Jährlich kommen in Österreich rund 77.000 Wildtiere im Straßenverkehr zu Tode. Das bedeutet, dass sich österreichweit etwa alle sieben Minuten ein Unfall mit einem Wildtier ereignet. Der österreichische Versicherungsverband VVO, das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit), und die Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände rufen gemeinsam – ganz besonders in Wildwechselzonen – zu besonderer Vorsicht und zur Anpassung der Geschwindigkeit auf.
Wien, 04. Oktober 2017. Kastanien und abfallende Blätter – der Herbst hat hierzulande Einzug gehalten, womit nun auf Österreichs Straßen auch vermehrt mit schlechten Sichtverhältnissen zu rechnen ist. Damit steigt leider auch das Risiko von Wildunfällen. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 293 Personen bei Unfällen mit Wildtieren verletzt, im Burgenland verunfallte eine Person tödlich. „Insgesamt ist die Zahl der Wildunfälle mit Personenschaden in den vergangenen fünf Jahren erfreulicherweise stetig gesunken. Im Jahr 2016 verunglückten 90 Personen weniger als noch im Jahr 2012, das entspricht einem Rückgang von knapp 25 Prozent“, weiß man im österreichischen Versicherungsverband VVO. „Wir hoffen, dass sich diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzt.“ Insgesamt ist die Zahl der Wildunfälle nach wie vor hoch. Beinahe 38.000 Rehe – darunter knapp 11.000 Kitze – kamen in der vergangenen Saison zu Tode. Hinzu kommen noch knapp 39.000 weitere Wildtiere, welche die Kollision mit einem Fahrzeug nicht überlebten.
KFV-Analyse zeigt: Wildwechselschilder werden oft ignoriert
In den Morgenstunden und abends sind Wildtiere am aktivsten. Dies spiegelt sich auch in der Unfallstatistik wider: Die meisten Unfälle ereignen sich in den Morgenstunden (zwischen 5 und 7 Uhr) sowie abends zwischen 20 und 23 Uhr. „Zu den Wildwechselstunden sollte in Zonen mit häufigem Wildwechsel ganz besonders vorsichtig gefahren und die Geschwindigkeit entsprechend angepasst werden. Generell sollte das Gefahrenzeichen „Achtung Wildwechsel“ unbedingt ernst genommen und die Geschwindigkeit entsprechend angepasst werden“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. Eine Analyse des KFV zeigt allerdings, dass Wildwechselschilder – unabhängig von der Uhrzeit – in der Praxis häufig ignoriert werden und sich die gefahrene Geschwindigkeit nicht von jener auf anderen Strecken unterscheidet. „Wildwechselschilder sind an Streckenabschnitten positioniert, an welchen das Risiko einer Kollision mit einem Wildtier auch tatsächlich deutlich erhöht ist. Bei Übergangsbereichen zwischen Wald und Feld ist das Risiko eines Wildunfalles beispielsweise besonders groß. Wildwechselschilder sollten daher dringend beachtet werden“, betont auch Dr. Peter Lebersorger, Generalsekretär der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände.
Richtiges Verhalten bei und nach dem Unfall
Wenn ein Zusammenstoß mit einem Wildtier unvermeidlich ist, sollte stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden. Wenn der Fahrer richtig reagiert, ist die Verletzungsgefahr für die Autoinsassen geringer. Ein Ausweichmanöver ist nicht zu empfehlen, denn ein solches ist weitaus riskanter, als ein Zusammenstoß mit dem Tier. Nach dem Unfall muss die Gefahrenstelle unverzüglich abgesichert und die Exekutive verständigt werden. Die Nichtmeldung eines Sachschadens ist strafbar, bei einem Wildschaden besteht nach §4 Abs. 5 der Straßenverkehrsordnung unverzügliche Verständigungspflicht. Getötetes Wild darf niemals mitgenommen werden – auch nicht zum Tierarzt. Vielmehr ist eine rasche und korrekte Meldung des Unfalls hilfreich, da so der zuständige Jagdaufseher hinzugezogen werden kann.