Die besten Verkehrssicherheitsideen Europas: Österreichische Innovation gewinnt ERSC-Award

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Brüssel suchte die besten Ideen für Verkehrssicherheit: Am 14.11.2024 wurden Europas diesjährigen Best-Practice-Projekte für mehr Verkehrssicherheit geehrt. Österreich hat es mit einer besonderen Idee zu Bodenmarkierungen für Motorradfahrende unter die besten Sicherheitsideen Europas ins Finale geschafft – und ging als Sieger hervor.

Wien/Brüssel, 15. November 2024. Mehr Verkehrssicherheit auf Europas Straßen durch Unterstützung der Zivilgesellschaft: Das ist das Ziel der European Road Safety Charter (ERSC). Mit den Excellence in Road Safety-Awards – dem europäischen Verkehrssicherheitspreis – wurden auch heuer Best-Practice-Beispiele in fünf Kategorien (Education, Motorcyclists, Pedestrians & Cyclists, Technology & Innovation sowie Urban) auszeichnet, die zu mehr Engagement in der Verkehrssicherheitsarbeit inspirieren. Österreich war durch die Sicherheits- und Unfallpräventionsinstitution KFV vertreten und für ein Projekt mit lebensrettenden Bodenmarkierungen in der Kategorie Motorcyclists als eines der Top 3-Projekte, neben einer spanisch-englischen Initiative und einem Projekt aus Slowenien, nominiert – und konnte den Preis für die beste Schutzmaßnahme nach Österreich holen.

„80 Prozent weniger Motorradunfälle in diesen Kurven: Mit dieser einfachen Maßnahme können rasch, kostengünstig und effektiv Unfälle verhindert werden.“

Dipl.-Ing. Martin Winkelbauer, KFV-Sicherheitsexperte und Projektleiter

Wenn Ellipsen Leben retten
Als optische Orientierungshilfe unterstützen die Markierungen Motorradfahrende dabei, in Risikokurven die ideale Fahrlinie zu finden, um u.a. nicht mit dem Gegenverkehr in Konflikt zu geraten. Die Unfallzahlen in diesen Kurven konnten so drastisch reduziert werden.
Getestet und evaluiert hat die Unfallpräventionsinstitution KFV diese lebensrettende Wirkung u.a. in Tirol, Kärnten, Niederösterreich und dem Burgenland. Mit beeindruckenden Zahlen: 4 von 5 Unfällen konnten durch die Anbringung der Bodenmarkierungen verhindert werden. „80 Prozent weniger Motorradunfälle in diesen Kurven – das spricht für sich. Es gibt weniger Verletzungen und weniger Sachschäden. Mit dieser einfachen Maßnahme können also rasch, kostengünstig und effektiv Unfälle verhindert werden“, so Dipl.-Ing. Martin Winkelbauer, KFV-Sicherheitsexperte und Projektleiter.

Die Ellipsen-förmigen Bodenmarkierungen im Einsatz für Motorrad-Sicherheit in einer Linkskurve. Foto © KFV / APA-Fotoservice / Jan Hetfleisch

Von Kärnten in die ganze Welt
Gewinnend ist beim österreichischen Projekt nicht nur die einfache, kostengünstige Umsetzung und der große Effekt: Auch die Akzeptanz der Maßnahme bei Motorradfahrenden ist mit rund 90 Prozent Zustimmung erwiesenermaßen hoch. Neben rund 70 Risikokurven in Österreich findet das Projekt mittlerweile auch international in Ländern wie Luxemburg, Deutschland, Slowenien und Australien Zuspruch. Dipl.-Ing. Winkelbauer: „Die Markierungen sind selbsterklärend; sie können daher überall eingesetzt werden, wirken sofort und nachhaltig.“

Begonnen hat jedoch alles in Kärnten: Ideengeber Ing. Gerald Höher, Sachgebietsleiter der Kärntner Verkehrsplanung, hat sich mit dem KFV zusammengetan, um die Wirkung der Sicherheitsmaßnahme wissenschaftlich zu erproben: „Mich freut es ganz besonders, dass die Bodenmarkierungen für Motorräder, durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung des KFV als fachlich anerkannte Institution, nun noch weitere Verbreitung finden können und wir dadurch in Zukunft viele Motorradunfälle verhindern werden können.“

„Mich freut es ganz besonders, dass die Bodenmarkierungen für Motorräder nun noch weitere Verbreitung finden können und wir dadurch in Zukunft viele Motorradunfälle verhindern werden können.“

Ideengeber Ing. Gerald Höher, Sachgebietsleiter der Kärntner Verkehrsplanung

Maßnahmen für mehr Motorradsicherheit 
Um Motorradunfälle allgemein einzudämmen, gilt es – neben der besonders aufmerksamen Fahrweise in Risikokurven – noch weitere Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Denn auch die vorläufige Unfallbilanz 2024 für Österreich zeigt: Mehr als jede*r vierte Straßenverkehrstote war mit dem Motorrad unterwegs. Motorradfahrende können jedoch viel zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen: Außerorts tragen Motorradfahrende bereits überwiegend Schutzkleidung, aber gerade im Ortsgebiet wären die meisten Verletzungen durch geeignetes Schuhwerk, Motorradjacken und Handschuhe vermeidbar. Vielversprechend sind auch Airbag-Jacken, die gerade bei Innerorts-Tempo ihr volles Potential ausspielen können. KFV-Sicherheitsexperte Dipl.-Ing. Winkelbauer weiß zudem: „Straßenverkehr ist ein Teamsport. Wer stets weiß, wo die anderen Verkehrsteilnehmenden sind und ihre nächsten Schritte überlegt, verschafft sich einen entscheidenden Sicherheits-Vorteil.“

„Wir freuen uns auf „Nachmacher*innen“ in ganz Europa: Mit dem „Nudging“-Effekt der Bodenmarkierungen kann spürbar die Verkehrssicherheit für Motorradfahrende in gefährlichen Kurven erhöht werden.“

Mag. Gerald Furian, ERSC-Ansprechpartner für Österreich

Nachmachen ausdrücklich erwünscht       
Das Gemeinsame stellt auch die ERSC in den Mittelpunkt: Als größte Plattform der Zivilgesellschaft für Verkehrssicherheit bietet die Europäische Charta für Straßenverkehrssicherheit (European Road Safety Charter bzw. ERSC) Möglichkeit zum Austausch und zur Inspiration für ihre Mitglieder. Die Übernahme von Ideen ist daher explizit erwünscht: „Wir freuen uns auf „Nachmacher*innen“ in ganz Europa. Denn die Bodenmarkierungen wirken nachweislich, sind kostengünstig und zudem einfach anzubringen. Mit ihrem „Nudging“-Effekt kann spürbar die Verkehrssicherheit für Motorradfahrende in gefährlichen Kurven erhöht werden. Was uns unserem Ziel „Vision Zero“ – keine Getöteten und Schwerverletzten im Straßenverkehr – Meter um Meter in Österreich und ganz Europa näherbringt“, so Mag. Gerald Furian, ERSC-Ansprechpartner für Österreich. Auch 2025 werden wieder die besten Ideen für Verkehrssicherheit gesucht.

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