Ablenkung im Straßenverkehr – Tendenz steigend

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Eine Repräsentativbefragung von rund 1.200 Personen und eine Beobachtung von ca. 20.000 Personen durch das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) liefern Hinweise auf eine Zunahme abgelenkten Verhaltens im Straßenverkehr.

Wien, 24. September 2021. Ablenkung ist seit Jahren Hauptunfallursache Nummer 1 im Straßenverkehr – insgesamt 35 Prozent aller Verkehrsunfälle in den vergangenen fünf Jahren waren auf die Unfallursache Unaufmerksamkeit und Ablenkung zurückzuführen.
Dass künftig mit einer Zunahme dieser Problematik zu rechnen ist, verdeutlichen die Ergebnisse einer diesjährigen Verkehrsbeobachtung des KFV von jeweils rund 10.000 Fußgängern und Radfahrenden im Straßenverkehr: Im Vergleich zur letzten Beobachtung im Jahr 2016 ist der Anteil an abgelenkten Radfahrenden von 8 auf 17 Prozent und bei den Fußgängern von 30 auf 37 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass gut jeder sechste Radfahrende und mehr als jeder dritte Fußgänger beim Queren einer Straße anderweitig beschäftigt war. Während Fußgänger meist telefonierten (14 Prozent) oder intensive Gespräche mit Begleitpersonen führten (10 Prozent), gehörte das Telefonieren bzw. Musik hören (12 Prozent) zu den häufigsten Nebentätigkeiten des Radverkehrs.

Digitale Geräte – die meiste Ablenkung?
In der Eigenwahrnehmung der befragten Pkw-Lenker hat vor allem der Anteil der Beschäftigung mit digitalen Geräten in den vergangenen Jahren stark zugenommen – allen voran das Telefonieren mit Freisprecheinrichtung (2021: 66%, 2016: 50%) und das Bedienen von Radio/Entertainmentsystemen (2021: 61%, 2016: 42%). Einen Rückgang gab es hingegen bei Nebentätigkeiten wie dem Führen intensiver Gespräche (2021: 64%, 2016: 76%) oder Nachdenken/Grübeln (2021: 51%, 2016: 71%). Auch das Lesen und Verfassen von Texting- Nachrichten wird von Pkw-Lenkern weitaus häufiger zugegeben als noch im Jahr 2016 (Lesen: 2021: 27%, 2016: 13%; Verfassen: 2021: 23%, 2016: 7%).

Doch nicht nur unter Pkw-Lenker, auch unter Fußgängern und Radfahrern ist ein Anstieg an Nennungen in Bezug auf die Nutzung digitaler Geräte bemerkbar – obwohl diese Form der Tätigkeit tendenziell als gefährlich, haptisches Hantieren und sonstige Tätigkeiten hingegen tendenziell als ungefährliche Ablenkungen wahrgenommen werden.

Der Straßenverkehr benötigt die volle Aufmerksamkeit!
Aktuell gibt mehr als ein Sechstel aller befragten Verkehrsteilnehmer (17 Prozent) an, aufgrund von eigener Unaufmerksamkeit oder Ablenkung schon einmal eine kritische Situation oder einen Unfall erlebt zu haben. Knapp ein Drittel (30 Prozent) ist schon einmal in eine brenzlige Lage geraten, weil eine andere Person im Straßenverkehr abgelenkt war.

Schon kurze Phasen der Unaufmerksamkeit können im Straßenverkehr eine Gefahr für sich und andere bedeuten: Blickt ein Fahrzeuglenker auf sein Smartphone oder ist der Fußgänger beim Queren der Straße in ein Telefonat vertieft, schnellt das Unfallrisiko für alle an der Verkehrssituation

beteiligten Personen maßgeblich in die Höhe. „Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung lässt das Unfallrisiko für Lenkende etwa um das Fünffache, das Schreiben von Textnachrichten sogar um das 23-fache ansteigen,“ mahnt Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Warum Aufmerksamkeit im Straßenverkehr so wichtig ist, veranschaulicht auch ein neues Erklärvideo des KFV.