Durchschnittlich alle 4 Wochen stürzt in Österreich ein Kind aus dem Fenster und wird verletzt oder getötet, wie Auswertungen des KFV der vergangenen 13 Jahre zeigen. 2022 war mit 18 verletzten Kindern sogar derart ereignisreich, wie zuletzt das Jahr 2010, wobei die Betroffenen teilweise schwere bis lebensgefährliche Verletzungen davongetragen haben. Angesichts steigender Außentemperaturen erinnert der Fachbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV vorsichtig zu sein und sich dieses Risiko wieder aktuell ins Bewusstsein zu rufen: Kinder sollten beim Lüften nie unbeaufsichtigt bleiben, sich niemals an Insektengitter anlehnen und mittels Fenstersicherungen geschützt werden.
Wien, 24. März 2023. Die Statistik der Fensterstürze von Kindern im Zeitraum von 2010 bis 2022 zeigt eindeutig ein saisonales Muster. Im Jänner ereignen sich beispielsweise nur 1 Prozent aller Fälle, mit stetig steigender Tendenz im Frühling und Sommer. Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV, appelliert eindringlich an alle Aufsichtspersonen: „Fensterstürze sind besonders schwerwiegende Unfälle, die leider immer wieder auch tödlich enden. Bitte nehmen Sie daher das Risiko unbedingt ernst und lassen Sie Ihre Kleinkinder beim Lüften niemals unbeaufsichtigt im Zimmer.“
Aktuelle Umfrage zeigt Aufholbedarf bei Fenstersicherungen
In den vergangenen 13 Jahren wurden bei Fensterstürzen insgesamt 139 Kinder unter 15 Jahren verletzt und 17 getötet. 2022 war mit 18 verletzten Kindern sogar derart ereignisreich, wie zuletzt das Jahr 2010, wobei die Betroffenen teilweise schwere bis lebensgefährliche Verletzungen davongetragen haben. Drei Viertel (76%) aller Todesfälle betrafen im ausgewerteten Zeitraum Kleinkinder unter 5 Jahren. Wie zudem eine aktuelle Umfrage des KFV zeigt, ist das Bewusstsein für Sicherheitsvorkehrungen noch nicht immer in ausreichendem Maß vorhanden. Nur rund die Hälfte (49%) der Befragten nutzt derzeit Fenstersicherungen bzw. Fenstersperren. Dr. Trauner-Karner erklärt dazu: „Einfach zu öffnende Fenster können zur tödlichen Gefahr werden. Ideal sind daher versperrbare Kindersicherheitsgriffe bei Fenster und Balkontüren, denn diese lassen sich auch in arretiertem Zustand zum regelmäßigen Lüften kippen. Feste Absturzsicherungen vor den
Fenstern sind natürlich das Optimum“.
Sturzabsicherung für Katzen gesetzlich geregelt, für Kinder aber nicht
Trügerische Sicherheit gaukeln hingegen Fliegengitter vor, denn diese können beim Anlehnen bzw. dagegen drücken sehr leicht reißen. Wie die Statistik zeigt, ereigneten sich 16 Prozent aller Fensterstürze in Zusammenhang mit Insektengittern. Äußerst kurios mutet zudem der Umstand an, dass Fenster oder Balkone in Österreich zwar dann verpflichtend mit geeigneten Schutzvorrichtungen versehen werden müssen, wenn Katzen in den Räumen gehalten werden und die Gefahr eines Fenstersturzes besteht*. Wenn sich allerdings Kinder in privaten Wohnräumen befinden, gibt es noch keine adäquate gesetzliche Regelung für Sturzabsicherungen. „Wünschenswert wären auch positive Anreize, wie etwa die Einführung von Förderungen, um mehr Familien zum Einbau bzw. zur Nachrüstung von Sicherheitsvorrichtungen an Fenstern und Balkonen zu animieren. Ganz wesentlich bleiben zudem die Sensibilisierung und Eigeninitiative, denn Selbstvorwürfe nach einem Unfall bringen niemanden weiter, vermehrte Achtsamkeit und andere Präventivmaßnahmen können hingegen die Unfallhäufigkeit äußerst positiv beeinflussen.“
KFV-ExpertInnentipps, um Fensterstürze zu verhindern:
• Kleinkinder nie allein zu Hause lassen – auch dann nicht, wenn diese schlafen und
man nur kurz die Wohnung verlässt, um den Mistkübel zu leeren oder Milch zu holen.
• Beim Lüften sollte man den Nachwuchs besonders gut im Auge behalten. Klingelt der
Paketbote an der Tür oder läutet das Telefon im Nebenraum, nimmt man die Kinder
am besten mit.
• Gegenstände, die für Kinder reizvoll erscheinen, niemals auf Fensterbrettern und
Balkonbrüstungen platzieren.
• Kinder nutzen Sessel oder Tische manchmal geschickt als „Kletterhilfe“. Daher keine
Möbel in der Nähe von Fenstern oder Balkontüren stellen.
• Klare und altersgerechte Instruktionen an das Kind sowie an externe
Aufsichtspersonen, wie beispielsweise Großeltern und Babysitter, gehören ebenfalls
zu den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen.
• Versperrbare Kindersicherheitsgriffe bei Fenster und Balkontüren sind nur dann
effektiv, wenn man den Schlüssel abzieht und nicht offen herumliegen lässt.