Motorcycle Co-operation Ride Österreich – Slowenien 2024

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Der sichere Weg ist das gemeinsame Ziel – eine Forschungsfahrt von Motorrad-fachleuten aus Slowenien und Österreich im Zeichen der Sicherheit.

Auf Einladung von Prof. Dr. Tomaž Tolazzi, Leiter der Fakultät für Zivil- und Transportingenieurswesen und Architektur an der Universität Maribor, passionierter Motorradfahrer und Experte für Motorradsicherheit, brach KFV-Motorradexperte Dipl.-Ing. Martin Winkelbauer mit Tolazzi & Team Anfang August 2024 zu einer gemeinsamen Ausfahrt im Zeichen der Motorradsicherheit auf.

Slowenien und Österreich im europäischen Vergleich
Ein Blick in die Statistik der verunglückten Motorradfahrenden zeigt: Die beiden Nachbarländer liegen mit 5,7 (Slowenien) und 6,1 (Österreich) getöteten Motorradfahrenden pro eine Million Einwohner*innen zwar unter dem EU-Durchschnitt von 7,5, dennoch gibt es gegenüber den Spitzenreitern Niederlande, Dänemark und Schweden (alle unter 3 Getötete/Million Einwohner*innen) noch beträchtlichen Aufholbedarf in puncto Sicherheit. Auch die Verletztenzahlen sind besorgniserregend: Im Zeitraum 2019 – 2023 wurden in Österreich 3.650 verletzte Motorradfahrende verzeichnet – drastischer Beweis für die Notwendigkeit neuer Sicherheitsmaßnahmen.

Eine Straße zwischen Bäumen mit einem gelben Steher als Markierung der Straße.
© KFV / Winkelbauer

Tag 1: Besuch der Universität Maribor

„Best Practice für mehr Sicherheit“ lautet die Devise. Wie lösen unsere slowenischen Nachbarn Verkehrssicherheitsprobleme? Welche Maßnahmen führen dort zum Erfolg? Die Kooperationsfahrt begann mit einer Besichtigung der Universität Maribor, einer Vorstellung der Tätigkeiten der Zivil- und Transportingenieure und einem Blick in deren gut ausgestattete technische „Rüstkammer“ gegen Verkehrsunfälle und Mängel der Infrastruktur.

Fahrsicherheitszentrum Vransko: Gustostückerl Schleuderplatte
Weiter ging es mit einem Besuch des Fahrsicherheitszentrums in Vransko, wo dessen leitender Instruktor Luka Žunec ausführlich über aktuelle Aktivitäten Auskunft gab. Slowenien hat wie Österreich ein mehrphasiges Führerscheinsystem. Auch in Slowenien muss jeder Führerscheinneuling verpflichtend ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Das Zentrum bietet Platz für 10 Kurse gleichzeitig und modernste Trainingsmöglichkeiten. „Gustostückerl“ ist eine Schleuderplatte für Motorräder.

Fachgespräche bei AVP und DRI
Die slowenische Verkehrssicherheitsagentur AVP (Agencija za varnost prometa) mit Sitz in Ljubljana ist für das System der technischen Fahrzeugüberwachung zuständig und erteilt Genehmigungen für Prüforganisationen und deren Personal. Sie führt das Zulassungsregister, ist rundum für die Führerscheinprüfungen zuständig und auch für alle Genehmigungen im Fahrschulwesen. Darüber hinaus untersucht die AVP schwere Verkehrsunfälle und führt auch das Unfallregister. Mit Direktorin Simona Felser und der Expertin für Unfallforschung Sabina Misigoj gab es reichlich Gesprächsstoff zum Thema Motorradsicherheit, auch über das umfassende Programm der AVP zur Prävention von Verkehrsunfällen.

Die DRI ist nach eigenen Angaben die größte Ingenieurs- und technische Beratungsgesellschaft in Slowenien. Ihre Schwerpunkte: Straßenplanung und Sanierung von Unfallhäufungsstellen. Gesprächspartner war der zuständige Bereichsleiter für Verkehrssicherheit, Robert Strah. Das Tagesprogramm wurde mit der Besichtigung einer motorradsicher umgebauten Kurve in der Nähe von Koper abgeschlossen.

Tag 2: Von Koper nach Kozina und Žužemberk

Tomaž Tolazzi, Dinko Brdarić, Uroš Brumec, Mladen Vitković & Boštjan Matko © KFV / Winkelbauer

Der zweite Tag der slowenisch-österreichischen Motorrad-Sicherheitstour begann mit der Durchfahrt der Strecke von Koper nach Kozina, wo verschiedene Maßnahmen zum Einsatz kommen, die unter anderem Gegenverkehrsunfälle von Motorradfahrenden verhindern sollen. Danach erfolgten Fachgespräche in Žužemberk – mit Uroš Brumec vom slowenischen Direktorat für Infrastruktur und Martin Winkelbauer waren gleich zwei der drei Nominierten für den Motorrad-Verkehrssicherheitspreis der Europäischen Verkehrssicherheitscharta anwesend. Auch Boštjan Matko, örtlich zuständiger Leiter für die Erhaltung der Bundesstraßen in Slowenien, war präsent. Ebenfalls vor Ort war eine Abordnung aus Kroatien, nämlich Mladen Stjepan Stipko Vitković, der mit Tolazzi gemeinsam eine Akademie für Motorradsicherheitstraining betreibt, und Dinko Brdaric vom Straßendirektorat Kroatien.

Pilotstrecken für mehr Motorradsicherheit unter der Lupe
Mit einem Auto und vier Motorrädern wurden danach zwei Pilotstrecken für Motorradsicherheit in Augenschein genommen. Die Staatsstraße 214 südlich von Stari Log wurde mit unzähligen Leitwinkeln und Pollern aus nachgiebigem Material verbessert, Kanalrohre wurden mit Gittern entschärft. Auch auf der Verbindung 105 südlich von Novo Mesto wurde nahezu jede Kurve besser erkennbar gemacht, außerdem wurden unzählige Leitwinkel angebracht, Doppelbeplankung der Leitschienen und Verkehrszeichen, die Motorradfahrende vor spezifischen Gefahren warnen, etwa „Hundskurven“ mit wechselnden Radien.

Tag 3: Abschlussbesprechung und Vorfreude
Das Besuchsprogramm endete mit einer Abschlussbesprechung am Morgen des dritten Tages. Es bleiben der feste Wille zur weiteren Zusammenarbeit und unzählige Eindrücke von erfolgreichen Maßnahmen zur Vermeidung von Motorradunfällen. Die Vorfreude auf ein Wiedersehen am 14. November 2024 bei der Verleihung der Europäischen Verkehrssicherheitspreise in Brüssel ist groß.

Hvala lepa und bis bald!