Millionen an entfallenen Schwimmstunden, der Komplettausfall von Schwimmunterricht in den Volksschulen und wenige oder gar keine Schwimmmöglichkeiten: Eine neue, repräsentative Studie des KFV zeigt, dass in Österreich rund 162.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 19 Jahren nicht schwimmen können, davon sind rund 132.000 bis neun Jahre alt. Aufgrund der Corona-Pandemie ist der Schwimmunterricht in den Schulen ausgefallen. Gerade für Kinder ist das Erlernen von Schwimmfähigkeiten besonders wichtig.
SCHWIMMKOMPETENZ IN ÖSTERREICH
In Österreich sterben jährlich zwischen 22 und 47 Personen an den Folgen eines Ertrinkungsunfalles, davon sind bis zu fünf Ertrinkungsopfer pro Jahr Kinder unter 15 Jahren. Bei tödlichen Kinderunfällen ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache (Q.: Statistik Austria, Todesursachenstatistik 2011-2020). Schwimmen zu können, kann daher überlebenswichtig sein.
Das KFV hat in einer aktuellen Studie die Schwimmkompetenz in der österreichischen Wohnbevölkerung erhoben. Der Schwerpunkt der Befragung lag auf den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die Schwimmkompetenz der Menschen, die in Österreich leben; im Speziellen auf die der Kinder.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass derzeit zwischen sieben und acht Prozent der österreichischen Bevölkerung ab fünf Jahren – das sind zwischen 600.000 und 700.000 Personen – nicht schwimmen können. Rund 20 Prozent schätzen ihre Schwimm-Skills generell als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein. Begründet werden die fehlenden bzw. schlechten Schwimmkenntnisse damit, dass man in der Familie nicht schwimmen gegangen ist (36%) bzw. die Eltern auch nicht schwimmen können (21%), dass es keinen Schwimmunterricht in der Schule gab (27%), dass es keine Schwimmbäder in der Nähe gibt bzw. diese pandemiebedingt geschlossen waren (jeweils 15%). Weiters hätten vier von zehn schlechten Schwimmern bzw. Nichtschwimmern (41%) im vergangenen Jahr gerne einen Kurs besucht, um ihre Schwimmkenntnisse zu verbessern. Dies war jedoch aufgrund der Corona-Pandemie gar nicht oder nur erschwert möglich.
SCHWIMMKOMPETENZ DER KINDER
Betrachtet man die Ergebnisse der Gruppe der Kinder und Jugendlichen im Alter von fünf bis 19 Jahren, zeigt sich, dass österreichweit 162.000 Kinder überhaupt nicht, und weitere 95.000 Kinder nur (sehr) unsicher schwimmen können. Kinder zwischen fünf und neun Jahren machen dabei den Großteil aus: 132.000 Kinder dieser Altersgruppe sind Nichtschwimmer, 51.000 Kinder sind (sehr) unsichere Schwimmer.
ENTFALLENER SCHWIMMUNTERRICHT
Infolge der Corona-Pandemie hatten viele Kinder nicht die Möglichkeit, Schwimmkurse im Rahmen des Schulsportunterrichts zu besuchen, da sie nicht stattgefunden haben: Vor der Pandemie sind Schüler*innen im Alter bis 19 Jahre rd. 6.200.000 Stunden pro Semester geschwommen. Aufgrund der Pandemie sind rd. 4.200.000 Schwimmstunden pro Halbjahr oder geschätzte 8.400.000 Stunden im gesamten Jahr entfallen.
Viele Kinder erwerben ihre Schwimmfähigkeiten im Rahmen des Schulsports. Laut aktueller KFV-Studie eigneten sich rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen (23%), die bereits schwimmen können, ihre Fähigkeit u. a. in der Schule an. Sieben Prozent haben ausschließlich in der Schule schwimmen gelernt. Besonders stark angewiesen auf den Schulschwimmunterricht sind Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien. Demnach kommt dem Schwimmunterricht im Rahmen des Schulsports eine besonders wichtige Bedeutung zu. So wird normalerweise sichergestellt, dass alle Kinder unabhängig ihrer sozialen Herkunft Zugang zu Schwimmkursen bekommen.
GESUNKENE SCHWIMMFREQUENZ
Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich der Anteil jener Kinder und Jugendlichen, die gar nicht schwimmen waren, mehr als verdoppelt (2021: 32 %, 2019: 14%). Wie die KFV-Schwimmstudie weiters zeigt, gab es nicht nur bei den Kindern eine große Veränderung ihrer Schwimm-Frequenz, sondern auch bei den Erwachsenen: So hat sich der Anteil jener Erwachsener, die im vergangenen Jahr nie schwimmen gegangen sind, ebenfalls mehr als verdoppelt (2021: 44 %; 2019: 20 %). Wie in vielen anderen Bereichen verstärkte die Pandemie auch beim Thema Schwimmen die bereits bestehenden Unterschiede in den Bevölkerungsgruppen. Sozial schwächer gestellte Bevölkerungsgruppen hatten in den vergangenen Monaten die wenigsten Möglichkeiten schwimmen zu gehen.
PRÄVENTIONSTIPPS
- Vernachlässigen Sie nie ihre Aufsichtspflicht: Wenige Minuten entscheiden zwischen Leben und Tod!
- Kind ist etwa 2 Minuten unter Wasser: Das Kind verliert das Bewusstsein!
- Kind ist etwa 3 Minuten unter Wasser: Sauerstoffmangel kann zu Gehirnschäden führen!
- Kind ist 5 Minuten unter Wasser: Sauerstoffmangel kann bereits zum Tod führen!
Kinder ertrinken lautlos!
- Auch kleinen Kindern kann man lernen, sich beim „in das Wasser schauen“ auf den Bauch zu legen. Dadurch wird das Risiko ungewollt das Gleichgewicht zu verlieren und ins Wasser zu fallen etwas reduziert.
- Kleiden Sie Kinder in gut sichtbaren Farben (Badekleidung) – im schlimmsten Fall der Fälle können Kinder unter Wasser so schneller aufgefunden werden.
- Sichern Sie Pools/Biotope/Schwimmteiche mit einem Zaun und einer selbstschließenden Tür. Dadurch wird der direkte Zugang zum Wasser verhindert.
- Alarmsysteme für Pool oder Gartenteich, die eine größere Bewegung im Wasser melden, bieten zusätzliche Sicherheit, können aber eine Aufsichtsperson nicht ersetzen.
- Auch erwachsene Schwimmer*innen können sich körperlich überfordern. Schwimmbojen sind gute Helfer, um sich im Falle eines gesundheitlichen Notfalls über Wasser zu halten.
Studienzusammenfassung Schwimmstudie 2021