Mehr als 3.000 E-Scooter gestohlen: Manche Schlösser sind kinderleicht zu knacken

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E-Scooter erfreuen sich nicht nur im Straßenverkehr großer Beliebtheit, sondern auch bei Langfingern. Exakt 3.233 Eigentumsdelikte wurden im Jahr 2023 in Zusammenhang mit E-Scootern verübt, wie die neuen Daten aus dem Bundeskriminalamt (BK) zeigen. Mehr als 1.500 Scooter fielen einem einfachen Diebstahl zum Opfer, in fast 1.500 weiteren Fällen waren die E-Scooter entweder mit einem Schloss gesichert oder sie wurden aus versperrten Räumen entwendet. Hinzu kommen fast 100 Sachbeschädigungen. Das richtige Schloss spielt in der Prävention eine wichtige Rolle. Sogar zwei Volkschulkinder konnten ein Schloss bei einem Test des KFV binnen sechs Sekunden zerschneiden. KFV und das BK erklären, mit welchen Schlössern und Präventionsmaßnahmen man Diebe abschrecken kann.

Wien, 16. April 2024. E-Scooter haben nicht nur das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung verändert, sondern auch die Polizeiliche Anzeigenstatistik. Anders als früher, als Eigentumsdelikte an E-Scootern und E-Bikes in der Statistik nur als gemeinsame Zahl erfasst wurden, hat das Bundeskriminalamt nun erstmals die Delikte an E-Scootern separat ausgewiesen. Dabei zeigt sich, dass im Jahr 2023 in Österreich insgesamt 3.233 Eigentumsdelikte in Zusammenhang mit E-Scootern begangen wurden. Mehr als 1.500 Scooter davon fielen einem einfachen Diebstahl zum Opfer, in fast 1.500 weiteren Fällen waren die E-Scooter entweder mit einem Schloss gesichert oder sie wurden aus versperrten Räumen entwendet. Hinzu kommen noch 94 Sachbeschädigungen und andere Delikte.

So einfach ticken E-Scooter-Diebe

„Aus Täter-Studien in der Vergangenheit wissen wir, dass sehr viele Verbrecher ihre Objekte danach auswählen, wie diese gesichert sind. Wenn also drei E-Scooter nebeneinander parken und einer davon ist gar nicht gesichert, der andere hat ein simples Schloss und der Dritte hat zwei moderne und widerstandsfähige Schlösser, dann wählt ein Dieb mit hoher Wahrscheinlichkeit sein Objekt der Begierde nicht nach der Farbe aus“, ist Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV überzeugt. Zudem gibt der Experte zu bedenken, dass einfache Schlösser zwar wenig Gewicht haben mögen und daher einfach zu transportieren sind, diese sind mit dem passenden Werkzeug aber auch sehr leicht zu knacken. Sogar zwei Volkschulkinder konnten ein Schloss bei einem Test des KFV binnen sechs Sekunden zerschneiden. (s. Foto).

Da E-Scooter vor allem für das rasche Zurücklegen von kürzeren Wegstrecken in der Stadt genutzt werden, eröffnet das häufige Abstellen im öffentlichen Raum auch sehr viele Gelegenheiten für Diebe. Vor allem dann, wenn nach jedem Abstellen aus Bequemlichkeit auf das ausreichende Sichern mittels empfehlenswerter Schlösser verzichtet wird. Anders als Motorräder oder auch größere Fahrräder können E-Scooter binnen Sekunden im Kofferraum der Diebe „spurlos“ verschwinden, wenn diese nicht an einem festen Objekt mit einem widerstandsfähigen Schloss gesichert werden.

„Aus Täter-Studien in der Vergangenheit wissen wir, dass sehr viele Verbrecher ihre Objekte danach auswählen, wie diese gesichert sind“

Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Recht- und Normen im KFV
Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV©KFV

Aber was macht eigentlich ein gutes Schloss aus? „Gute Schlösser erkennt man laut einer alten Faustregel am hohen Gewicht, wobei es mittlerweile aber auch äußerst robuste Textilschlösser gibt, die relativ leicht sind“, so Dr. Kaltenegger. „Um Dieben das Leben so schwer wie möglich zu machen, empfehlen wir allerdings die Kombination von mehreren Sicherheitsmechanismen, wie zum Beispiel die Verwendung eines Bügelschlosses in Verbindung mit einem Bremsscheibenschloss, das auch alarmgesichert ist. Auf jeden Fall sollte das zweite Schloss die Schwächen des ersten Schlosses ausgleichen“, so der Experte. Bügelschlösser bieten gute Sicherheit, indem sie den Rahmen des Scooters mit einem festen Objekt wie beispielsweise einem Pfosten oder einem Geländer sichern. Bremsscheibenschlösser sind robuste Vorrichtungen, die direkt an der Bremsscheibe des Scooters angebracht werden und auch mit Alarmfunktionen erhältlich sind. Sie bieten zusätzliche Sicherheit und verhindern das Wegfahren oder Wegschieben des E-Rollers.

Smarte Schlösser sind auf dem Vormarsch

Aber auch smarte Schlösser und moderne GPS-Tracking-Systeme gewinnen immer mehr an Bedeutung, weil diese immer besser werden. Smarte Schlösser, die mit dem Smartphone des Besitzers verbunden sind, bieten nicht nur eine erhöhte Sicherheit durch individuell programmierbare Zugangscodes oder biometrische Erkennung, sondern ermöglichen auch eine Fernüberwachung des Fahrzeugs. Die Echtzeitbenachrichtigungen bei unbefugtem Zugriff oder Bewegung des Scooters stellen eine zusätzliche Sicherheitsebene dar. GPS-Tracking-Systeme erweitern diesen Schutz, indem sie die genaue Position eines gestohlenen E-Scooters verfolgen und übermitteln können, was die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Wiederbeschaffung deutlich erhöht.

Sandra Hrastnig, Pressesprecherin im Bundeskriminalamt gibt zudem zu Bedenken, dass E-Scooter nicht nur auf Abstellflächen beim Parken gestohlen werden können, sondern auch in Wohnhausanlagen: „Ähnlich wie bei Fahrrädern, die im Flur, im Kellerabteil oder in gemeinschaftlich genutzten Fahrradkellern abgestellt sind, können auch E-Scooter dort sehr leicht zur Beute werden.“ Daher empfiehlt es sich auch dort, den E-Scooter nicht nur in versperrten Räumen aufzubewahren, sondern den Roller auch noch zusätzlich mit einem sicheren Schloss an festen Objekten zu verankern.

Vor- und Nachteile herkömmlicher Schlösser:

  • Bügelschloss: Plus: Bietet sehr hohe Sicherheit und Stabilität. Minus: Hält aber auch professionellen Werkzeugen wie etwa Winkelschleifern nicht stand.
  • Textilschloss: Plus: Widerstandsfähig trotz geringem Gewicht. Minus: Es sind auch minderwertige Textilschlösser im Umlauf, die Metallsägen leicht nachgeben.
  • Kettenschloss: Plus: Gute Sicherheit. Erstaunlich robust gegen Winkelschleifer. Minus: Bei langer Kette relativ schwer.
  • Faltschloss: Plus: sehr handlich. Minus: Neben Winkelschleifern und Dietrichen auch anfällig für Mutternsprenger.
  • Handschellenschloss: Plus: Hochwertige Modelle bieten gute Sicherheit. Minus: Die Handschellen können mittels Mutternsprenger geknackt werden.
  • Bremsscheibenschloss: Plus: geringes Gewicht; auch mit Alarmfunkton erhältlich. Minus: kann nicht bei jedem Scooter verwendet werden. Primär als Zusatzschloss gedacht; Scooter sollte auch an festem Objekt befestigt werden.
  • Kabelschloss: Plus: leicht; einfach zu transportieren. Minus: Dünne Modell bieten kaum Widerstand gegen Diebstahl.

Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen gegen Diebstahl:

  • Notieren Sie präventiv die Seriennummer, Akkunummer und andere wichtige Merkmale Ihres Scooters und machen Sie ein Foto. Im Falle des Diebstahls können diese Daten der Polizei sehr hilfreich bei der Fahndung sein.
  • Nehmen Sie den Akku und andere teure Komponenten nach dem Abstellen mit (falls der Akku abnehmbar ist).
  • Stellen Sie den E-Scooter in einem versperrten Raum ab und sichern Sie ihn zusätzlich mit einem Schloss. Sehen Sie regelmäßig nach dem Rechten.
  • Im Freien sperrt man den Scooter an einem fix verankerten Gegenstand ab. Am besten an gut frequentierten Plätzen, die in der Nacht gut beleuchtet sind.
  • Im öffentlichen Raum sollten E-Scooter nicht längere Zeit unbeaufsichtigt abgestellt werden.
  • Manche Hersteller bieten GPS-Tracking an, das unbefugte Inbetriebnahme meldet.
  • Idealerweise parkt man den E-Scooter gar nicht im öffentlichen Raum.

Presseaussendung.pdf

Das KFV hat zum Knacken billiger Schlösser auch einen Live-Test mit Passant*innen durchgeführt. Sie finden das Video dazu auf unserer Instagram-Seite.