Eine ernüchternde Bilanz zieht eine im Auftrag des KFV von EuroSafe durchgeführte Studie über die Entwicklung der Unfallprävention der letzten 15 Jahre in Europe – speziell im Bereich der Haushalts- und Freizeitunfälle. Nur wenige Mitgliedsstaaten sind den Empfehlungen der EU und der WHO aus den „Nullerjahren“ gefolgt und haben ausreichende Kapazitäten für die Bewältigung der steigenden gesundheitlichen und sozialen Herausforderungen durch „Privatunfälle“ geschaffen.
Unfälle sind die fünfthäufigste Todesursache in der EU. Während der Sicherheit im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz in den letzten Jahrzehnten viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde, war dies bei der Prävention von Haushalts- und Freizeitunfällen deutlich weniger der Fall. Was angesichts der Tatsache, dass sich in diesen Bereichen mehr als zwei Drittel aller Unfälle ereignen, überrascht.
Vielversprechende Initiativen. In den Jahren 2005 und 2007 haben die WHO Europa und der Rat der EU die Mitgliedstaaten aufgefordert, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die gesundheitliche Belastung durch Unfälle und Verletzungen zu verringern. Besonderes Augenmerk sollte auf die steigende Problematik der Haushalts- und Freizeitunfälle gelegt werden.
Ernüchternde Bilanz. Die Studie hat anhand von 18 Indikatoren in 33 westeuropäischen Ländern untersucht, welche der EU- bzw. WHO-Empfehlungen und in welchem Umfang mit Stand 2021 umgesetzt wurden. Zwar wurden in 23 Ländern wichtige nationale Unfallpräventionsmaßnahmen ermittelt, die meistens zur Sicherheit von Kindern, aber nur drei der untersuchten Länder (Finnland, die Niederlande und die Schweiz) verfügen über einen umfassenden nationalen Aktionsplan für die Sicherheit zu Hause und in der Freizeit.
Neue Anreize. Angesichts der immensen gesundheitlichen Belastung durch Unfälle von Kindern, Senioren und anderen gefährdeten Gruppen, Unfälle im Zusammenhang mit Konsumgütern und Dienstleistungen sowie Sportunfällen, lässt sich durch gezielte Prävention auch finanziell viel gewinnen. Die Studie empfiehlt daher den Stakeholdern der Unfallprävention in Europe, die Empfehlungen der WHO und des Rates der EU unter neuen Aspekten und mit neuem Schwung wieder aufzugreifen.
Zur Studie: Download
Unfälle in der EU. 154.000 Unfalltote und 32 Millionen Verletzte (vor COVID-19 rd. 39 Millionen Unfälle pro Jahr) – das ist die aktuelle Bilanz des Unfallgeschehens in der Europäischen Union (Quelle: WHO, EuroSafe, EU IDB, 2020). Unfälle sind somit die fünfhäufigste Todesursache in der EU; bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 19 Jahren sind Unfälle sogar die häufigste Todesursache. Tödliche Unfälle von alten Menschen steigen in den meisten EU-Staaten stark an. Der überwiegende Anteil aller spitalsbehandelten Unfälle (über drei Viertel) ereignet sich im Haushalts- und Freizeitbereich.