Künstliche Intelligenz: KFV ruft zu Gestaltung der Fahrausbildung der Zukunft auf

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Technologische Entwicklungen wie Fahrerassistenzsysteme für Fahrzeuge bieten zwar viele Vorteile, sie bringen aber eine wesentliche Gefahr mit sich: Der Mensch wird dadurch bequemer und verlässt sich zunehmend auf die Technik. Um Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und global Lösungswege anzustoßen, hat das KFV am 55. Kongress der Internationalen Kommission für Fahrprüfungen (CIECA) in Wien zum Thema der zweckmäßigen Neugestaltung der Fahrausbildungen eingeladen.

Wien, 26. Mai 2023. Schwerpunkt des international hochkarätig besetzten Kongresses am vergangenen Donnerstag war der Austausch über wichtige Entwicklungen im Bereich Fahrausbildung und Fahrprüfung, wie Veränderungen am Prüf- und Ausbildungssystem, der Integration moderner psychologischer und didaktischer Methoden sowie der Berücksichtigung demographischer Entwicklungen und Auswahl des geeigneten Einstiegalters in die selbstbestimmte Mobilität. Im Fokus stand auch das Thema Fahrerassistenzsysteme. Diese lassen bereits jetzt eine Veränderung im Fahrverhalten feststellen – im positiven wie auch im negativen Sinne. Das KFV fordert daher eine Auseinandersetzung mit den Faktoren Mensch und neuen Technologien im Rahmen der Fahrausbildung. Ein Entwurf der 4. EU-Führerscheinrichtlinie bringt Fahrt in die gesamteuropäische Diskussion rund um den Führerschein neu.

Wir stehen in der Fahrausbildung und der Unfallprävention am Beginn einer neuen Ära.

 

 

 

 


Autofahren gestern vs. heute
Das Autofahren hat sich verändert: Hat das Lösen der Handbremse auf einer Straße mit Gefälle früher die Schweißperlen auf die Stirn getrieben, sorgt nun heute die elektronische Feststellbremse dafür, dass sich das Auto hügelabwärts nicht selbständig macht. Der Spurhalteassistent unterstützt beim Halten der Fahrbahn; die Rückfahrkamera und der Parkassistent erleichtern u.a. das Einparken. Auch das selbständige Einparken des Autos ist bereits möglich.
Die Gefahr dabei: Zu viele verlassen sich auf die Technik. „Keine Frage: Assistenzsysteme sind praktisch und sie spielen auch mittlerweile in der Unfallprävention eine wesentliche Rolle. Wir gehen sogar davon aus, dass sich die Hälfte aller schweren Unfälle mithilfe von Assistenzsystemen verhindern lässt. Doch wir müssen auch auf die Nachteile schauen, denn Assistenzsysteme können überfordern oder dazu führen, dass der Mensch hinter dem Lenkrad nachlässig wird. Fahrerassistenten sind nur das: Assistenten. Wir müssen daher mitbedenken, wie sich Künstliche Intelligenz auf die Didaktik in der Fahrausbildung auswirken wird und bereits jetzt auswirkt“, so Mag. Christian Schimanofsky, Geschäftsführer des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).

Der Informationsstand zu Yarrive.com, einer App zur Führerscheinvorbereitung, mit Vertreter*innen des KFV

Gefahren aktueller technologischer Entwicklungen
Während die Systeme bei jedem Einsatz dazulernen, besteht beim Menschen die Gefahr, Fähigkeiten zu verlernen und etwa in Punkto Reaktionsfähigkeit und Risikokompetenz aus dem Training zu kommen. Zu leicht wird das Steuer aus der Hand gegeben – ein zukunftsweisendes Problem, das global für Kopfzerbrechen sorgt, wie das gemischte internationale Publikum am diesjährigen CIECA-Kongress zeigte. Einig war man sich darüber, dass es dringend notwendig ist zu thematisieren, wie sich neue Technologien auswirken, wie sie in der Fahrausbildung und -prüfung integriert werden können und wie jungen Menschen der sichere Umgang mit ihnen vermittelt werden kann.
Es stelle sich etwa die Frage nach der persönlichen Verantwortung. Die Fakten zeichnen hier ein klares Bild: Durch menschliches Versagen und Unachtsamkeit werden die meisten Unfälle verursacht. Daher das „Steuer“ vollständig an Fahrerassistenzsysteme abzugeben, sei aber nicht die Lösung. Vielmehr brauche es eine Neugestaltung der Fahrausbildung für einen sinnvollen Umgang und zielgerichteten Einsatz von Fahrerassistenzsystemen.

Fahrerassistenten sind nur das: Assistenten.

 

Maria Fleischer (KFV-Verkehrssicherheit) beim Informationsstand zu Fahrerassistenzsystemen

Fahrausbildung neu
„Wir stehen in der Fahrausbildung und der Unfallprävention am Beginn einer neuen Ära. Gesetzgeber, Fahrschulen, Fahrprüfer*innen und -lehrer*innen sind dafür verantwortlich, gut ausgebildete Fahrer*innen auf die Straßen Österreichs zu entlassen. Dazu müssen wir dringend darüber reden, welche Fähigkeiten sie heute und morgen brauchen, um diese Technologien richtig zu nutzen“, so KFV-Geschäftsführer Schimanofsky. Die Neugestaltung der Fahrprüfung sei dazu als Mittel zentral. Auch die menschliche Komponente dürfe nicht verloren gehen: „Unfälle sind keine Statistiken, sie haben ein Gesicht. Hinter Unfällen, die vom Menschen verursacht werden, stehen Menschen, die eine schmerzvolle Erfahrung machen mussten.“ Es gälte das Menschliche in die Fahrausbildung zu bringen, etwa durch Begegnungen mit Angehörigen von Unfallopfern. Schimanofsky: „Ich bin davon überzeugt, dass junge Menschen in der Fahrausbildung Verantwortung übernehmen können und man ihnen zutrauen kann, es besser zu machen. Je mehr Aufgaben die Technik im Verkehrsgeschehen übernimmt, desto stärker brauchen wir dieses Gegengewicht der Menschlichkeit, damit wir der Technik nicht blindlings vertrauen.“

Die Teilnehmer*innen am CIECA Kongress 2023

CIECA (International Commission for Driver Testing) ist die internationale Kommission für Fahrprüfungen. Zu den Mitgliedern zählen private und staatliche Organisationen aus 39 Ländern, die für die Durchführung von Führerscheinprüfungen in ihrem Land verantwortlich sind oder Forschung auf diesem Gebiet betreiben. Weiters fördert die CIECA die Entwicklung gemeinsamer Standards für die Führerscheinprüfungen in den einzelnen Mitgliedsländern. Das KFV ist seit 15 Jahren Mitglied der CIECA.

Presseaussendung pdf.