Mit dem Schulanfang werden wieder vermehrt Kinder als selbstständige Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr unterwegs sein und dabei ihre Verkehrskompetenz trainieren. Eine aktuelle Beobachtung des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) zeigt, dass sich Kinder im Straßenverkehr nicht immer ihrem Wissen entsprechend verhalten. Autofahrer sollten deshalb besonders vorsichtig sein – Kinder haben immer Vorrang!
Wien, 31. August 2018. Im Jahr 2017 sind in Österreich 509 Schüler im Alter von 6 bis 15 Jahren am Schulweg verunglückt, davon waren 241 als Fußgänger unterwegs. Tödliche Unfälle gab es keine. Auch wenn diese Zahlen zeigen, dass der Schulweg in Österreich relativ sicher absolviert werden kann, so gilt es dennoch, die Zahl der Unfälle weiter zu senken und dafür zu sorgen, dass die Schüler bestmöglich für die Teilnahme am Straßenverkehr gerüstet sind. „Der Schulweg bietet für Kinder eine ausgezeichnete Gelegenheit, das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu erlernen und zu üben“, erläutert Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. „Damit Kinder für den Schulweg bestmöglich gerüstet sind, sollten Erziehungsberechtigte einen möglichst gefahrenlosen Schulweg auswählen und diesen mit den Kindern regelmäßig üben. So kann mögliches Fehlverhalten erkannt und die richtige Vorgehensweise geübt werden.“
Kinder haben immer Vorrang!
Im Rahmen einer aktuellen Beobachtung hat das KFV die häufigsten fehlerhaften Verhaltensweisen von Kindern an Schutzwegen analysiert. Dabei wurden fehlendes Stehenbleiben vor dem Überqueren des Schutzweges, mangelnde Aufmerksamkeit bei der Annäherung an den Schutzweg, mangelnder Pendelblick nach rechts und links sowie mangelnder Blickkontakt mit dem Autolenker und das überraschende Betreten des Schutzweges als häufigste fehlerhafte Verhaltensweisen erkannt. Zudem zeigte sich, dass sich zwar 3 von 4 Kindern dem Schutzweg aufmerksam näherten, zugleich jedoch zwei Drittel der Kinder vor dem Überqueren des Schutzweges nicht stehenblieben. Insgesamt wurde bei 29 Prozent aller beobachteten Schutzwegquerungen von Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren fehlerhaftes bzw. mangelhaftes Verhalten der Kinder beobachtet. „Auch wenn Kinder im Straßenverkehr immer und überall Vorrang haben, ist es wichtig, dass sie das richtige Verhalten beim Queren von Schutzwegen schon frühzeitig einstudieren“, betont Robatsch. Denn: Gemäß einer KFV-Umfrage sind nicht alle Verkehrsteilnehmer bei der Vorrangregelung für Kinder sattelfest. Etwa ein Drittel der Befragten war sich nicht sicher, ob Lenker Kindern das Queren von Straßen immer sicher und ungehindert ermöglichen müssen. Wenn Kinder dabei von Eltern begleitet werden, wissen nur noch 11 Prozent der Befragten, dass auch in Begleitung von Erwachsenen Kinder immer Vorrang haben.
Jeder 5. verunglückte Schüler mit Moped unterwegs
Knapp die Hälfte aller Schüler, die 2017 am Schulweg verunglückt sind, waren Fußgänger. An zweiter Stelle stehen Mopedunfälle: Etwa jeder 5. verunglückte Schüler – d.h. knapp 20 Prozent – war im Vorjahr zum Unfallzeitpunkt mit dem Moped unterwegs. Unter den 15-jährigen Schülern war damit befand sich der überwiegende Teil der verunglückten Schüler zum Unfallzeitpunkt auf einem Moped.
KFV-Tipps für den sicheren Schulweg:
• Den Schulweg gemeinsam mit dem Kind auswählen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass möglichst wenige Überquerungen von vielbefahrenen Straßen notwendig sind. Oft ist der kürzeste Weg nicht der sicherste!
• Den Schulweg regelmäßig gemeinsam üben und immer wieder wiederholen.
• Auf gut sichtbare, helle Kleidung achten und z.B. an der Schultasche zusätzliches Reflexmaterial anbringen.
• Erwachsene haben eine große Vorbildwirkung. Ihr Verhalten wird von den Kindern immer als richtig angesehen – und dementsprechend imitiert. Umso wichtiger ist es, dass sich Erwachsene ihrer Vorbildwirkung bewusst sind und sich dementsprechend verhalten.
• Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie nehmen den Straßenverkehr – nicht nur aufgrund ihrer geringeren Körpergröße – anders wahr. Sie schätzen Entfernungen und Geschwindigkeiten falsch ein und sind leicht ablenkbar.
• Eltern bzw. Erziehungsberechtigte sollten nach Möglichkeit darauf verzichten, ihre Kinder täglich per „Elterntaxi“, also mit dem Auto, in die Schule zu bringen. Denn das selbstständige Absolvieren des Schulwegs stärkt die Verkehrskompetenz, schafft Bewegung und gibt den Kindern zugleich auch die Möglichkeit, den Schulweg gemeinsam mit Freunden zu bestreiten.
KFV-Tipps für Lenker:
• Ermöglichen Sie Kindern immer eine sichere Querung der Straße.
• Reduzieren Sie die Geschwindigkeit, wenn Sie Kinder im Bereich der Straße sehen und fahren Sie bremsbereit.
• Seien Sie in unmittelbarer Umgebung von Schulen, Haltestellen von Schulbussen und öffentlichen Verkehrsmitteln besonders aufmerksam.
• Halten Sie vor Zebrastreifen immer vollständig an, wenn ein Kind die Straße überqueren möchte oder sich bereits darauf befindet. Kinder lernen in der Verkehrserziehung, den Zebrastreifen erst zu überqueren, wenn ein Fahrzeug steht.
• Achten Sie auch auf Rad fahrende Schüler und halten Sie genügend Abstand.
• Verhalten Sie sich korrekt, auch wenn Sie zu Fuß unterwegs sind – seien Sie den Kindern ein Vorbild!
• Beachten Sie: Kinder sind leicht ablenkbar: Die Aufmerksamkeit von Kindern richtet sich oft plötzlich auf für sie wichtige Objekte (z.B. vorbeilaufender Hund). Gefahren im Straßenverkehr werden dann nicht mehr wahrgenommen.
• Halten Sie ausreichend Abstand zu Kindern. Für Kinder ist es noch schwierig, begonnene Handlungen (z.B. Laufen) plötzlich zu unterbrechen.
• Denken Sie daran: Kinder können Entfernungen noch nicht richtig einschätzen und haben ein engeres Blickfeld als Erwachsene. Sie nehmen herankommende Fahrzeuge erst später wahr und erkennen schwer, ob sich Geräusche nähern oder entfernen. Kinder können aufgrund ihrer Körpergröße zudem oft nicht über parkende Autos sehen.
• Geben Sie Kindern genug Zeit, die Straße in Ruhe zu überqueren.
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