Nach einem pandemiebedingt stärkeren Rückgang der Unfallzahlen im Jahr 2020 steigen diese nun wieder deutlich an: 709.400 Menschen verletzten sich im Jahr 2021 bei Sport-, Haushalts- oder Verkehrsunfällen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten, so die Auswertungen der IDB-Datenbank des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). Die Zahl der Unfälle bewegt sich aktuell noch nicht auf Vor-Corona-Niveau (2019: 781.400 Verletzte), nähert sich diesem aber langsam wieder an. Haushaltsunfälle haben in Österreich den größten Anteil am Unfallgeschehen (301.700 Verletzte), gefolgt von Freizeitunfällen (225.900) und Verkehrsunfällen.
Wien, 24. März 2022. Im Jahr 2021 verletzten sich in Österreich 709.400 Menschen bei Unfällen (2019: 781.400) so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Das sind knapp 2.000 Menschen täglich! Damit nähert sich die Anzahl der Verletzten wieder an das Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019 an, so die aktuellen Auswertungen der KFV-Unfalldatenbank IDB-Austria. Die Zahl der Unfalltoten aus dem Jahr 2021 ist gemäß der Todesursachenstatistik der Statistik Austria noch nicht verfügbar, dennoch wurde schon im Jahr 2020 mit 3.093 Unfalltoten der Höchststand an (unfall-)getöteten Menschen seit 20 Jahren (seit dem Jahr 1995) erreicht. „Die Pandemie hatte in allen Lebensbereichen auch Auswirkungen auf das Unfallgeschehen. So verlagerten sich die Unfälle stark in den Haushalts- und Freizeitbereich. Viele Verletzungen wurden außerdem bei niedergelassenen Ärzten behandelt, um die Kapazitäten der Spitäler zu schonen. Besonders besorgniserregend ist die stark steigende Zahl der Unfallgetöteten in Österreich. Hier ist eine deutliche Übersterblichkeit zu verzeichnen – dass sich dieser Trend im Jahr 2021 fortgesetzt hat, ist zu befürchten, aber aufgrund fehlender Daten noch nicht bestätigbar. Gesundheitsrisiken präventiv vorzubeugen – und hier gehört Unfallprävention klar dazu – muss in Österreich einen deutlicheren Stellenwert mit konkreten Maßnahmen bekommen. Angesichts der Höhe der Zahlen sind eine schnellere Verfügbarkeit von Daten und nachhaltige Maßnahmen in der Unfallprävention wichtiger denn je“, so KFV-Direktor Dr. Othmar Thann.
Risikoreicher Haushalt
Den höchsten Anteil am Unfallgeschehen in Österreich hatten im Jahr 2021 Haushalts-, Freizeit- und Sportunfälle. 301.700 Menschen in Österreich verletzten sich im Vorjahr bei Haushaltsunfällen. Damit ist das eigene Zuhause und die nähere Wohnumgebung auf Platz eins der Unfallorte. Die Unfallursache Nummer eins ist nach wie vor der Sturz. 32 Prozent aller Unfälle (225.900 Verletzte) passierten in der Freizeit bzw. bei der Ausübung eines Freizeitsports, 90.800 Verletzte gab es gemäß der IDB-Austria bei Unfällen im Straßenverkehr (die Zahl der Verletzten bei polizeilich gemeldeten Straßenverkehrsunfällen wurde gemäß Statistik Austria für das Jahr 2021 noch nicht veröffentlicht).
Unfälle im Vorjahr: Verlagerung des Unfallgeschehens durch Corona
„Die Auswirkungen der Coronakrise auf das Unfallgeschehen in den verschiedenen Lebensbereichen lassen sich derzeit noch nicht zur Gänze einordnen, dennoch ist die Zahl der Unfälle, trotz einer anfänglich tendenziellen Vorsicht der Bevölkerung, hoch“, so Thann. So zeigt sich u.a. bei Straßenverkehrsunfällen ein Anstieg bei der Zahl der getöteten Pkw-Insassen, der Radfahrer und E-Bike-Lenker, Moped-Lenker und Leichtmotorradlenker. Als Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle 2021 gelten nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit, Unachtsamkeit/Ablenkung, Vorrangverletzung und die Missachtung von Geboten/Verboten.
ANHANG
IDB-Austria
Die Europäische Union hat 1986 eine Statistik über Heim- und Freizeitunfälle eingerichtet – das European Home and Leisure Accident Surveillance System (EHLASS), die seit dem Beitritt zur EU (1995) auch für Österreich verpflichtend ist. EHLASS Austria startete 1996, wurde 2007 auf alle Verletzungsursachen ausgeweitet (IDB, Injury Database Austria) und seit dem Start vom KFV mit Förderung des Sozialministeriums ohne Unterbrechung durchgeführt. Die IDB Austria basiert auf Interviews mit Unfallopfern in ausgewählten Krankenhäusern, in denen detaillierte Fakten über die betroffene Person, beteiligte Produkte, Unfallursachen und Unfallschwere erhoben werden. Zusammen mit der Unfallbeschreibung ergibt dies eine einzigartige Datengrundlage für die Unfallprävention. Mit dem Berichtsjahr 2015 wurde eine neue Hochrechnungsmethode eingeführt, um aus relativen Anteilen absolute Zahlen für die spitalsbehandelten Verletzungen in Österreich zu schätzen. Aufgrund der Covid-19 Pandemie kam es im Jahr 2020 zu zeitlich begrenzten Unterbrechungen der IDB, die zu Abweichungen der Ergebnisse führen können.
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