehr nicht zwangsläufig, dass sämtliche Unfallrisiken zurückgegangen sind. So ist die Anzahl der Getöteten im Straßenverkehr in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen im Vergleich zum Vorjahr zwar um knapp 33 Prozent gesunken, die Zahl ist aber in Relation zur Fahrleistung tatsächlich höher als im Jahr 2019, so das KFV. Auch in der Anzeigenstatistik fällt auf, dass in diesem Zeitraum überproportional viele Lenker aufgrund von Geschwindigkeitsdelikten und Drogen am Steuer gestraft wurden.

Auswirkungen der Coronakrise auf das Unfallgeschehen. Foto: APA/KFV Hörmandinger

Anstieg sturzbedingter Verletzungen bei Senioren und schwere E-Bikeunfälle

Erhebungen des KFV in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen und danach zeigen, dass die österreichische Bevölkerung zu Beginn der Beschränkungen tendenziell vorsichtiger bei Haushalts- oder Sportaktivitäten vorgegangen ist. „Diese Tendenz spiegelt sich in den niedrigeren Ambulanzfrequenzen wider. Der Rückgang der Verletzten in den Ambulanzen um rund 40-60 Prozent bedeutet dennoch nicht, dass es keine Verletzungen gab, tatsächlich wurden in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen besonders schwere Unfälle von Handwerkstätigkeiten (signifikant hoch nach der Öffnung der Baumärkte), Forstarbeiten, Garten- oder Radunfälle behandelt. Einen deutlichen Anstieg an sturzbedingten Verletzungen gab es bei Senioren: Sie mussten besonders oft u.a. mit Knochenbrüchen der Hüfte und Oberschenkel, Platzwunden bis hin zu Gehirnblutungen behandelt werden. „Die Hemmschwelle in ein Krankhaus zu gehen war zudem laut Umfrage sehr hoch“, so Thann. Dennoch gaben knapp 8 Prozent der Befragten an, dass ihnen oder einem Familienmitglied während der Beschränkungen ein Unfall passiert ist – das entspricht etwa 200.000 Personen – von Mitte März bis Mitte Mai.

Minus bei Wohnungseinbrüchen – überdurchschnittliches Plus bei Bränden oder Cybercrime
Neben erhöhten Unfallrisiken ist auch die Gefahr von Bränden oder neuen Kriminalitätsformen durch Covid-19 nicht gesunken – das Gegenteil ist der Fall. „Während die Zahl der Einbruchsdelikte im Wohnbereich stark gesunken ist, erlebte die Zahl der Cyberdelikte nahezu einen Boom“, erklärt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. Neben Cyberdelikten stieg auch die Zahl der Brandtoten im privaten Haushalten sowie die Zahl der Brandschäden im Waldbereich deutlich. „Natürlich rückt angesichts von Dutzenden Neuinfizierten COVID-19 wieder stärker ins Bewusstsein und wir sind im Jahr 2020 mit Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor dieser Krankheit beschäftigt. Nichtsdestotrotz gibt es Risiken in Lebensbereichen, bei welchen jetzt mit einfachen Mitteln auch präventiv vorgesorgt werden kann, z.B. um Alltagsrisiken von Unfällen so gering wie möglich zu halten. Jetzt einen Rauchwarnmelder installieren und die längst fälligen Kindersicherungen an den Fenstern montieren oder Stolperfallen in der Wohnung entfernen bzw. den Eltern einen Helm zum E-Bike- Fahren zu kaufen, all das kann schwere Unfälle im Herbst verhindern. Darüber hinaus kann ein Umdenken bei der Internetnutzung mir auch für die kommenden Monate eine sichere, digitale Teilnahme am privaten und öffentlichen Leben ermöglichen“, so Kaltenegger.

Risikomanagement und Steigerung der Handlungsfähigkeit als neue Herausforderung
„Auch in Zukunft werden viele bekannte, klassische Risiken aus dem Alltag der Menschen nicht verschwinden“, so Thann, und „sich vor ihnen zu schützen wird nicht weniger relevant.“ Zusätzlich müssen wir in einer von Modernisierung und technischem Fortschritt geprägten Gesellschaft mit neuen Gefahren z.B. in Form von Klimawandel oder Cyberangriffen rechnen. Ihnen klug zu begegnen ist das Ziel innovativer Präventionsstrategien, um in Zukunft Risiken zu minimieren und die tatsächliche Sicherheit zu erhöhen. „Wir brauchen eine Gesellschaft, die weiß, wie sie mit Risiken umgehen muss, statt sich vor ihnen zu fürchten“, schließt Thann.

Bildmaterial: https://www.apa-fotoservice.at/galerie/23558
Bildrechte: KFV/APA-Fotoservice/Hörmandinger

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