Schneeschuhwandern: Sichere Variante des Skitourengehens?

Schneeschuhwandern: Sichere Variante des Skitourengehens?

Schritt für Schritt in verschneiten Wäldern abseits vom Rummel der Skigebiete durch den Tiefschnee stapfen: Schneeschuhwandern ist ein besonderes Naturerlebnis. Der Wintersport verlangt keine besonderen technischen Fähigkeiten und bietet eine willkommene Alternative zum Skitourengehen. Aber Achtung: Auch beim Schneeschuhgehen ist man alpinen Gefahren ausgesetzt. Eine sorgfältige Tourenplanung unter Berücksichtigung der aktuellen Lawinensituation ist besonders wichtig.

Statistisch gesehen passieren beim Schneeschuhwandern zwar weniger Unfälle als beim Skitourengehen, dennoch verletzen sich rund 60 Personen pro Jahr so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen (KFV, IDB Austria 2017-2021). Seit 2018 kamen insgesamt neun Personen in Österreich beim Schneeschuhwandern ums Leben. Ein besonders tragischer Unfall ereignete sich im März 2020, beim dem fünf Schneeschuhwander*innen auf dem Dachstein von einer Lawine erfasst und getötet wurden. Nachfolgend ein Überblick der Unfälle mit Todesfolge seit 2018:

Fünf Schneeschuhwander*innen aus Tschechien wurden von einem sehr großen Schneebrett erfasst und verschüttet. Sie konnten nur noch tot geboren werden.

Ein 55-jähriger Österreicher rutsche beim Schneeschuhwandern auf dem Spitzköfele aus und stürzte mehrere hundert Meter über felsdurchsetztes Gelände ab. Der Mann erlag seinen Verletzungen.

Zwei Jäger, ein 28-jähriger Mann und seine 23-jährige Partnerin, waren mit Schneeschuhen unterwegs, um Wildfütterungen anzufüllen. Dabei wurden die beiden von einer Lawine erfasst und getötet.

Ein 53-jähriger Deutscher war mit seinem 24-jährigen Sohn auf einer mehrtägigen Schneeschuhwanderung unterwegs. Bei einer steilen, eisigen Passage zogen sich die Männer die Schneeschuhe aus. Der 53-Jährige rutschte aus und stürzte über steiles Gelände ab. Er verunfallt tödlich.

Ob auf Schneeschuhen oder Skiern unterwegs: Für Lawinen macht das keinen Unterschied
Lawinen sind die größte Gefahr für Schneeschuhwander*innen. Denn schon auf vermeintlich flachen Hängen können Schneebretter ausgelöst werden. Zudem kommt es beim Schneeschuhwandern aufgrund der punktuellen Belastung zu einer höheren Eindringtiefe, wodurch die Schneedecke im Vergleich zum Skitourengehen leichter gestört werden kann. Selbst wenn man im flachen Gelände unterwegs ist, gilt es, die Auslaufzonen von Lawinen zu beachten. Um sichere Schneeschuhtouren zu planen, sind daher profunde Lawinenkenntnisse erforderlich. Ein an die Lawinensituation angepasstes Verhalten (z. B. Einhalten von Entlastungsabständen) und das Mitführen der Lawinennotfallausrüstung – bestehend aus Lawinenverschüttetensuchgerät, Schaufel und Sonde – sind Minimalanforderungen für ein verantwortungsbewusstes Schneevergnügen. Wer sich der Sache nicht sicher ist, sollte das Angebot von geführten Touren nutzen – z. B. von den alpinen Vereinen.

Absturzgefahr im exponierten Gelände
Anspruchsvollere Schneeschuhwanderungen enthalten oft steile und ausgesetzte Passagen. Hier sollte man besonders vorsichtig sein – insbesondere, wenn es hart und eisig ist. Denn konstruktionsbedingt kommen Schneeschuhe hier schnell an ihre Grenzen. Die allermeisten Modelle sind zwar mit Krallen und Steighilfen ausgestattet, Querungen im Steilen sind aufgrund der Breite und Flexibilität der Schneeschuhe dennoch eine schwierige Angelegenheit. Wer ausrutscht, hat kaum eine Chance sich zu halten, da die Schneeschuhe unkontrolliert an den Füßen hängen und dadurch ein Abbremsen mit den Füßen erschwert wird. Im Zweifelsfall ist es besser, bereits bei der Tourenplanung auf derartige Passagen zu verzichten oder Steigeisen zu verwenden.

Fremden Spuren folgen kann gefährlich sein
Blindes Folgen vorgelaufener Spuren abseits der markierten Wege kann unbequeme Überraschungen mit sich bringen. Denn man weiß weder, wo genau die Spuren hinführen, noch wie gut die Vorschreiter*innen über die aktuelle Lawinensituation informiert sind. Man läuft Gefahr, in schwieriges Gelände zu gelangen und überfordert zu sein. Die Bergrettung muss immer wieder blockierte Bergsportler*innen – welche weder vor noch zurück können – bergen. Frische Spuren im Tiefschnee sind zudem keine Garantie, dass ein Hang lawinensicher ist. Besser ist es daher, sich ausreichend zu informieren und die Tourennavigation selbst in die Hand zu nehmen. Das Stapfen im unberührten Schnee macht außerdem viel mehr Freude.

Aufblasbare Schneeschuhe: (c)ABS Protection

Aufblasbare Schneeschuhe sind zwar leicht, aber auch weniger stabil
Die zunehmende Beliebtheit von Schneeschuhwandern hat zu neuen Innovationen geführt. Einige Hersteller bieten seit neuestem aufblasbare Schneeschuhe an (z. B. ABS und Small Foot). Der Vorteil: Die Geräte verfügen über eine große Auftriebsfläche bei geringem Gewicht und kleinem Packmaß. Allerdings bieten sie weniger Stabilität als klassische Rahmen- oder Hartplastikmodelle. Auf eisigen und steilen Hängen kommen sie daher schnell an ihre Einsatzgrenzen, wodurch Absturzgefahr besteht. Aufblasbare Schneeschuhe sollten somit ausschließlich für einfache Touren im flachen bzw. mäßig steilen Gelände verwendet werden.

KFV-Präventionstipps

  • Wettervorhersage und Lawinenlagebericht genau studieren.
  • Lawinennotfallausrüstung mitführen: Lawinenverschüttetensuchgerät, Schaufel und Sonde sind immer mit dabei. Zusätzlich gehören Biwaksack, Erste-Hilfe-Pack und Stirnlampe in den Rucksack.
  • Sorgfältige Tourenplanung: Steile, ausgesetzte Passagen meiden. Lawinenhänge umgehen. Dauer und Schwierigkeit an das schwächste Gruppenmitglied anpassen.
  • Wenn vorhanden: beschilderte Schneeschuhrouten benützen.
  • Schneeschuhtouren nicht allein. Wenn doch: Angehörige über die geplante Route informieren.
  • Ausreichend Pausen einlegen und genügend trinken.
  • Angebot geführter Touren nutzen und wertvolle Sicherheitstipps sammeln.

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