KFV präsentiert erstes mobiles Drogendetektions-Labor: 250.000 Personen sitzen in Österreich „high“ am Steuer

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In Österreich ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Drogenlenker im Straßenverkehr zu treffen hoch. Die derzeitigen Möglichkeiten der Exekutive sind allerdings aufwendig und begrenzt. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern werden in Österreich daher nur wenige Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen und angezeigt.  Eine neue Dunkelfeldstudie der Sicherheits- und Unfallpräventionsinstitution KFV zeigt nun einen weiteren Anstieg der Drogenlenker auf mindestens rund 250.000 Personen (2021: 204.000), die in den letzten zwölf Monaten unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben. Angezeigt wurden von der Exekutive im Vorjahr aber nur 8.676 Personen (also rund 3% davon). Das KFV präsentiert nun ein mobiles Drogendetektionslabor, mit dem man dank modernster Technik Drogensünder künftig gleich vor Ort rasch überführen und die Verkehrssicherheit somit spürbar erhöhen könnte.

Wien, 24. April 2024. Exakt 8.676 Personen wurden im Vorjahr unter Drogeneinfluss von der Exekutive im Straßenverkehr angezeigt. Allerdings ist selbst diese imposante Zahl nur die Spitze des Eisbergs, wie nun die „Dunkelfeldstudie Drogen“ des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt. Demnach haben in den vergangenen zwölf Monaten 5 Prozent der Befragten (n=1.004) einen Pkw gelenkt, obwohl sie unter Drogeneinfluss gestanden sind. Das sind hochgerechnet rund 250.000 Personen in Österreich. Seit einer Vergleichsstudie im Jahr 2021 ist damit die Anzahl der Drogenlenkenden um 23 Prozent gestiegen (2021: 204.000 Personen). „Drogen im Straßenverkehr sind ein massives Sicherheitsrisiko. Effiziente Maßnahmen gibt es, sie müssen in Österreich aktiv und mit Nachdruck umgesetzt werden“, so KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky.

„Drogen im Straßenverkehr sind ein massives Sicherheitsrisiko.“

KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky bei der heutigen Pressekonferenz © KFV/APA-Fotoservice/Schedl

Besorgniserregender Anstieg bei den Drogenlenkern

„Alle Drogen haben einen starken Einfluss auf die Verkehrssicherheit, da sie stark psychisch aktiv sind. Genau deshalb sind strikte Kontrollen so wichtig, wobei es in Österreich aber eine deutliche Untererfassung von Drogendelikten im Straßenverkehr gibt“, erklärt Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Einen deutlichen Anstieg gibt es auch bei den Frauen: Waren bei der Vergleichsstudie im Jahr 2021 noch 35.000 Drogenlenkerinnen im österreichischen Straßenverkehr unterwegs, so hat sich die Zahl im Jahr 2023 auf 90.000 mehr als verdoppelt. Bei den Männern wurde der ohnehin bereits hohe Ausgangswert aus dem Jahr 2021 von 160.000 Drogenlenkern im Jahr 2023 auf 169.000 gesteigert.

Grafik Drogen im Straßenverkehr
Grafik Drogen im Straßenverkehr © KFV

Großteils deutliche Anstiege auch in den Bundesländern

In Wien ist seit der letzten Befragung im Jahr 2021 die Anzahl der Drogenlenkenden von 50.000 auf 75.000 Personen im Jahr 2023 gestiegen. In Niederösterreich gab es einen Zuwachs von 40.000 auf 52.000 Personen und in der Region Mitte-Süd (Steiermark, Kärnten, Burgenland) hat sich die Anzahl der Drogenlenkenden sogar von 25.000 auf 52.000 Personen verdoppelt. In der Region West (Salzburg, Tirol, Vorarlberg) gab es in Summe hingegen einen leichten Rückgang von 35.000 auf 28.000 Personen. Auch in Oberösterreich zeigt der Trend nach einem Rückgang von 55.000 auf 42.000 Personen leicht nach unten, die Zahlen bleiben aber auf viel zu hohem Niveau.

„Alle Drogen haben einen starken Einfluss auf die Verkehrssicherheit, da sie stark psychisch aktiv sind.“

Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV © KFV/APA-Fotoservice/Schedl

Aufwändiges Prozedere bei Verkehrskontrollen

Die Anzahl der überführten Drogensünder hinter dem Steuer hat sich in Österreich seit der Einführung der Speichelvortests im Jahr 2017 bereits fast vervierfacht. Diese Vortests dienen bei Verkehrskontrollen dazu den Verdacht des Fahrens unter Drogenkonsum zu erhärten. Als gesicherter Beweis gelten diese aber nicht. „Grundlage der Strafbarkeit im Straßenverkehr ist in Österreich nicht der bloße Konsum von Drogen, sondern die tatsächliche Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, die mittels ärztlichem Gutachten festgestellt wird“, erklärt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Recht und Normen im KFV. Im Zuge dessen wird den Verdächtigen auch Blut abgenommen, wobei es vor allem am Wochenende, mitten in der Nacht und am Land oft gar nicht so einfach ist, eine Ärztin oder einen Arzt hinzuzuziehen. Zudem vergeht bei der Arztsuche oft wertvolle Zeit, die Polizisten nicht haben.

Sonderweg in Österreich beenden – Funktionierende Maßnahmen umsetzen

Im Gegensatz zu Drogen entscheidet beim Alkohol in Österreich schon lange das Überschreiten bestimmter Grenzwerte über die Strafbarkeit im Straßenverkehr bzw. den Führerscheinentzug. Während in Deutschland, der Schweiz und in fast allen anderen Ländern in Europa längst der Nachweis einer Droge im Speichel als Grundlage der Strafbarkeit dient, ist das in Österreich noch wesentlich komplizierter. „Das KFV fordert den verstärkten Einsatz von geeigneten Speichelvortestgeräten sowie den Einsatz von Speichel, der im Labor auszuwerten ist, als beweissichere Grundlage für Sanktionen bei Drogen im Straßenverkehr. Spätestens seit Corona können die Menschen perfekt mit dem Verfahren der Speichelproben umgehen“, betont Dr. Kaltenegger.

„Das KFV fordert den verstärkten Einsatz von geeigneten Speichelvortestgeräten sowie den Einsatz von Speichel, der im Labor auszuwerten ist, als beweissichere Grundlage für Sanktionen bei Drogen im Straßenverkehr.“

KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky und Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Recht und Normen, bei der heutigen Pressekonferenz. © KFV/APA-Fotoservice/Schedl

Speicheltests und mobile Drogenlabore  

Als Beweis für das Vorhandensein von Drogen im Körper soll laut Forderung des KFV künftig eine Speichelprobe dienen, die nach der Abnahme in einem Labor ausgewertet wird. Für die Abnahme vor Ort ist kein medizinisches Personal notwendig. „Die Auswertung kann zum Beispiel bei Planquadraten analog wie in Italien in einem mobilen Drogenanalyselabor direkt vor Ort durchgeführt werden. Dadurch liegt das beweissichere Speichelergebnis bereits in 60 bis 90 Minuten vor“, erklärt Mag. Raffaela Neustifter, Psychologin und Verkehrsexpertin im KFV. Ein solches mobiles Labor, dass das KFV für Demonstrationszwecke nach Österreich geholt hat, wird vom KFV nun auch für Österreich gefordert. Im mobilen Labor befinden sich Analysegeräte, Laborinstrumente und Computer.

„Die Auswertung kann zum Beispiel bei Planquadraten analog wie in Italien in einem mobilen Drogenanalyselabor direkt vor Ort durchgeführt werden.“

Mag. Raffaela Neustifter, Psychologin und Verkehrsexpertin im KFV © KFV/APA-Fotoservice/Schedl

KFV-Studie: Anzahl der Drogenlenker 2023 im Vergleich zu 2021


Quelle: KFV (Dunkelfeldstudie Drogen 2023 im Vergleich zu 2021); Fahren unter Drogeneinfluss in den letzten 12 Monaten. Werte gerundet, daher ergeben sich bei den Österreichdaten leichte Rundungsdifferenzen.


Quelle: Bilanz der Verkehrspolizei

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Fotos, Abdruck honorarfrei © KFV/APA Fotoservice/Ludwig Schedl
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