Das Moped ist für Teenager der Einstieg in die motorisierte Mobilität – umso wichtiger ist eine Ausbildung, die mehr Augenmerk auf die Fahrpraxis legt. Absolutes Muss ist eine längst überfällige gesetzlich standardisierte Praxisprüfung zum Erwerb der Lenklizenz! Eine KFV-Studie zeigt: Das Fahrkönnen von Mopedausweis-Kandidat*innen gehört intensiver trainiert und getestet. Eine Reifeprüfung der überlebenswichtigen Art, die dringend aufgemotzt werden muss.
Der Traum vieler Teenager: das erste eigene Moped, mit dem man bereits im zarten Alter von 15 Jahren frei und unabhängig in die Schule, in den Job, in den Club düsen kann. Mit dem man auch den Freunden imponieren kann – aber dann … Ein Traum, der schnell zum Alptraum werden kann: Jede*r achte Mopedführerschein-Besitzer*in verunfallt mindestens einmal im Alter von 15 bis 17 Jahren mit dem geliebten Gefährt. Mehr als 2.300 Jugendliche verunglücken pro Jahr per Moped auf Österreichs Straßen, durchschnittlich 350 werden dabei schwer verletzt, fünf junge Menschen gar tödlich. „Die Statistik spricht eine dramatische Sprache: Mopedfahren ist junge Mobilität zu einem hohen Preis. Mehr Praxis auf dem Weg zum Mopedausweis ist daher dringend gefragt, eine gesetzlich geregelte Praxisprüfung ein absolutes Muss“, betont Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, KFV-Leiter des Forschungsbereichs Verkehrssicherheit.
Aufgemotzte Mopedprüfung: mehr Praxis – mehr Sicherheit!
Viele 15-jährigen Österreicher*innen erwerben alljährlich stolz und glücklich den heißbegehrten „Mopedschein“. Kein Wunder: Mopedfahren ist ein völlig neues Mobilitätserlebnis. Das Tempo ist höher als gewohnt, die Freiheit groß, das Leben schön. Jugendlicher Leichtsinn und euphorische Lebenslust überholen aber allzu oft mit Vollgas Vorsicht und Vernunft – der schöne Schein endloser Freiheit trügt mitunter schnell. Umso wichtiger ist eine aufgemotzte Mopedprüfung: Nicht nur die Theorie muss sitzen, auch das Fahrkönnen der jungen AM-Kandidat*innen.
Theorieprüfung reloaded – Praxisprüfung, bitte warten?
Die Theorieprüfung zum Erwerb der Mopedlenklizenz wurde in Österreich bereits im Jahr 2019 aufgepimpt: 300 neue Fragen, Umstellung auf Computerprüfung, rollierende Antworten. So weit, so gut – doch bei weitem noch nicht gut genug. Nicht nur das theoretische Know-how, auch das praktische Können der Moped-Neulinge gehört nach Meinung der KFV-Fachleute genauer unter die Lupe genommen. Denn derzeit müssen Österreichs Mopedschein-Anwärter*innen im Rahmen der Prüfung nur „ausreichende Fahrfertigkeiten“ nachweisen – ohne konkrete zu erfüllende gesetzliche Standards.
Same same but different: Anforderungen versus Ausbildungen AM & A1
Mopeds und 125-Kubik-Leichtmotorräder sind meist im gleichen (sub-)urbanen Verkehrsumfeld und mit ähnlichem Tempo unterwegs: Mehr als die Hälfte anonym befragter jugendlicher Mopedlenker*innen gaben an, ihre Mopeds illegal getunt zu haben. Fahrgeschwindigkeiten jenseits der 80 km/h sind mit auffrisierten Mopeds populär wie eh und je. Gesetzliche Sanktionen für diese Exzesse sind noch die mildeste Strafe, im Ernstfall wird dafür mit dem Leben bezahlt. Die Anforderungen des Straßenverkehrs an Moped- und 125er-Lenker*innen sind also de facto sehr ähnlich – die Ausbildungsbedingungen allerdings ganz und gar nicht. Für den Erwerb der Lenkberechtigungsklasse AM („Mopedausweis“) sind je 6 Unterrichtseinheiten Theorie & Platzausbildung und 2 Einheiten Fahren im Verkehr vorgeschrieben. Pflicht für A1-Bewerber*innen sind hingegen 26 Einheiten Theorie und 14 Einheiten Praxis, mit mindestens 10 Praxis-Lektionen im Straßenverkehr. Zudem müssen A1-Bewerber*innen eine praktische Prüfung absolvieren, die bei AM gänzlich fehlt!
KFV-Praxis-Test: 58 % der jungen Mopedlenker*innen durchgefallen
Eine KFV-Studie untersuchte den Effekt dieses unterschiedlichen Ausbildungsumfangs auf die Kompetenz von Fahranfänger*innen: 85 Mopedlenker*innen im Alter von 15-19 Jahren absolvierten per Moped freiwillig eine klassische A1-Fahrprüfung – die Resultate zeigen drastische Mankos in puncto Fahrsicherheit. Mehr als die Hälfte – 58 % – der Testpersonen scheiterten. Lebensgefährliche Fehler unterliefen Proband*innen beim Abbiegen und Queren an Kreuzungen, Zebrastreifen, Kreisverkehren und Eisenbahnkreuzungen sowie in der Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmenden. Fatalste Fehlerquellen: mangelnde Blicktechnik und falsche Tempowahl.
Alarmstufe Rot: Mehr Fokus auf praktische Mopedausbildung!
Für den KFV-Experten Klaus Robatsch sind diese Erkenntnisse ein Alarmsignal: „Die Resultate der KFV-Studie dokumentieren Alarmstufe Rot – wir brauchen dringend eine gesetzlich geregelte AM-Praxisprüfung. Vermehrter Fokus auf Fahrkönnen im Rahmen der Mopedlenkausbildung bringt höhere Fahrkompetenz im Straßenverkehr – ein essenzielles Plus an Sicherheit für mobile junge Menschen auf Österreichs Straßen, eine Reifeprüfung der überlebenswichtigen Art.“