Wien, 21. März 2017.Das KFV zieht Bilanz: 794.648 Menschen verunglückten in Österreich im Jahr 2016 bei Unfällen (2015: 801.032), darunter 26.860 Schwerverletzte. 2.548 Österreicher starben an den Folgen eines Unfalls. Damit ist die Anzahl der Verletzten in den letzten zehn Jahren um neun Prozent gesunken, die Zahl der Toten und Schwerverletzten stagniert seit Jahren auf hohem Niveau.
Allein 595.600 Menschen verunfallten bei Heim-, Freizeit- und Sportunfällen. „Nach wie vor haben Heim- und Freizeitunfälle den mit Abstand größten Anteil am Unfallgeschehen in Österreich. Erfreuliche Rückgänge konnten in den vergangenen Jahren nur bei Verkehrsunfällen sowie bei Unfällen in der Arbeit oder Schule erreicht werden. Im Heim- und Freizeitbereich gilt es daher, endlich, ähnlich wirksame Programme und Maßnahmen wie im Verkehrsbereich zu installieren“, betont Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV, im Rahmen einer Pressekonferenz.
Zahl der Verletzten in Österreich leicht sinkend. Als einzige Organisation in Österreich erhebt das KFV in der Österreichischen Unfalldatenbank (IDB – Injury Database Austria) Verletzungsmuster und Häufigkeiten von Unfällen. Diese fließen auf internationaler Ebene in die European Injury Database ein und ermöglichen eine systematische Präventionsarbeit über Grenzen hinweg.
Zuhause passieren besonders viele Unfälle. 306.800 Menschen in Österreich verletzten sich im Jahr 2016 bei Haushaltsunfällen. Damit ist das eigene Zuhause und die nähere Wohnumgebung der häufigste Unfallort. 36 Prozent aller Unfälle (288.800 Verletzte) passierten in der Freizeit bzw. bei der Ausübung eines Freizeitsports, 81.900 Verletzte gab es bei Straßenverkehrsunfällen. In der Arbeit bzw. der Schule ereigneten sich 14 Prozent aller Unfälle. Der höchste Anteil an Schwerverletzten findet sich im Haushalt, gefolgt vom Straßenverkehr, wobei in den eigenen vier Wänden vorrangig ältere Personen verunfallten, während jüngere Personen eher im Straßenverkehr schwer verunglückten. Tödliche Unfälle ereignen sich vorrangig in den Bereichen Haushalt und Freizeit. „Gerade ältere Personen verunglücken besonders häufig in den eigenen vier Wänden. Für sie können schon kleine Stolperfallen zur Gefahr werden. Aber auch bei den Jüngeren sind Haushaltsunfälle keine Seltenheit. Gerade im Eigenheim werden Gefahren häufig unterschätzt – und beispielsweise leichtfertig ein wackeliger Sessel anstelle einer standfesten Leiter verwendet“, erläutert Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Forschungsleiter im KFV.
Hohe Unfallzahlen bei Senioren. Während es in Österreich einen leichten erfreulichen Rückgang bei Kinderunfällen gibt, steigt die Unfallzahl der verletzten und getöteten Personen ab 65 Jahren deutlich an. 218.300 Personen über 65 wurden im Jahr 2016 bei Unfällen verletzt (2007: 192.400), rund 73 Prozent der durch einen Unfall getöteten Personen sind in dieser Altersgruppe. 16 Prozent der Verletzten im Jahr 2016 waren Kinder unter 15 Jahren, verglichen mit 2007 ist die Zahl der verletzten Kinder demnach leicht zurückgegangen.
Männer verunglücken beim Sport, Frauen im Haushalt. Insgesamt waren im Jahr 2016 53 Prozent der Verletzten männlich, bei den Getöteten betrug der Männeranteil 56 Prozent. Während Männer vor allem beim Sport (68 Prozent) und im Straßenverkehr (55 Prozent) verunglücken, verunfallen Frauen eher im Haushalt (59 Prozent).
Sportunfälle: Fußball auf Platz Eins. Knapp 200.000 Unfälle ereigneten sich im Jahr 2016 bei der Sportausübung (in der Freizeit, im Verein, in der Schule). Fußball spielen, Ski- und Snowboarden sowie Wandern und Radsport sind die Top Sportunfälle im vorigen Jahr.
IDB-Austria. Die Europäische Union hat 1986 eine Statistik über Heim- und Freizeitunfälle eingerichtet – das European Home and Leisure Accident Surveillance System (EHLASS), die seit dem Beitritt zur EU (1995) auch für Österreich verpflichtend ist. EHLASS Austria startete 1996, wurde 2007 auf alle Verletzungsursachen ausgeweitet (IDB, Injury Database Austria) und seit dem Start vom KFV mit Förderung des Sozialministeriums ohne Unterbrechung durchgeführt. Die IDB Austria basiert auf Interviews mit Unfallopfern in ausgewählten Krankenhäusern, in denen detaillierte Fakten über die betroffene Person, beteiligte Produkte, Unfallursachen und Unfallschwere erhoben werden. Zusammen mit der Unfallbeschreibung ergibt dies eine einzigartige Datengrundlage für die Unfallprävention. Mit dem Berichtsjahr 2015 wurde eine neue Hochrechnungsmethode eingeführt, um aus relativen Anteilen absolute Zahlen für die spitalsbehandelten Verletzungen in Österreich zu schätzen. Diese kommt auch rückwirkend zur Anwendung, um vergleichbare Ergebnisse bis 2007 zu erhalten. Ergebnisse aus dieser neuen Hochrechnung weichen naturgemäß von bisher publizierten Ergebnissen ab.
Bilder der Pressekonferenz finden Sie unter dem folgenden Link: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/9030
Bildnachweis: KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)/APA-Fotoservice/Krisztian Juhasz – Abdruck honorarfrei
Unfälle 2016 nach Bundesländern
Bundesland | Zahl der Unfälle |
---|---|
Burgenland | 20.979 |
Kärnten | 54.323 |
Niederösterreich | 130.346 |
Oberösterreich | 138.237 |
Salzburg | 73.106 |
Steiermark | 116.376 |
Tirol | 81.334 |
Vorarlberg | 32.786 |
Wien | 147.261 |
Österreich | 794.748 |
KFV IDB Austria 2016; Unfälle = Verletzte plus Getötete; Wohnsitz Österreich; Krankenhaus, stationär und ambulant. Plus ca. 270.000 (Gesamt-Österreich) nur einmal-ambulant oder beim niedergelassenen Arzt behandelte Unfälle.